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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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Propagandaministerium? Nicht, dass ich Sie darum beneiden würde«, lachte Göring und wandte sich wieder dem Buffet zu.
    Clarson schaute zu Ariane hinüber, die sich charmant lächelnd mit drei uniformierten Herren unterhielt. Wie stets bei gesellschaftlichen Anlässen machte ihr lebhaftes Wesen sie zu einem natürlichen Anziehungspunkt. Die Unterbrechung von Hitlers Vorträgen schien man allenthalben zu genießen.
    Ein gedrungener Mann mit rundem Gesicht und Stiernacken, den Bauch in eine braune Parteiuniform gezwängt, kam auf ihn zu.
    »Wie schlägt sich unser Freund Mosley?«, fragte er leutselig, während seine Augen Clarsons Mimik absuchten.
    Oswald Mosley, der Anführer der British Union of Fashists, führte ein Schattendasein im politischen Leben der Insel. Seine Anhängerschaft, die sogenannten Blackshirts, zählte nur wenige Tausend.
    »Er wird bei den nächsten Wahlen kaum eine Chance haben, ins Unterhaus einzuziehen«, antwortete Clarson.
    »Ja, ich fürchte, es nicht einfach für ihn«, nickte der Mann. »Und wie geht es seiner reizenden Frau?«
    »Ausgezeichnet«, antwortete Clarson, der jedwedem Kontakt mit den Mosleys aus dem Weg gegangen war.
    »Ist sie denn wieder genesen?«
    Clarson stutzte einen Augenblick. »Es tut mir leid zu hören, dass sie nicht wohlauf ist.«
    »Sie wissen nichts von ihrer Krankheit? Die Mosleys sind doch eng mit der Familie Goebbels verbunden.«
    Oswald und Diana Mosley hatten vor drei Jahren in Goebbels’ Berliner Stadtvilla in Anwesenheit Hitlers geheiratet.
    »Ich hatte lange nicht mehr das Vergnügen, selbst mit Mosley zu sprechen. Mein Vater indes ist ein guter Freund der Familie und hätte mir gewiss berichtet, wenn das Befinden der gnädigen Frau zu ernsthafter Sorge Anlass geben würde.«
    Das war leider wahr. Sein alter Herr verkehrte regelmäßig mit Mosley und dessen politischen Kumpanen. Clarson hegte den unbequemen Verdacht, dass nur die Sorge, die Geschäfte könnten Schaden nehmen, seinen Vater davon abhielt, sich offen zur britischen Faschistenbewegung zu bekennen.
    »Seltsam«, erwiderte sein Gegenüber, dessen Namen sich einzuprägen Clarson bei der Begrüßung versäumt hatte.
    Die Tür zum Nebenraum öffnete sich und Hitler kehrte zurück. »Meine hochverehrten Damen, meine Herren«, nickte er in die Runde, »es ist Zeit für mich aufzubrechen.« An Ariane und Clarson gerichtet fügte er hinzu: »Es war eine sehr angenehme Unterhaltung.«
    Im Hintergrund lächelte Goebbels zufrieden. Hitler verabschiedete sich mit einem umständlichen Handkuss bei den Damen und hob kurz die Hand zum Rest der Gruppe. Eilfertig trat Göring hinzu und machte Anstalten, seinen Führer zur Tür zu begleiten. Doch Hitler hielt inne, ergriff Görings Rechte mit beiden Händen und sagte im Ton falscher Fürsorglichkeit: »Sie wirken erschöpft, mein lieber Göring. Sie lasten sich zu viel auf. Sie sollten einmal ausspannen. Eine Kur würde Ihnen gut tun.«
    Göring versuchte eine Entgegnung. »Mein Führer, ich   –«
    »Glauben Sie mir, es ist das Beste so. Fahren Sie in den Süden, wo es schon warm ist. Warum nicht Italien?«Hitler nickte als Zeichen, dass er keine Antwort erwartete. Er wandte sich wortlos um und verließ, von den Goebbels’ begleitet, den Salon. Göring blieb für ein paar lange Sekunden mit versteinerter Miene im Raum stehen. Dann winkte er den jungen Luftwaffenoffizier herbei und marschierte ohne jeden Abschied zum Ausgang.

6
    Friedrich Weihnacht rannte keuchend die hölzernen Stufen des engen Seitentreppenhauses hinauf. Oben angelangt hielt er schwer atmend inne und lauschte. Sein Verfolger holte schnell auf, zwei, drei Stufen mit jedem Schritt nehmend. Weihnacht stieß sich vom Geländer ab, hetzte durch den leeren Korridor, riss die Tür zu seinem Dienstzimmer auf und erreichte das Telefon. Einen endlosen Moment lang antwortete niemand. Nach Atem ringend versuchte er mit der linken Handfläche das stechend rasende Herz zu beruhigen. Schließlich vernahm er eine freundliche Frauenstimme: »Vermittlung. Mit wem darf ich verbinden?«
    Auf dem Gang hörte er die klackenden Geräusche rasch näher kommender Uniformstiefel. Er zögerte. Kein Mensch konnte ihm jetzt noch helfen. Da war niemand, den er warnen konnte, ohne ihn zu verraten und damit gleichsam das Todesurteil über ihn zu sprechen. Er ließ den Hörer fallen und eilte um den Schreibtisch.
    Die Schritte vor der Tür wurden langsamer, bestimmter. Sein Verfolger war nicht mehr in Eile. Er wusste

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