Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5
Opfer ist - warum läßt du nicht sie über ihn richten?«
Alice, die gerade aus dem Schlafzimmer gekommen war, hatte die letzten Worte mitgehört. »So was, Dick!« sagte sie. »Sie ist also nicht dein Eigentum, und sie kann für sich allein sprechen! Stellt euch vor, Richard Burton hat das gesagt! Du hast dich wirklich geändert!«
»Das nehme ich auch an.«
»Zu schade, daß du dich nicht früher geändert hast, etwa nachdem wir uns getrennt hatten«, sagte Alice. »Weißt du, dann hätte ich mich besser gefühlt. Du lebst erst seit sehr kurzer Zeit mit der Chinesin zusammen, und doch hat sie schon alle möglichen Veränderungen bei dir bewirkt.«
»Sie hat nichts damit zu tun.«
»Wer denn, der liebe Gott? Oh, du bist unmöglich.«
»Wie geht es ihr?« fragte Nur.
»So gut, wie man es nach … danach erwarten kann. Aphra, Sophie und ich werden uns ein paar Tage um sie kümmern. Wenn du damit einverstanden bist, Dick?«
»Natürlich«, sagte Burton etwas steif. »Es ist sehr großzügig … mitfühlend … von euch.«
Sternenlöffel war unter dem Einfluß einer Droge, die der Computer angeraten hatte, eingeschlafen. Burton und Frigate schleppten sie auf einer Trage durch einen Seiteneingang hinaus und legten sie auf den Rücksitz eines riesigen, dampfbetriebenen Dobler-Automobils. Turpin fuhr die gewundene Straße zum Eingang entlang. Hier brachte Burton Sternenlöffel zu seinem Stuhl und flog mit ihr die kurze Strecke zum Eingang seiner Welt - und dann die lange zum Schloß aus Tausendundeiner Nacht. Die anderen folgten ihm. Nachdem Alice und Sophie Sternenlöffel ausgezogen und ins Bett gesteckt hatten, ließ man sie allein.
»Wenn sie aufwacht, müßte sie eigentlich wieder in Ordnung sein«, sagte Sophie. »Körperlich, meine ich. Geistig und gefühlsmäßig …«
Die Frauen würden abwechselnd bei Sternenlöffel wachen. Sobald sie erwachte, würde man Burton rufen. Er protestierte, dies sei nicht nötig. Er wollte an ihrem Bett sitzen, bis sie aufwachte, und sie dann nach besten Kräften trösten.
»Laß uns doch auch etwas tun«, sagte Sophie.
Burton sagte, er würde mitkommen; er verstand, weshalb sie darauf beharrten, Sternenlöffel zu pflegen. Sie fühlten tief mit ihr, weil auch sie mehr als einmal vergewaltigt worden waren. Außerdem mußten sie sich einfach um sie kümmern; der Zwang, wenn man es einen Zwang nennen konnte, war ein Teil ihrer Natur.
»Geborene Krankenschwestern«, sagte Burton zu Frigate.
»Wieviel Glück kann man haben?«
Der Amerikaner meinte es nicht spaßig. Er beneidete Menschen, die zum Nutzen anderer arbeiten wollten.
Sternenlöffel stand rechtzeitig zum Frühstück auf. Obwohl sie nur etwas Tee trank und ein oder zwei Bissen Toast zu sich nahm, ging es ihr gut genug, um an dem Gespräch teilzunehmen. Sie schien froh zu sein, daß die drei Frauen bei ihr waren, und man brachte sie sogar ein paar Mal zum Lachen. Aber sie wollte nicht, daß Burton sie in den Arm nahm, und reagierte auf seine Versuche, mit ihr zu sprechen, mit unvollständigen Sätzen, Nicken oder Kopfschütteln.
Nach zwei Tagen gingen die drei Frauen. Sternenlöffel hörte sofort damit auf, minutenlang ins Leere zu starren, und beschäftigte sich mit verschiedenen Computerprojekten.
»Sie zieht sich zurück«, sagte Burton zu Nur und Frigate. »Wenn auch nicht unbedingt nur in sich selbst. Sie scheint sich in die Computerarbeit einzugraben. Wenn ich sie anspreche, hält sie zwar in ihrer Tätigkeit sofort inne - sie will nicht oft darüber sprechen - und hört mir zu, aber ich habe Stunden und Tage damit verbracht, ihr dabei zu helfen, wieder so zu werden, wie sie einst war. Ich habe versagt.«
»Aber sie ist doch vorher schon mal vergewaltigt worden«, sagte Frigate.
»Dies ist vielleicht das letzte Trauma gewesen. Die letzte, unerträgliche Wunde.«
Er erzählte ihnen nicht, daß sie kurzfristig lebhaftes und echtes Interesse gezeigt hatte, als er sie gefragt hatte, was sie mit Dunaway tun wolle. Sie hatte erwidert, sie wolle seine Aufzeichnung nicht vernichten. Vielleicht hatte er es verdient, dem ewigen Vergessen anheimzufallen, aber sie brachte es nicht über sich, ihn auszulöschen. Man sollte Dunaway jedoch bestrafen, wenn er irgend etwas aus dieser Sache lernen wollte. Aber sie bezweifelte es sehr, daß er daraus klug werden würde. Schließlich hatte sie gesagt, sie lege keinerlei Wert mehr auf Bestrafung oder Vergeltung. Sie wolle ihn nur
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