Die Goblins 02 - Die Rückkehr der Goblins
eingesaute Held,
ein Anblick nicht von dieser Welt:
der Körper verschrammt und kaputt,
auf der Glatze noch Reste von Schutt.
Vorsicht vorm eingesauten Helden,
bei ihm hat kein Feind was zu melden.
Sein Gestank ist nicht von dieser Welt:
Ihr erstickt, wenn er zufällig auf euch fällt.
Jig gestattete sich einen raschen, wehmütigen Seufzer.
»Kobolde«, beantwortete er Kralks Frage.
Kralk legte den Kopf schief und war einen Augenblick lang sprachlos. »Sagtest du Kobolde?«
»Sie haben die meisten Oger versklavt oder getötet. Die übrigen sind aus der tieferen Kaverne geflohen. Die Kobolde werden uns und die Hobgoblins vernichten, wenn wir sie nicht aufhalten. Wir …«
Ein raues Lachen schnitt ihm das Wort ab. »Kobolde, die die tiefere Kaverne erobern?«, sagte Kralk, und ihr Gesicht verzerrte sich zu einer spöttischen Grimasse. »Das ist die beste Geschichte, die du dir ausdenken konntest? Wie konnten sie denn zu den Ogern kommen, ohne unsere Tunnel zu passieren?«
Sie drehte sich um und funkelte die übrigen Goblins an, die prompt in Hohngelächter ausbrachen. Ihr lärmender Spott rief unschöne Kindheitserinnerungen in Jig wach. Erinnerungen an den größten Teil seines Erwachsenendaseins auch.
Jig zog die Schultern hoch und erinnerte sich daran, was Pynne gesagt hatte, dass er es gewesen war, der den Kobolden den Weg geöffnet hatte. Er wusste immer noch nicht, was sie damit gemeint hatte, aber warum sollte sie sich eine solche Lüge ausdenken?
»Sie haben ein magisches Tor zu Straums Hort geöffnet. Ein Portal von ihrer Welt.«
Zu Jigs Überraschung begann das Gelächter zu ersterben. Glaubten sie ihm etwa tatsächlich?
»Hast du dieses Portal gesehen?«, fuhr Kralk ihn an.
Jig zögerte. »Nicht direkt.« Er hatte angenommen, sein Problem würde darin bestehen, die Goblins davon zu überzeugen, gegen die Kobolde zu kämpfen, nicht zuerst einmal die Existenz der Kobolde zu beweisen. Vielleicht sollte er für Kralk pinkeln.
Er zeigte in den Abfallraum, wo Schlitz und die Goblins immer noch warteten. »Sie waren dort. Sie haben gesehen …«
»Du erwartest von uns, dass wir dem Wort eines Hobgoblins Glauben schenken?«, warf Kralk schnell ein. »Oder dem zweier Goblins, die bei der Ausführung ihrer Befehle versagt haben?«
»Was für Befehle?«, fragte Braf. Grell packte ihn am Ohr, zog mit einem Ruck seinen Kopf an ihren Mund und flüsterte ihm etwas zu. Braf machte große Augen. »Oh, das stimmt! Hab ich ja ganz vergessen!« Er zog seinen Hakenzahn. »Soll ich’s jetzt gleich machen?«
Grell zog seinen Kopf wieder herunter und schlug ihm mit der anderen Hand schallend auf die Stirn.
Der Kopf von Kralks Morgenstern schwang hin und her, als sie den Stiel in ihrer Hand drehte. Während Jig sie beobachtete, dämmerte ihm allmählich, dass sie nicht wegen der Kobolde nervös war – sie machte sich Sorgen wegen ihm!
Sie hatte ihn auf diese Mission geschickt in der Hoffnung, ihn endgültig loszuwerden. Stattdessen war er lebendig, wenn auch etwas stinkend, zurückgekehrt und hatte die Nachricht von einer Invasion in den Berg mitgebracht. Kralk konnte es sich nicht leisten, ihm zu glauben, denn wenn sie es täte, würde sie Jig nochmal zum Helden machen. Er wäre derjenige, der die Bedrohung entdeckt hatte und heimgekehrt war, um von ihr zu berichten. Er wäre die logische Wahl, wenn es darum ginge, die Goblins gegen ihren neuen Feind zu führen. Ganz egal, was geschähe, an Jig, nicht an Kralk würden sich die Goblins erinnern.
»Du lügst«, sagte Kralk. »Und selbst wenn diese Kobolde existierten, warum sollten wir uns ihretwegen Gedanken machen? Sie müssten sich ja zuerst einmal durch die Hobgoblins kämpfen.«
»Denkt ihr Rattenfresser etwa, dass wir euch die Drecksarbeit abnehmen?«, rief Schlitz und trat vor. Eine der Goblinwachen stellte sich ihm entgegen, um ihn aufzuhalten; Schlitz versetzte ihm einen Stoß, der ihn in die Menge taumeln ließ. Mehrere andere Goblins mit Schwertern und Speeren stürmten nach vorn.
»Wartet!«, sagte Jig. Er ergriff Schlitz am Arm und zog ihn zurück.
Kralk und die Übrigen ließen Jig nicht aus den Augen. Er hatte immer geglaubt, Hobgoblins seien die Experten für Fallen, aber mit der Falle, die Kralk gestellt hatte, als sie ihn mit Walland Wallandson fortgeschickt hatte, hatte sie nicht nur Jig, sondern auch sich selbst gefangen. Kralk konnte ihn nicht am Leben lassen: Falls er den Häuptling anlog, war der Tod die einzig mögliche
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