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Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5

Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5

Titel: Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Jose Farmer
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zum Meditieren aufsuchen.
     Burton überraschte die anderen durch sein unerklärliches Zögern, die Umgebung zu wechseln. Er war stets ein Wanderer gewesen, der ruhelos wurde, wenn er länger als eine Woche an einem Ort verweilen mußte. Und doch weigerte er sich nun umzuziehen, bis er seine Welt geschaffen hatte, wie er sie wollte. Als er mit dem Aufbau seiner ersten Welt halb fertig war, beendete er die Arbeit und ließ alles abreißen. Nach langer Zeit begann er mit einem zweiten Entwurf, ließ aber diesen zwei Wochen später wieder fallen.
     »Vielleicht ist er so unwillig, dorthin zu ziehen«, sagte Nur, »weil es sein letztes Heim sein wird. Wohin sonst kann er noch gehen, nachdem er dort eingezogen ist?«
     An dem Nachmittag, an dem die sechs anderen umziehen wollten, veranstaltete man eine große Abschiedsfeier in der Zentralsektion. Es wurde kein ungeteilt freudiges Fest, da sich De Marbot und Aphra Behn kurz zuvor gestritten hatten. Der Franzose war aufgrund ihrer Weigerung, mit ihm in seiner Welt zu leben, fuchsteufelswild geworden, und nachdem er mehr Wein getrunken hatte, als er vertragen konnte, beschuldigte er sie, ihn nicht zu lieben.
     »Mir steht meine eigene Welt zur Verfügung, die Welt, die ich gemacht habe«, sagte Aphra hochtrabend.
     »Der Platz einer Frau ist an der Seite des Mannes, den sie liebt. Sie sollte dorthin gehen, wohin er geht.«
     »Wir haben das schon zu oft durchgesprochen«, sagte sie. »Ich bin es langsam leid.«
     »Du solltest unter meinem Dach sein. Es ist mein Recht. Wie kann ich dir vertrauen?«
     »Ich muß nicht jede Minute in deinem Blickfeld sein. Wenn du mir nicht vertrauen kannst, wenn du glaubst, kaum bin ich um die Ecke gegangen, da springe ich mit einem anderen Mann ins Bett … Liegt es an mir oder vertraust du überhaupt keiner Frau? Als du noch Soldat warst, warst du oft viele Monate von deiner Frau getrennt. Hast du ihr vertraut? Das mußt du doch, denn du hast ja nicht …«
     »Meine Frau war über jeden Zweifel erhaben!« rief De Marbot.
     »Heil, Caesar!« sagte Aphra verächtlich. »Die wirkliche Frau Caesars, mein teurer Hosenscheißer, hat ihrem Gatten Hörner aufgesetzt. Wenn deine Frau also so gut war wie die Caesars …«
     Aphra ging von ihm weg, während er sie anschrie, und sie trat durch die Schwelle zum sechsten Haus.
     Weinend ließ sie die Tür hinter sich zufallen. Es kam ihr vor, als würde sie ihren Liebhaber für immer aussperren, obwohl sie genug Erfahrung hatte, um zu wissen, daß jetzt ihre Gefühle und nicht ihr Verstand sprachen. Von wie vielen Männern hatte sie sich getrennt, die sie nicht wiederzusehen erwartete? Es kam ihr vor, als seien es hundert gewesen, aber es konnten in Wirklichkeit nur etwa zwanzig sein. Und bei einigen konnte sie sich nicht mal mehr an die Namen erinnern. Sie würden ihr jedoch wieder einfallen, wenn sie die beharrliche Bildschirmaufzeichnung ihres Lebenswegs sah. Wenigstens blieb sie hier davon verschont.
     Sie ging die Treppe hinauf; oben öffnete sich die Tür für sie, und sie trat in ihre Welt. Es stand ein Flugstuhl dort; sie setzte sich hinein, stieg auf eine Höhe von dreißig Metern und jagte los. Unter ihr lag ein flacher südamerikanischer Tropendschungel mit schmalen, sich windenden Flüssen, die im Licht des falschen Mondes glitzerten. Die Schreie der Nachtvögel hallten und schallten unter ihr; eine Fledermaus schoß an ihr vorbei und verschwand ein paar Meter unter ihr zwischen den Gipfeln der dunklen Bäume. Es war Vollmond, weil sie für jede Nacht Vollmond bestimmt hatte, und sein Licht war zweimal so stark wie das des Erdmondes. Und die Sterne, auch die des äquatorialen Südamerika, waren dreimal so hell wie die echten. In dieser strahlenden Nacht sah sie eine schlanke Gestalt über eine Lichtung gleiten. Ein Jaguar. Und sie hörte das Bellen von Alligatoren.
     Der Wind kühlte sie ab und bauschte ihre Robe auf, als sie zu dem großen See im Zentrum des Dschungels flog. Sein Wasser funkelte um den treibenden Palast in der Mitte. Sie hatte ihn aus dem Gedächtnis nach einer Erscheinung rekonstruiert, die sie auf einer Überfahrt von Antwerpen nach London gesehen hatte. Wie von Zauberhand dorthin gesetzt, war sie plötzlich vor dem Schiff aufgetaucht und hatte alle an Bord in Angst und Schrecken versetzt. Das magische Gebäude war rechteckig, vier Stockwerke hoch, aus verschiedenfarbigem Marmor gebaut und umgeben von mehreren Reihen geriffelter, reich verzierter Säulen mit

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