Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5
Obwohl sie kein Geld hatte, hatte ihr gutes Aussehen, ihr gesunder Menschenverstand und ihre Lernwilligkeit Liebe in Mijnherr Behn entstehen lassen. Über seine Verbindungen führte er seine Frau am Hofe Charles II. ein.
»Und stimmt es«, hatte Frigate gesagt, »daß du die Geliebte des Königs warst?«
»Seine Majestät bat mich, mit ihm ins Bett zu gehen«,
hatte sie gesagt, »aber da war ich schon verheiratet. Ich hatte damals die Vorstellung - die ich später aufgab -, Ehebruch sei eine Sünde. Überdies liebte ich meinen Gatten, der ganz und gar kein niederländischer Lump war, und wußte, daß er schrecklich verletzt sein würde, sollte ich ihn betrügen.«
1665 hatte ihr Gatte sein gewaltiges Vermögen verloren, da die Schiffe, die seine Waren beförderten, in Stürmen sanken oder von Piraten gekapert wurden. Im Frühjahr 1666 starb er an einem Herzanfall und hinterließ seiner Witwe nur fünfzig Pfund. Durch Freunde bei Hof wurde sie Spionin und ging nach Antwerpen. Man sagte ihr, jede Information, die sie über die holländische Flotte bekäme, sei willkommen. Ihr eigentlicher Auftrag war jedoch, abtrünnige, in Holland lebende Engländer auszuspionieren. Es gab viele, die aus England geflohen waren und sich dazu verschworen hatten, die gegenwärtige Monarchie zu stürzen.
»Ein weiblicher James Bond«, hatte Frigate gesagt.
»Was?«
»Schon gut.«
»Man hat mir besonders nahegelegt, Freundschaft mit einem bestimmten Exulanten zu schließen, mit William Scott, und ihn zu überreden, nach England zurückzukehren. Dazu war er aber nur bereit, wenn er eine vollständige Begnadigung erhielt, und um sie zu bekommen, wollte er mit mir zusammenarbeiten. Mittlerweile war ich pleite. Ich schickte einen Brief an James Halsall, den Mundschenk des Königs, meinen unmittelbaren Vorgesetzen. Ich bat ihn um Geldmittel, um meine Spionagetätigkeit fortsetzen zu können. Ich bekam keine Antwort, so schickte ich ein zweites Sendschreiben, teilte ihm mit, welch teures Pflaster Antwerpen sei und daß ich nur noch ein Dach über dem Kopf und zu essen hätte, weil ich einen Ring versetzt hatte. Wieder keine Antwort. Ich schrieb noch einmal an Halsall und gleichzeitig an Thomas Killigrew, einen Freund, der ebenfalls im Geheimdienst war. Ich erklärte, daß ich fünfzig Pfund brauchte, um Schulden zu bezahlen. Ich gab auch Nachricht über Zahl und Aufstellung der holländischen Schiffe, der holländischen Armee und über meinen Fortschritt bei Scott. Nachdem ich keine Antworten erhalten hatte, schrieb ich in völliger Verzweiflung an den Staatssekretär, Lord Arlington. Ich berichtete ihm alles, was ich getan hatte, wie verarmt ich war und daß ich bald in einem holländischen Schuldgefängnis stecken würde. Aber er antwortete nicht.«
»Hast du nicht daran gedacht, zu den Holländern überzulaufen?« hatte Burton gefragt.
»Ich? Niemals!«
»Auch, wenn die britische Regierung ihre Soldaten und Spione schlecht behandelte und vernachlässigte?« hatte Burton gesagt.
»Ich schrieb wieder an Lord Arlington und bat ihn, einhundert Pfund zu schicken, damit ich meine Schulden bezahlen und nach England zurückkehren könne. Wieder Schweigen. So war ich also dort, ohne einen Penny für meine Dienste zu erhalten und ohne ein einziges Wort von meinen Vorgesetzten zu vernehmen. Was hatte ich dort noch zu suchen? Ich machte eine mitleiderregende Närrin aus mir, eine von Armut geschlagene Torin. Schließlich gelang es mir, mir bei einem Freund in England, Edward Butler, einhundertundfünfzig Pfund zu borgen, und ich segelte im Januar 1667 nach Hause zurück.«
Erschöpft, krank und schwer verschuldet überquerte Aphra den Kanal von Antwerpen nach London. Hier sah sie die Ruinen der Stadt, niedergestreckt vom Großen Brand. Doch die schrecklichen Flammen hatten auch eine gute Seite gehabt. Sie hatten die hunderttausend Ratten und Millionen Läuse verzehrt, die die Große Pest verbreitet hatten. Aphra hatte jedoch wenig Zeit, um über das Feuer oder die Pest nachzudenken. Mr. Butler drängte auf Rückzahlung, und Lord Arlington und der König ignorierten auch weiterhin ihre berechtigten Forderungen nach einer Honorierung. Das Unausweichliche kam: sie wurde ins Schuldgefängnis geworfen.
»Wo man verhungerte«, hatte Aphra gesagt, »wenn man kein Geld hatte, um sich Essen zu kaufen. Das heißt, wenn einen nicht zuerst die Krankheiten erwischten, die durch das Gefängnis pirschten wie wilde Rothäute auf
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