Sara & Fuxia: Das Zauberamulett (German Edition)
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Vor langer, langer Zeit – ach, das klingt ja schon wieder nach einem Märchen und dabei ist diese Geschichte alles andere als ein Märchen. Der St. Nimmerleins Wald existiert nämlich wirklich. Wo, wird nicht verraten. Es ist besser, wenn man die dort lebenden Waldgeister alleine lässt. Aber ihre Geschichten, die darf man erzählen. Und diese Geschichten sind wirklich zauberhaft. Manchmal auch ein wenig gruselig. Auf jeden Fall aber immer fantastisch. Vor allem die Abenteuer von Sara und Fuxia, einer kleinen Vampirin und einer Hexe. Die beiden leben im St. Nimmerleins Wald. Und mit ihnen noch viele andere große und kleine Waldgeister. Klar, der St. Nimmerleins Wald ist ja auch kein normaler Wald. Er ist ein Zauberwald. Im St. Nimmerleins Wald läuft das Leben ein wenig anders ab, als anderswo. Bäume können kleine Waldgeister unterrichten, Besen sind keine normalen Besen, sondern Hexenbesen. Nicht alle Nachwuchs-Hexen haben feuerrotes Haar und eine hässliche Warze auf der Nase. Vampire saugen nicht Blut, sondern futtern für ihr Leben gern Ketchup. Werpudel sind durch und durch friedfertige Wesen und außerdem gibt es da noch einen Uhu, der statt eines schaurigen Hu-hu lediglich ein fröhliches Schubiduu in den Wald schallen lässt. Wieso der Uhu das macht? Das hat natürlich mit den kleinen und ziemlich umtriebigen Waldgeistern zu tun. Der Uhu ist nämlich so etwas wie die Pausenglocke in der Waldschule, die von Madame Wisez, einer sehr alten und sehr weisen Eiche geleitet wird. Der Uhu, der von den Waldgeistern nur Herr Eugen genannt wird, sitzt in den Ästen der alten Eiche. Madame Wisez ist für die wuselige Waldgeisterschar eigentlich eine Respektsperson. Kein Wunder, schließlich ist sie schon gut tausend Jahre alt und dementsprechend weise. Wenn die kleinen Waldgeister in einer Unterrichtsstunde aber doch wieder einmal zu laut werden, rauscht Madame Wisez mit ihren Blättern und – normalerweise – tritt dann ganz schnell wieder Ruhe in der Klasse ein. Einmal war das aber nicht so, und Madame Wisez musste etwas heftiger als sonst rauschen. Herr Eugen hatte gerade ein Schläfchen gehalten und fuhr erschrocken hoch. Ein wenig zu erschrocken, denn er plumpste kopfüber von seinem Ast und schlug sich am Boden heftig den Kopf an. Seitdem macht er statt Hu-hu nur mehr Schubiduu.
In Madamae Wisez Waldschule, die für die ganz jungen Waldgeister bestimmt war, haben viele kleine Waldgeister die Grundlagen für ihre späteren zauberhaften Taten gelernt. Zwei Mädchen wie Sara und Fuxia hatte aber auch Madame Wisez zuvor noch nie unterrichtet.
Sara, eine kleine Vampirin, war sehr auf ihr Äußeres bedacht und kam deshalb stets in ihrem schönsten Barockkleid zur Schule. Das war zwar denkbar unpraktisch, aber wirklich hübsch anzusehen. Im Sommer trug sie meist eine große, schwarze Sonnenbrille, weil Vampire ja so ihre kleinen Probleme mit dem Sonnenlicht haben. Es ist zwar nur ein böses Gerücht, dass Vampire im Sonnenlicht zu Staub zerfallen, aber sagen wir einmal so: wirklich wohl fühlen sich Vampire im Sonnenlicht nicht. Und Waldvampire sind sowieso eine eigene Gattung . . .
Fuxia wiederum war eine kleine Hexe, noch keine 50 Jahre alt, was für Waldgeister ja eigentlich noch überhaupt kein Alter war und seit etwa einem Jahr halbwegs glücklich mit ihrem Äußeren. Wieso? Fuxia hatte furchtbar darunter gelitten, dass sie für eine Hexe eigentlich viel zu hübsch war! Fuxia hatte nämlich blondes Feenhaar und - auch ganz wichtig - keine Warze auf ihrer Nase. Sie war deswegen ewig lang unglücklich gewesen. Bis zum letzten Walpurgisnachtfest. Da hatte sie sich nämlich eingebildet, unbedingt das Verbotene Buch von der fiesen Hexe Toxina klauen zu müssen und beinahe wäre das ganze Abenteuer für sie und ihre beste Freundin Sara böse ausgegangen. Das Verbotene Buch hat Fuxia am Schluss nicht bekommen, dafür aber wenigstens karottenrote Haare. Die Warze konnte ihr Sara glücklicherweise ausreden. Wäre ja echt schade gewesen, so ein hübsches Gesicht so zu verschandeln.
Seit ihrem letzten großen Abenteuer war ein furchtbar langweiliges Jahr vergangen. Fuxia durfte mittlerweile zwar an einigen Festen der großen Waldgeister teilnehmen, aber wirklich Spaß machte ihr das nicht. Das lag daran, dass Sara noch zu jung dafür war. Klar, es hatte schon einen gewissen Reiz, gemeinsam mit seinen Eltern um das große Walpurgisnachtfeuer zu tanzen, aber ohne Sara dabei war es halt doch nur halb so lustig.
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