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Die goldene Barke

Die goldene Barke

Titel: Die goldene Barke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Eingang. Tallow blickte sich um und sah eine hohe Mauer, die das Grundstück umgab. Das Grundstück wirkte nicht wie ein Gefängnishof. Es war gepflegt und hatte einen hübschen Rasen mit Blumenbeeten. Doch die dikken Türen und die vergitterten Fenster sprachen eine andere Sprache. Draußen zwitscherten Vögel. Es war sehr friedlich. Aber Tallow wußte, daß es seine Pflicht war, zu fliehen und den Versuch zu unternehmen, die goldene Barke einzuholen. Man führte ihn in ein Zimmer, in dem vor einem niedrigen Tisch ein rundlicher Mann stand.
    An den Wänden hingen helle Bilder. Der Raum wirkte sehr heiter. Der rundliche Mann – der Kopf war rund, und der Kör per war rund – lächelte heiter, als Tallow und seine Begleitung eintraten. Man konnte bei ihm kaum von Gesichtszügen sprechen. Die winzigen Augen, die winzige Nase waren einfach zu klein für den aufgeblähten Kopf, und selbst sein offenstehender Mund mit vielen Zähnen war klein. Er kam mit ausgestreckter Hand auf Tallow zu.
    »Wie geht’s, Mr. Tallow?« dröhnte er. »Habe gehört, daß Sie
sich zu uns gesellen wollen. Wir haben ein hübsches Zi mmer
für Sie vorbereitet.«
»Danke«, sagte Tallow.
    »Wir werden bald für eine Besserung sorgen, Mr. Tallow. Ich bin der Leiter des Heims. Wie ich höre, sind Sie hier fremd.« Er zog an einer Klingel. Aus den Tiefen des Hauses drang ein fernes Läuten.
    »Ja, und ich möchte gerne wissen, mit welchem Recht Sie mich eigentlich hier festhalten.« Tallows Stimme hatte den erzürnten Klang verloren.
    Die glatte Stirn des Leiters runzelte sich kurz. »Wissen Sie, Mr. Tallow, das ist zu Ihrem Besten«, sagte er. Tallow wurde es übel.
    Ein Mann in einem gelben Arbeitsanzug betrat das Zimmer. Er sah gütig und glücklich aus. Er lächelte Tallow schüchtern an. Der Mann war etwa sechzig Jahre alt, hatte tiefschwarzes Haar und einen spitzen, zahnlosen Mund. An ihm schien sich alles zu widersprechen, so aufrecht er sich hielt.
    »Das ist Mr. Tallow, Harold«, sagte der Anstaltsleiter. »Er wird eine Weile bei uns bleiben. Kümmern Sie sich doch um ihn.«
    »Ja, Sir.« Harold lächelte. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, hier entlangzugehen, Mr. Tallow?«
    Tallow zuckte die Schultern und verließ hinter dem alten Mann den Raum. Der Leiter sagte etwas, aber Tallow hörte es nicht mehr. Er blickte sich um und sah, daß die große Eingangstür geschlossen war. Er wurde durch lange, scharlachrot gestrichene Gänge geführt. Dann ging’s eine Treppe hinunter. In die Wände waren in Abständen kräftige Holztüren eingelassen. Vor ihm unterhielt sich eine Gruppe gelb gekleideter Wärter. Als er vorüberging, hörte er einen sagen: »Gestern nacht hatte ich einen Alptraum. Ich träumte, ich wäre ohne Schuhe zur Arbeit gegangen.«
    Die anderen hörten ernst zu und schnalzten voller Mitgefühl mit den Zungen.
    Harold führte ihn zu einer offenen Tür. Hinter der Tür lag ein kleines Zimmer, das mit einer gestreiften Tapete ausgeschlagen war. Grüne und purpurne Streifen bissen sich heftig mit groß geblümten Vorhängen. Tallow trat ein und hörte, wie sich die Tür hinter ihm schloß.
    »Fühlen Sie sich wie zu Hause, Mr. Tallow«, sagte Harold mit knarrender Stimme. »Das Frühstück ist um sieben. Ich werde Sie wecken.«
    Tallow hätte gern noch einiges gesagt, spürte aber ein anderes Bedürfnis in sich aufsteigen. Er blickte unter das Bett und fand, was er suchte.
    Als er fertig war, zog er sich aus und ging zu Bett. Es gab nichts anderes zu tun. Seine ohnmächtige Ungeduld hatte sich für den Augenblick gelegt. Das Bett stand dem Fenster gegenüber, und als er den Kopf auf das weiche Kissen legte, traf ein Sonnenstrahl voll sein Gesicht. Fluchend drehte er sich auf den Bauch und schlief ein. Genau um sieben rüttelte Harold Tallow wach.
    »Wir stehen auf, Mr. Tallow, Sir.« Er lächelte mit zahnlosem Mund. »Zeit fürs Frühstück, Sir.«
    Tallow beschimpfte ihn und setzte sich auf. Es war kalt, und er war nackt. Er stieg aus dem Bett und fing an, die Sachen anzuziehen, die inzwischen schon schmutzig und zerlumpt aussahen. Harold schlug sich auf das linke Handgelenk und sagte: »Na, na, na.«
    »Ich Schlimmer«, fuhr er fort. »Vergessen.« Er wandte sich
    zur Tür. »Ich hol’ welche«, sagte er.
    Tallow hatte keine Kleidung gewollt, aber da sie jetzt gebracht wurde, beschloß er zu warten. Harold kam bald mit einem weißen Arbeitsanzug zurück. »Da bitte, Sir«, sagte er entschuldigend. »Tut mir leid. Sehr

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