Die Glücksformel für den Hund: 98 Tipps vom Hundeflüsterer (German Edition)
unausgeglichene Energie zu meiden.
Um als Rudelführer – und im Alltag – erfolgreich zu sein, müssen Sie auf Ihre Energie achten und lernen, sie zu kontrollieren, wenn Sie sich einmal nicht ruhig und entschlossen fühlen. Konzentrieren Sie sich darauf, wie es Ihnen gerade emotional geht, und achten Sie auf Ihre Körperhaltung. Normalerweise verrät unsere Körpersprache unseren Gefühlszustand. Wenn Sie nervös oder aufgeregt sind, ist Ihr Körper wahrscheinlich angespannt. Wenn Sie sich unsicher fühlen, sitzen oder stehen Sie meist gebeugt da.
Die Körpersprache kann unseren Gefühlszustand beeinflussen, und wenn Sie sich Ihre Körperhaltung immer wieder bewusst machen, ist das schon ein großer Schritt in Richtung ruhige, entschlossene Energie. Stehen Sie gerade, mit erhobenem Kopf, beide Füße fest auf dem Boden, die Schultern zurück und die Brust herausgedrückt. Verschränken Sie nicht die Arme und stecken Sie die Hände nicht in die Taschen. Atmen Sie tief ein und langsam wieder aus. Stehen Sie einige Minuten so da, konzentrieren Sie sich auf die Atmung und schließen Sie, wenn Sie können, die Augen. Konzentrieren Sie sich auf Gerüche und Geräusche. Gewöhnlich werden Sie so von selbst ruhiger. Merken Sie sich das Gefühl und die Körpersprache und üben Sie, auf Kommando in diesen Zustand überzugehen.
Wenn ein Hund in der Natur erregte oder unausgeglichene Energie ausstrahlt, deutet das Rudel das als Warnung vor unmittelbarer Gefahr. Es ist erstaunlich, wie schnell ein schlafendes Rudel Hunde aufspringt und auf höchste Wachsamkeit schaltet, wenn ein Hund bellt, und genauso verblüffend ist es, wie schnell sich alle wieder beruhigen, wenn der Rudelführer beschließt, dass keine Gefahr droht, und wieder ruhig und entschlossen wirkt. Sie sehen daran, wie wichtig es ist, beim Umgang mit dem Hund keine instabile Energie auszustrahlen. Wenn Sie das tun, senden Sie die Botschaft aus, dass etwas nicht stimmt. Vielleicht ahnen Sie gar nicht, welche Botschaften Sie Ihrem Hund vermitteln. Deshalb ist es so wichtig, sich der eigenen Energie bewusst zu werden und sie zu kontrollieren. Erst wenn Sie sich selbst unter Kontrolle haben, wird Ihnen das auch mit Ihrem Hund gelingen.
KERNPRINZIP 2:
Leben Sie in der Gegenwart.
Anders als Tiere verlieren sich Menschen häufig in Tagträumen. Während Sie dieses Buch lesen, haben Sie vielleicht daran gedacht, was Sie gefrühstückt haben oder dass Sie noch einkaufen müssen – und wenn Sie nicht aufpassen, müssen Sie den restlichen Absatz nochmals lesen, weil Sie gerade in Gedanken waren.
Ich weiß nicht, ob es einen evolutionären Vorteil für die menschliche Neigung gibt, gleichzeitig in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu leben, aber es liegt wohl an unserer hoch entwickelten Sprache, wenn wir Erinnerungen nachhängen, vom Urlaub träumen oder im Geist die Rede proben, mit der wir den Chef von einer Gehaltserhöhung überzeugen wollen.
Ich will damit nicht sagen, dass Tiere keinen Zugang zur Vergangenheit oder Zukunft haben. Ein Hund, der einmal Zwiebeln gefressen hat und dem davon schlecht wurde, ergreift schon beim Geruch von Zwiebeln die Flucht. Wenn ein Eichhörnchen Nüsse versteckt, weiß es, dass sie für später sind, aber es denkt nicht bewusst: «Das ist mein Essen für nächsten Dienstag.»
In beiden Fällen beeinflussen Vergangenheit und Zukunft nur in geringem Umfang, was im Augenblick geschieht. Nach der Erfahrung mit der Zwiebel setzt beim Hund keine Gedankenkette wie diese ein: «Ich rieche Zwiebeln. Oh, ich weiß noch, wie schlecht es mir ging, als ich einmal Zwiebeln gefressen habe. Ich laufe lieber weg.» Die Reaktion ist vielmehr instinktiv und unmittelbar. Die Erfahrung mit der Zwiebel hinterließ einen so starken Eindruck, dass der Reiz nun ohne logische Verknüpfung dahinter einen Fluchtreflex auslöst. Der Hund denkt auch nicht: «Ich hoffe, dass mir heute keine Zwiebeln begegnen.» Er denkt überhaupt nicht an Zwiebeln, bis sie wieder im Hier und Jetzt auftauchen.
Wir vergessen oft, dass Hunde im Augenblick leben, und das kann sich störend auf die Resozialisierung und das Training auswirken. Hunde, die ein Bein verloren haben oder nicht mehr hören oder sehen können, beklagen sich nicht über den Verlust ihrer Fähigkeiten. Sie setzen die ein, die sie noch haben, und vergeuden keine Zeit mit Selbstmitleid. Weil wir Menschen so besessen sind von der Vergangenheit, durchleben wir die traumatischen Erlebnisse des Hundes noch
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