Die goldene Barke
wenn es weiterfahren soll. Doch Tallow macht keine Bewegung.
Tallow bricht in die Knie, und der letzte Widerstand gegen den Wahnsinn stürzt in sich zusammen. Er hört die eigene Stimme, die deutlich die Litanei der Verrücktheit singt: »Mutter – weg! Mord! Miranda – weg! Gotteslästerung! Verrat! Mesmers – weg! Zerstörer!« Seine Stimme schreit weiter, reiht die Verbrechen aneinander, wie sie ihm einfallen. Er vernimmt den Klang der Stimme, will aber nicht zuhören, weil er weiß, daß er endgültig im Wahnsinn versänke, wenn er es täte. In schrecklichem, schwarzem Wahnsinn. Er preßt die Hände gegen die Ohren und schluchzt. Die Stimme schweigt. Er grinst triumphierend und steht in dem gefährlich schwankenden Boot auf, ein vorzeitig gealterter Mann. Eine morsche Hülle. Doch er verzieht die Lippen zu einem Lächeln, und sein schlauer Kopf legt sich ruckartig zur Seite.
»Ich kenne die Wahrheit«, sagt er. »Ich kenne sie. Und ich brauche die Barke nicht. Mir fehlte es nicht an Mut, ihr zu folgen. Ich brauche die Barke nicht mehr. Sie hat mir das beigebracht, was ich wissen wollte. Ich habe jetzt keine Wünsche mehr, keine Sehnsucht. Ich bin endlich frei von ihnen. Ja, endlich triumphiert Tallow. Und die Barke hat ihren Zweck erfüllt.«
Eine leise, beinahe unhörbare Stimme in ihm sagt immer wieder: Du hast nicht recht. Du lügst. Aber er will sie nicht hören, er weist sie zurück. Er will nicht hinhören. Er wagt es nicht.
Er starrt in hoffnungsloser Ungewißheit auf die Barke, die noch immer sichtbar, noch immer golden und funkelnd den Horizont erreicht und verschwindet.
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