Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
sich vor ihr auf und fasste sie an der Schulter, ganz so, wie sie es befürchtet hatte.
» Lass mich vorbei!«, fauchte sie wütend. » Tu nicht so, als hättest du es nicht gehört. Du weißt genau, dass es die Wahrheit ist. Der Bastard ist ein Ungeheuer, der schlimmste Dämon, den die Welt je gesehen hat!«
» Das ist Guederic«, sagte Josion mit Nachdruck, » und niemand sonst. Unser Freund, unser Gefährte! Denk doch mal nach. Er kann unmöglich an dem schuld sein, was vor seiner Geburt geschehen ist.«
» Er ist Sombre, und das weißt du genau!«, beharrte die junge Frau. » Er hat es oft genug bewiesen. Sobald sein Gedächtnis vollständig zurückgekehrt ist, wird er uns allen die Köpfe einschlagen!«
» Das ist Guederic«, wiederholte Josion gebetsmühlenartig. » Außerdem hat er uns allen das Leben gerettet, indem er uns vom Höhleneingang fortgetragen hat.«
» Ja, nachdem wir seinetwegen fast getötet worden wären! Mein Vater hat es gewusst, davon bin ich überzeugt. Deshalb wollte er auch, dass mein Bruder und ich ihn töten. Ich habe es lange genug aufgeschoben. Lass mich vorbei, oder ich schwöre dir, du gehst mit ihm in den Tod!«
Trotz ihrer Drohung hob Maara ihre Waffe nicht; sie entwand sich lediglich Josions Griff. Dabei wäre es ihr ein Leichtes gewesen, sich durch einen Lowahieb zu befreien. Warum machte Josion alles nur so kompliziert? Wenn es nach Maara gegangen wäre, hätten die Gefährten die traurige Pflicht gemeinsam und wortlos erledigt. Aber stattdessen…
Stattdessen saß Guederic zehn Schritte von ihnen entfernt auf seinem Felsen und rührte sich nicht, obwohl er jedes Wort mit angehört haben musste. Nun näherten sich auch Zejabel und Damián, die Hand an der Waffe und mit ernstem Blick. Die Zü baute sich neben Maara auf, während Damián an die Seite seines Vetters trat. Als wäre die Lage nicht schon schwierig genug!
» Er ist mein Bruder«, sagte Damián fest. » Er ist kein Dämon. Auch Cael litt eine Zeit lang unter Persönlichkeitsschwankungen. Aber das heißt noch lange nicht…«
» Er ist Sombre«, schnitt ihm Zejabel das Wort ab. » Daran gibt es nun keinen Zweifel mehr. Nol hat ihn erkannt.«
Bleiernes Schweigen trat ein. Obwohl die Zü ihr recht gab, fühlte sich Maara, als hätte ihr jemand eine Klinge in den Leib gerammt. Für dieses Ungeheuer hatte sie Gefühle gehegt… Beinahe hätte sie mit ihm… Allein die Vorstellung war unerträglich!
» Wir wissen es nicht mit Sicherheit«, widersprach Damián. » Ich habe zwar selbst die Vermutung geäußert, dass einige Götter und Dämonen im Körper von Sterblichen wiedergeboren worden sind, aber deshalb dürfen wir nicht…«
» Deine Eltern wussten es«, sagte Zejabel. » Oder zumindest hatten sie einen begründeten Verdacht. Als Keb davon erfuhr, haben sie sich überworfen.«
Mit einem rätselhaften Blick auf Guederic fügte sie hinzu: » Keb riet ihnen, das Kind zu töten, aber sie weigerten sich– und das war das Ende ihrer Freundschaft.«
Trotz ihres Zorns fühlte Maara mit Damián, für den das Gesagte ein großer Schock sein musste. Er war ganz blass geworden und schien verzweifelt um Worte zu ringen. Ratlos wandte er sich zu seinem Bruder um, der immer noch dasaß und sich nicht rührte. Doch dann ging er– zum großen Missfallen der Wallattin– erneut zum Angriff über.
» Was hast du für Beweise? Und warum hast du uns das nicht schon früher gesagt?«, fragte er Zejabel vorwurfsvoll. » Warum rückst du ausgerechnet hier und jetzt damit heraus, kurz nachdem mein Bruder uns allen das Leben gerettet hat?«
» Weil ich nicht vollkommen sicher war«, verteidigte sich die Zü. » Weil ich das Offensichtliche nicht sehen wollte, so als könnte ich dadurch etwas an der Tatsache ändern. Mach mir keine Vorwürfe. Deine Eltern haben genauso gehandelt. Sie haben Guederic ebenso liebevoll aufgezogen wie dich.«
Der Kriegerin gefiel die Wendung, die das Gespräch nahm, ganz und gar nicht. Was sollten diese Gefühlsduseleien? Das machte alles nur noch schlimmer. Sombre saß ein paar Schritte von ihnen entfernt und schien sich nicht einmal wehren zu wollen. Man musste einfach nur hinübergehen und ihn mit einem gut gezielten Lowaschlag ins Jenseits befördern.
Trotzdem machte Maara keine Anstalten, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Schon damals in der Burg der Herzöge von Kercyan war sie nicht in der Lage gewesen, den schwarzhaarigen jungen Mann zu enthaupten. Das musste ein anderer übernehmen–
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