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Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5

Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5

Titel: Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Jose Farmer
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aufweisen, zu einem Sufi oder dessen philosophisch-ethischem Äquivalent zu werden. Du vertrittst die Meinung, daß noch weniger Voranschreiten werden. Die große Mehrheit hat es ganz einfach nicht in sich, die dafür nötige ethische Ebene zu erreichen. Zu schade, aber so ist es nun mal. Die Natur geht verschwenderisch mit Körpern um, und sie ist ebenso verschwenderisch mit Seelen. Die Natur hat es so eingerichtet, daß die meisten Fliegen Vögeln und Fröschen zur Nahrung dienen, und sie hat es auch eingerichtet, daß die meisten Seelen keinesfalls Erlösung finden, sondern - auch wenn sie nicht wie die Fliegen sterben - die ihnen vorgegebene Ebene einfach nicht erreichen. Ein paar Schreiten Voran, aber die meisten sind wie die Fliegen, die zur Nahrung dienen.«
     »Der Unterschied liegt darin«, sagte Nur, »daß Fliegen keine Intelligenz und keine Seele, Menschen jedoch ein Bewußtsein haben und wissen, was sie tun müssen. Es zumindest wissen sollten.«
     »Würde die Natur, Gott, wenn du so willst, so verschwenderisch und gleichgültig sein?«
     »Er gab der Menschheit den freien Willen«, sagte Nur. »Es ist nicht Gottes Schuld, daß eine solche Verschwendung herrscht.«
     »Ja, aber du selbst hast gesagt, genetische Defekte, chemische Unausgeglichenheit, Hirnschäden und das soziale Umfeld könnten das menschliche Verhalten beeinflussen.«
     »Beeinflussen, ja. Bestimmen, nein. Nein. Ich muß es relativieren. Es gibt gewisse Umstände und Zwänge, in denen man seinen freien Willen nicht einsetzen kann. Aber … dies gilt nicht hier, auf der Flußwelt.«
     »Was wäre, wenn die Ethiker uns nicht eine zweite Chance gegeben hätten?«
     Nur lächelte und hob die Hände.
     »Ah, aber Gott hat es so eingerichtet, daß die Ethiker uns eine neue Chance gegeben haben.«
     »Die die meisten Menschen deiner Meinung nach in den Wind schlagen.«
     »Der Ansicht seid ihr doch auch, oder nicht?«
     Frigate und Burton kamen sich unbehaglich vor. Dies war normalerweise immer der Fall, wenn sie sich mit Nur über Themen von Belang unterhielten.
     Es war das letzte Gespräch, das er in der Wohnung führte. Sobald die Bildschirme verblichen waren, trat Burton auf den Gang hinaus. Er dachte einen Moment lang darüber nach, das Kodewort aufzugeben, so daß jemand anders die Räume benutzen konnte. Aber vielleicht würde er einst einen Ort brauchen, an den er fliehen konnte, einen Ort, wo ihn niemand erreichte.
     Er nahm bis auf den Strahler keine Besitztümer mit, und trug nur eine Toga und Sandalen, als er über die Schwelle trat. Sofort erschien die Projektion auf der Korridorwand. Das Bild ignorierend - sein Vater kam drohend auf ihn zu, ohne daß er den Grund noch wußte - ging Burton auf den Flugstuhl an der Wand zu. Dann wandte er sich von ihm ab, um den Korridor zu durchblicken. Ein Tosen kam aus dieser Richtung. Seine Hand fuhr zum Strahler, verharrte jedoch, als er das Geräusch erkannte.
     Kurz darauf zischte ein großes, schwarzes Motorrad um die mehrere hundert Meter entfernt liegende Korridorbiegung. Der Fahrer beugte sich tief nach vorn, um die hohe Geschwindigkeit beizubehalten. Dann riß er die Maschine hoch und raste, von einer Wandprojektion begleitet, der ein Ereignis aus seiner eigenen Vergangenheit zeigte, auf Burton zu. Der Fahrer, ein großer Schwarzer mit Blendenschutzhelm und schwarzer Lederkleidung, lächelte ihn mit großen, weiß aufblitzenden Zähnen an.
     Burton blieb neben dem Stuhl stehen und bewegte sich nicht, wenngleich ihn die Lenkstange des Motorrades nur um ein paar Zentimeter verfehlte.
     »Paß auf, du Arschgeige!« rief der Mann, und sein Gelächter schallte zu Burton zurück.
     Burton fluchte und ließ den Computer eine Projektion bilden, so daß er mit Tom Turpin sprechen konnte. Er mußte einige Minuten warten, bis Turpins grinsendes Gesicht erschien. Er war von seinen Leuten umgeben, Männer und Frauen in greller Kleidung, die laut sprachen und schrill lachten. Tom trug einen Anzug aus dem frühen 20. Jahrhundert. Er hatte ein helles, auffallend kariertes Muster. Und dazu einen purpurroten steifen Filzhut mit einer langen weißen Feder. Eine große Zigarette steckte in seinem Mund. Seit Burton ihn zuletzt gesehen hatte, hatte er mindestens zehn Pfund zugelegt.
     »Wie geht’s dir, Baby?«
     »Nicht so gut wie dir«, entgegnete Burton säuerlich. »Tom, ich muß mich beschweren.«
     »Mit wie viel Kilo denn?« sagte Tom und paffte dicken grünen Rauch

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