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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Maddock
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Befehle zu, die hinter der Mauer ihre Maschinen aufgestellt hatten. Diese acht Katapulte hatten vor vielen Jahren unter König Oranas’ Kommando Katakans Kriegerhorden demoralisiert und das Schlachtenglück gewendet, aber für Katakans Sohn versagten vier von ihnen den Dienst, weil die verrotteten rohledernen Spannseile rissen. Die anderen schleuderten ihre Gasgranaten weit über die Mauer hinaus. Die giftigen Eier zerplatzten im hinteren Teil der dichtgedrängten Masse und streckten mehrere Dutzend Angreifer nieder, aber bei der zweiten Salve versagte der Spannmechanismus eines Katapults: die Giftbombe segelte in kurzem Bogen durch die Luft, traf die Mauerkrone und fiel zurück, um vor den Bedienungsmannschaften zu zerplatzen. R’cagns Artilleristen und ein Teil der Reservestreitmacht, die hinter dem Tor auf ihren Einsatz gewartet hatte, brachten sich hastig in Sicherheit.
    Die Angreifer hatten keine solchen Schwierigkeiten. Eine Brandfackel nach der anderen flog über die Mauer, als die Masse hauend, stechend und stoßend vorwärts brandete und die außerhalb der Mauer abgeschnittenen, mit Todesmut kämpfenden Wächter niedermachte. Minuten später gab es vor der Mauer keinen lebenden Verteidiger mehr.
    Llandro, dessen Überleben zu einem Teil von seiner Geschicklichkeit abhing, dort zu sein, wo man ihn am wenigsten erwartete, schlich wie ein Schatten die steile Steintreppe hinauf. Oben angelangt, drückte er sich in einen Winkel, denn R’cagn hatte diesen Augenblick gewählt, um die Brustwehr zu verlassen. Als der oberste Richter und glücklose Feldherr die Treppe hinunter wollte, stieß ihm der ungekrönte König der Taschendiebe einen Dolch in den Rücken. Mit einem gurgelnden Aufschrei stürzte R’cagn kopfüber die Treppe hinunter.
    Unten beugte sich Llandro mit wölfischem Grinsen über R’cagn. Der Mann, der vielen Dieben die Finger geraubt hatte, die sie zur Ausübung ihres Gewerbes brauchten, war tot.
    Die Garnison hatte inzwischen Feuer gefangen. Llandro sah, daß jemand die Gefangenen aus dem Kerker befreit hatte, die sich nun mit der Menge auf der Straße verbrüderten. Im Innenhof blinkten Kupferhelme und Bronzeklingen im Feuerschein, Männer brüllten durcheinander, und ein Wächter nach dem anderen fiel der Übermacht zum Opfer.
    Zufrieden mit dem Gang der Dinge, wandte sich Llandro dem Tor zu, durch das noch immer eine tobende Masse seiner eigenen Leute eindrang. Es schien unmöglich, gegen den Strom hinauszukommen. Aber die Garnison war genommen; das Gros seiner Streitmacht konnte anderswo besser eingesetzt werden – wenn es ihm gelänge, die Leute wieder unter Kontrolle zu bringen.
    Seine Geistesgegenwart und sein schnelles Denken konnten sich durchaus mit den Leistungen der besten TERRA-Agenten messen. Überdies war er unbehindert von den zivilisierenden Einflüssen der Basiszeit 2572. Inspiriert von der Wirkung, die Nodiesops Kopf auf die Menge ausgeübt hatte, verlor er keine Zeit, sich einen ähnlich mächtigen Talisman zu verschaffen.
    Wenige Augenblicke später wurden die mordgierig zum Tor drängenden Horden vom Anblick ihres Anführers abgelenkt, der auf der Brustwehr stand und eine Fackel schwenkte, während seine andere Hand R’cagns abgeschnittenen Kopf hochhielt.
    »Die Geierköpfe sind geschlagen!« schrie der triumphierende Gauner in die plötzliche Stille. Ein tausendstimmiges Siegesgebrüll antwortete ihm.
    »Aber Kronos ist noch übrig!« schrie er, mit seiner gräßlichen Trophäe gestikulierend. »Zum Palast!«
    »Zum Palast!« heulte der Mob und setzte sich in Bewegung.
    Llandro grinste, dann stieg er eilig die Treppe hinunter. Als er aus dem Tor kam, fiel ihm ein, daß er seine Armee anführen und nicht hinter ihr herlaufen sollte, und er begann zu rennen. Während er die johlenden Trupps überholte, wunderte er sich, wie leicht Männer, die einmal Blut gerochen hatten, gegen einen Gegner gelenkt werden konnten, mit dem sie wirklich keinen Streit hatten. Er fragte sich, wie eifrig sie angreifen würden, wenn sie wüßten, daß das einzige Motiv ihres Anführers darin bestand, Kronos die magische Quelle all seiner Macht zu rauben. Der Gedanke verlieh Llandros Beinen neue Kräfte und trug ihn an die Spitze seiner Leute.
    Das Garnisonstor hatte nur acht Männer gleichzeitig durchgelassen – es war schlimm genug gewesen. Aber der einzige Zugang zum Palast führte über die Brücke, die den Wassergraben überspannte, und sie war kaum halb so breit. Er hatte keine Ahnung,

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