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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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wischen, bevor er bemerkte, dass sich Kragen und Schulterpartie mit Blut vollgesogen hatten und er das müßige Unterfangen einstellte.
    Struttners Hecheln begann schwächer zu werden, gleich einer aufziehbaren Spieluhr, deren Melodie langsamer wurde. Das Gesicht des Offiziers war nun gänzlich weiß, die Augen, noch farbloser als zuvor, starrten unbeweglich in die Ferne. Nur das beständige Zittern und der schwache, in Stößen gehende Atem erinnerten daran, dass sich hinter dieser Totenmaske noch Leben verbarg. Clarson wandte sich ab, um sich umzuschauen. Er benötigte einen Moment zur Orientierung, denn die Mauer der Versuchsanstalt war hinter den Bäumen verschwunden. Noch waren nirgendwo Verfolger auszumachen. Die vollkommene Stille des Ortes machte einen beinahe vergessen, dass man sich am Rande einer Millionen-Metropole befand.
    Seinen rechten Arm um ihre Schultern gelegt, wandten sie sich stumm zum Gehen, den sterbenden Obersturmführer hinter sich lassend. Ariane hielt Clarsons Reisepass in der Hand, ihr Beutestück aus Struttners Jackentasche.
    »Da der Frieden gestern auf so wunderbare Weise gerettet wurde«, sagte sie leise, »sollte es eigentlich keine Unterbrechungen im Flugverkehr geben.«

Epilog 1
    Dichte Dampfwolken ausstoßend, zog die mit schwarz-weiß-roten Girlanden geschmückte Lokomotive die angehängten Waggons langsam und gemessen auf Gleis Eins des Görlitzer Bahnhofs im Zentrum von Berlin. Die Militärkapelle intonierte dazu einen der stampfenden preußischen Märsche. Zwei Tage nach seinem Einzug in Prag kehrte der Sieger eines unblutigen Feldzuges in die Hauptstadt des Reiches zurück.
    Propagandaminister Goebbels hatte sich persönlich sämtlicher Details angenommen und den Empfang wie einen Triumphzug eines römischen Cäsaren orchestriert. Selbst der Wettergott zeigte sich dem Ereignis zugeneigt. Die Mittagssonne lachte an einem nahezu wolkenlosen Himmel   – Führerwetter .
    Der Zaun zum Vorplatz des Bahnhofs war eigens für das Ereignis eingerissen worden, um dem Aufmarsch einer Unzahl uniformierter Männer Platz zu machen. Aus Sperrholz hatte man zwei Besuchertribünen errichtet: eine kleinere für die Vertreter der in- und ausländischen Presse und eine weitläufigere, angefüllt mit dreihundert geladenen Gästen.
    Daneben harrten bereits seit Stunden Schaulustige aus, die von hier ab zu Tausenden den langen Weg zur Reichskanzlei säumten, in der Hoffnung, einen Blick auf ihren Führer erhaschen zu können, wenn dieser aufrecht stehend in einer offenen Mercedes-Limousine ein Bad in der Menge nehmen würde.
    SS und Wehrmacht hatten Ehrenformationen abgestellt. Eine Hundertschaft der Leibstandarte mit auf Härte trainierten Gesichtern hielt sich die polierten Gewehre mit weißen Handschuhen fest umklammert vor die Brust, die Bajonette aufgepflanzt. Zwei Schritte davor stand ihr Kommandeur, Obergruppenführer Sepp Dietrich, einer von Hitlers alten bayerischen Kampfkumpanen. Schulter an Schulter mit der Einheit der SS folgte in graugrünen Wehrmachtsuniformen die Gardekompanie des 9.   Potsdamer Infanterieregiments, an ihrer Spitze Oberst Clemens Nausitz in tadelloser Haltung.
    Der Führer und Reichskanzler des Großdeutschen Reiches schritt die engen Stufen des Waggons hinab, betrat mit todernster Miene, doch unverkennbarer Selbstzufriedenheit das Pflaster des Bahnsteigs und glättete mit der Hand flüchtig seine parteibraune Uniform, an deren linker Seite die üblichen drei Auszeichnungen hefteten: das goldene Parteiabzeichen mit der Gravur Nummer   1 auf der Rückseite, darunter das Eiserne Kreuz erster Klasse sowie das Verwundetenabzeichen, beide aus seiner Dienstzeit in den Schützengräben des Weltkriegs. Er begann mit entschlossenem Schritt, den Arm zum Gruß von sich gestreckt, über einen roten Teppich die Reihen der angetretenen Soldaten abzuschreiten. In ehrfürchtigem Abstand folgten ihm Außenminister von Ribbentrop, OKW-Chef Keitel und Reichsführer-SS Himmler, die gemeinsam mit Hitler aus Prag zurückgekehrt waren.
    Am Ende der Ehrenformationen wartete der Pulk des Führungskorps des Regimes: Reichsminister, Reichs- und Gauleiter der Partei, Spitzen der SS und hochrangige Offiziere der Wehrmacht. Allein der Generalstabschef des Heeres hatte sich krankgemeldet.
    Hitler nahm eine vorgezeichnete Position auf einer quadratischen Teppichfläche im gleichen Rot ein. Hinter ihn traten die Oberbefehlshaber der drei Waffengattungen: Generaladmiral Raeder, Generaloberst von

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