Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
und zwar schnell, bevor es zu spät war.
Die Wallattin setzte ihre ganze Hoffnung auf Zejabel, denn schließlich war die Zü zum Töten ausgebildet worden. Sie war sogar die oberste Vollstreckerin der Rachegöttin Zuïa gewesen und konnte ihre moralischen Bedenken gewiss zum Verstummen bringen. Außerdem hatte sie selbst mit angesehen, zu welchen Gräueltaten Sombre im Stande war.
Damián und Josion mussten den auffordernden Blick bemerkt haben, den Maara Zejabel zuwarf, denn sie schienen darauf zu warten, dass die Zü eine Entscheidung traf. Maara dachte erleichtert, dass Josion wohl nicht die Waffe gegen seine eigene Mutter erheben würde. Und Damián hätte ohnehin keine Chance gegen die einstige Mörderin.
» Also, was ist jetzt?«, schleuderte Damián Zejabel nervös entgegen. » Willst du wirklich ein Verbrechen begehen? Willst du deinen eigenen Neffen opfern?«
Überrascht riss Zejabel die Augen auf. » Auf keinen Fall«, versicherte sie. » Ich gebe zu, dass ich nach dem Schiffbruch darüber nachgedacht habe, aber da stand ich unter Schock. Jetzt habe ich wieder einen klaren Kopf. Ich habe meinen Freunden versprochen, dass ich über unsere Kinder wache, über all unsere Kinder, und nichts anderes werde ich tun.«
Vor den Augen einer versteinerten Maara trat sie zwei Schritte vor und stellte sich neben ihren Sohn und Damián.
» Außerdem«, fügte Zejabel hinzu, » bin ich das beste Beispiel dafür, dass sich jeder Mensch ändern kann, wenn ihm nur vergeben wird. Das dürfen wir nie vergessen.«
Wütend ballte Maara die Fäuste. Er war der Dämon, und sie behandelte man wie eine Abtrünnige. Waren die anderen denn alle blind? Natürlich war es eine schwere, wenn nicht gar grausame Entscheidung, aber Maara war dazu erzogen worden, eines Tages die wallattische Krone zu tragen. Sie wäre eine schlechte Barbarenkönigin, wenn sie vor einer schweren Entscheidung zurückschreckte. Dennoch könnten die anderen sie ruhig ein wenig unterstützen, statt ihr in den Rücken zu fallen…
» Lasst sie tun, was sie tun muss«, forderte plötzlich jemand mit schwerer Zunge.
Die anderen traten einen Schritt zur Seite und gaben den Blick auf Guederic frei. Er war aufgestanden und zu ihnen herübergekommen. Maara erschrak beim Anblick seines vom Kummer gezeichneten Gesichts, und als er plötzlich vor ihr auf die Knie fiel, entwich ihr vor Überraschung ein kleiner Schrei. Sein Blick war unendlich traurig.
» Wenn du willst, dass ich diese Welt verlasse, Maara, gibt es keinen Grund für mich, noch länger zu leben. Bringe es hinter dich…«
Er beugte sich vor und bot sein schutzloses Haupt ihrer Lowa dar. Da wurde die Kriegerin von ihren Gefühlen überwältigt. Sie versuchte sich zusammenzureißen, konnte die Tränen aber nicht mehr zurückhalten. Guederic wirkte so menschlich, so verwundbar… Seine Worte berührten sie zutiefst. So etwas Schönes hatte er nicht mehr gesagt, seit sie in den Tiefen Turm von Romin hinabgestiegen waren. Dort hatte er gegen den Gesang der Sirenen angekämpft und war seinen Freunden zu Hilfe gekommen, statt den Lockrufen des Karu zu folgen.
Völlig verwirrt fiel Maara nun ihrerseits auf die Knie. Sie erinnerte sich an die vielen Male, als Guederic ihr beigestanden hatte, angefangen mit dem Moment, als sie gemeinsam ihre Gwelome ins Meer geworfen hatten. Er hatte versprochen, dass er helfen würde, ihren Vater zu finden. Sollte sie dem Unglücklichen in dieser schweren Zeit nicht auch zur Seite stehen? Hatte Zejabel vielleicht recht? Musste sie Guederic verzeihen?
» Du bist ein Dämon… ein Dämon«, stammelte sie.
Da merkte sie erst, dass sie ihm die Arme um den Hals geworfen hatte und ihre Tränen an seinem Hals erstickte. Als er ihre Umarmung erwiderte, zunächst unbeholfen und dann mit aller Kraft, begriff sie, wie sehr sie einander brauchten.
Die drei Zeugen der Versöhnung wandten verlegen die Blicke ab. Doch dann gewann ihre Erleichterung die Oberhand. Gab es eine bessere Art, einen Streit beizulegen?
Genau in diesem Moment erwachte Najel, und kurz nach ihm schlug auch Lorilis die Augen auf. Josion, Zejabel und Maara gingen zu den Kindern hinüber, und die Brüder von Kercyan blieben allein zurück. Aber es gab auch keinen Grund mehr, weiter in der Wunde zu bohren. Alles war gesagt worden– zumindest fürs Erste. Guederic war und blieb einer der Erben.
Daran hatte Damián ohnehin keinen Augenblick gezweifelt. Er warf seinem Bruder einen beschämten Blick zu, als wollte er
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