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Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Diesen Weg musste Guederic acht Mal hin und her gelaufen sein, so schnell er konnte. Er hatte seine Gefährten, die zudem schwere Reisekleider, Waffen und Gepäck trugen, in Sicherheit gebracht und dabei vermutlich ständig Angst gehabt, nicht alle retten zu können. Die Entscheidung, welchen er als Nächsten forttrug, war ihm sicher nicht leichtgefallen. Was Guederic vollbracht hatte, war eine geradezu übermenschliche Leistung. Josion hätte jedenfalls nicht mit ihm tauschen wollen. Vermutlich war Guederic sowieso der Einzige, der dazu imstande gewesen war. Wo auch immer die Kraft herrührte, die er bisweilen an den Tag legte…
    » Und du?«, fragte er. » Bist du auch irgendwann eingeschlafen?«
    Guederic zögerte einen Augenblick. Überlegte er, was die beste Antwort war? Schließlich entschied er sich wohl für die Wahrheit.
    » Nein, ich habe gar nicht geschlafen. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was mit euch los ist. Zeitweise fürchtete ich, dass ihr überhaupt nicht mehr aufwacht.«
    Mit gequälter Miene und tränenverquollenen Augen sah er zu Josion hoch. Ein solches Gesicht konnte nur Mitleid erregen.
    » Ich bin froh, dass du aufgewacht bist, Vetter«, fuhr Guederic mit einer Stimme fort, der man die unterdrückten Schluchzer noch anhörte. » Ich habe mich ganz schön einsam gefühlt.«
    Danach zog er sich wieder in sich zurück, aber Josion hatte genug gehört. Tröstend legte er ihm eine Hand auf die Schulter. Wie konnte dieses klägliche Häufchen Elend Sombre sein? Und sollte er tatsächlich einst ein Dämon gewesen sein, dann in einem anderen Leben. Heute gehörte dieser Körper allein Guederics sterblicher Seele.
    Trotz des Mitgefühls, das er für seinen Vetter empfand, rückte Josion nach einer Weile wieder ein wenig von ihm ab. Ihm fielen die unzähligen Male ein, bei denen sich Guederic nicht hatte beherrschen können und seine schlimmsten Seiten zum Vorschein gekommen waren. Das Töten bereitete ihm offensichtlich Vergnügen, und jedes Mal, wenn er einen Gegner besiegte, wuchs seine Kraft. Es gab einfach zu viele Anzeichen, die die grauenhafte Vermutung bestätigten: Guederic war Sombres Wiedergeburt. Was bedeutete, dass sich der mächtigste Gegner der Erben, der neben Saat für all das Leid verantwortlich war, das ihre Eltern und Großeltern erlitten hatten, unter ihnen befand. Und die Persönlichkeit des einstigen Dämons kam immer mehr zum Vorschein.
    Josions Mitleid schlug in Abscheu um. Nun sah er nur noch die Gestalt seines schlimmsten Feinds und seinen verwundbaren Hals. Sollte er die Zweifel an Guederics Loyalität nicht ein für alle Mal mit seinem Zarratt aus der Welt schaffen? Gleich darauf erschrak er über sich selbst. Guederic wandte ihm sein gequältes Gesicht zu, als wollte er sagen: » Mach schon, schlag zu! Worauf wartest du noch?«
    In diesem Moment drang das Gemurmel ihrer Gefährten an ihre Ohren. Die Erben erwachten einer nach dem anderen und fragten sich– so wie Josion ein paar Dezillen zuvor–, was mit ihnen geschehen war.
    » Ich werde ihnen sagen, dass du uns alle gerettet hast«, sagte Josion kurz entschlossen. » Und dann suchen wir weiter nach unseren Eltern. Gemeinsam.«
    Guederic nickte knapp. Er wagte nicht aufzusehen. Im Davongehen glaubte Josion ein leises » Danke« zu hören.
    Noch bevor Maara einen klaren Gedanken fassen konnte, fing sie an, nach ihrem Bruder zu suchen. Um nicht dem Schwindel zu erliegen, kroch sie auf allen vieren von einem zum nächsten. Als sie endlich auf Najel stieß, war ihre Erleichterung groß. Er schlief noch immer tief und fest und sah dabei aus wie ein kleines Kind, trotz seiner inzwischen fast vierzehn Jahre. An seiner Schläfe klebte getrocknetes Blut, und auf seinem jungenhaften Gesicht zeichnete sich ein Anflug von Entsetzen ab. Zögernd strich ihm die Barbarenprinzessin übers Haar. Zärtlichkeit war keine von Maaras Stärken, zumindest nicht, seit ihre Mutter gestorben war. Doch als die Wallattin von Erschöpfung überwältigt in den Schlaf gefallen war, hatte sie gefürchtet, ihren Bruder nie mehr wiederzusehen. Deshalb war dieser Augenblick kostbar. Doch rasch gewann die draufgängerische Art der Kriegerin wieder die Oberhand. Während Damián und Zejabel über die jüngsten Ereignisse zu sprechen begannen, sprang Maara auf, marschierte zu ihrem Gepäck, hob die Lowa auf, die ihr im Schlaf aus der Hand gerutscht war, und stapfte mit grimmiger Miene auf Guederic zu. Sie wollte Josion ausweichen, doch dieser baute

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