Die Goblins 02 - Die Rückkehr der Goblins
was sie wählen werden.«
Sie konzentrierte sich auf die Echsenfische, die dem Tunnel am nächsten waren. Echsenfische sahen nicht besonders gut, daher war Vekas Sicht verschwommen, und es fiel ihr schwer, Farben zu unterscheiden, ganz zu schweigen davon, wie eigenartig es war, zu allem hochsehen zu müssen. Dafür waren die Tiere aber mit einem hervorragenden Gehör ausgestattet; nicht so scharf wie das der Riesenfledermaus, auf der sie geritten war, aber gut genug, um die Goblins flüstern zu hören. Sie konnte Jigs Worte nicht richtig verstehen, aber die wachsende Furcht in seiner Stimme entging ihr nicht. Wenn sie ihre drei Echsenfische im Tunnel nicht getötet hätten, wäre es ihr ein Leichtes gewesen, das Gespräch zu belauschen.
»Wenn Jig erst einmal erkennt, dass ihm die Optionen ausgegangen sind, dann wird er unser sein«, sagte sie. Sie zitterte vor Aufregung, was ihr Kopf ihr mit neuen stechenden Schmerzen dankte. Aber das hier war die Schmerzen wert. Die Tage, an denen sie allein im hintersten Winkel der Destillerie gehockt hatte und sich akribisch durch die verblassten Anweisungen eines alten Zauberbuchs geackert hatte, lagen jetzt endgültig hinter ihr: Veka war eine Zauberin geworden. Oder Hexenmeisterin? Hexenmeisterin klang beeindruckender. Veka die Hexenmeisterin.
»Schick wenigstens noch ein paar Echsenfische in den Tunnel«, jammerte Snixle.
»Jig wird zu mir kommen«, antwortete Veka. Ob er freiwillig kam oder von seinen Gefährten herausgeworfen wurde, war eine andere Frage.
Als hätte er ihre Gedanken gehört, trat Jig aus dem Tunnel. Selbst mit der verschwommenen Sicht der Echsenfische konnte Veka sehen, dass sein Atem schnell ging, wie bei einer Ratte, die am Schwanz über den Eintopfkessel gehalten wird. Er hatte das Schwert gezogen, machte aber keine Anstalten, die Echsenfische anzugreifen. Die kaputte Spitze der Klinge hing in Höhe seines Fußknöchels. Was war mit seinem Arm los? Ein saurer Geschmack deutete auf Koboldzauber hin. So wie es aussah, hatten die Kobolde sein Schwert verflucht. Offensichtlich war Jig nicht unversehrt im letzten Kampf davongekommen.
Hinter Jig kam Schlitz, der ihm eine Waffe in den Rücken drückte und ihn vorwärts trieb. Vekas Hals war plötzlich wie zugeschnürt: Der Hobgoblin sollte doch eigentlich tot sein! Sie hatte gesehen, wie Grell ihm ein Schwert in die Brust gerammt hatte! Jig musste ihn geheilt haben, obwohl sie nicht verstehen konnte, warum er so viel Magie an einen Hobgoblin verschwendet haben sollte.
Grell hielt irgendeine provisorische Laterne in der Hand, die mit stinkendem schwarzen Rauch brannte. Braf stand auf der anderen Seite von Jig, anscheinend mit leeren Händen.
»Geht zurück!«, rief Veka ihnen zu. »Sagt euren Leuten, sie sollen keinen Widerstand leisten, und die Kobolde werden euch vielleicht am Leben lassen!«
»In Ordnung«, meinte Jig und drehte sich zum Gehen um. »Ich werde es ausrichten.«
»Du nicht!«, blaffte Veka.
Jig blieb am Rand des Sandes stehen. Seine Augen hefteten sich auf den nächsten Echsenfisch.
»Fürchte dich nicht, Jig Drachentöter!«, sagte sie.
»Sie gehorchen meinem Willen und nur meinem Willen allein!« Zum Beweis befahl sie den Echsenfischen vor Jig, sich zur Seite zu bewegen und ihm einen Pfad zu bahnen.
»Veka, glaubst du denn wirklich, dass die Kobolde uns leben lassen werden?«, rief Jig.
»Sie wollen diesen Berg«, rief Veka zurück. »Ob wir tot sind oder fortgezogen, spielt für sie keine Rolle. Die Stärksten werden diesen Ort regieren. Und ist es so nicht schon immer gewesen? Früher waren es Straum und der Nekromant, die den Großteil des Berges beherrschten. Die Kobolde sind sogar noch mächtiger, und sie haben diesen Platz zu ihrer Heimat erkoren.«
Sie konnte sehen, wie Jig zitterte, als er an den hungrigen Echsenfischen vorbei auf sie zukam. Veka biss die Zähne zusammen, während sie fortfuhr, ihm den Weg freizumachen. Würde es ihn denn umbringen, ein bisschen schneller zu gehen?
»Lass die Waffe fallen!«, rief Snixle mit ihrer Stimme.
Jig mühte sich ab, um seinen Schwertarm zu heben. Jetzt konnte Veka sehen, dass Lederbänder das Schwert an seinem Arm und seiner Hand festhielten. Wo die Haut zwischen dem Leder herausquoll, hatte sie eine violette Farbe angenommen. »Ich wollte, ich könnte.«
Als er den Strand zur Hälfte überquert hatte, hob Veka die Hand. »Das ist weit genug, Jig Drachentöter! Ab diesem Punkt wirst du dich meinem Willen unterwerfen!«
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