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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Maddock
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schnell und konsequent. Er stürmte durch die Quartiere, bellte Befehle, scheuchte die Soldaten vom Abendessen hoch, instruierte Offiziere und Mannschaften, die keine rechte Vorstellung vom massierten Einsatz gegen einen aufständischen Straßenmob hatten, stellte Kampfgruppen zusammen und ließ die verstaubten Kriegsmaschinen aus dem Depot holen und gefechtsklar machen. Verzweifelt suchte er in seiner Erinnerung nach den Lektionen in militärischer Taktik, die er auf seines Vaters Knie gelernt hatte. Einer von Katakans lapidaren Lehrsätzen ging ihm immer wieder durch den Kopf: »Bevor du in die Schlacht ziehst, mußt du dafür sorgen, daß deine Armee zu kämpfen weiß.«
    Seit zwanzig Jahren war in Manukronis für eine Armee kein Bedarf mehr gewesen …
     
    *
     
    Wie Fortune vermutet hatte, war die Palastwache eher dekorativ als funktionstüchtig. Von der Handvoll Männer, die in der reich ausgestatteten Eingangshalle Dienst taten, schienen nur wenige fähig zu sein, im Kampf ihren Mann zu stehen. Ihre Geierkopfhelme glänzten vom ständigen Polieren, und ihre Brustpanzer und Beinschienen legten Zeugnis für die gleiche sorgfältige Pflege ab. Obwohl sie alle unverkennbar stolz auf ihren gehobenen Status als Bewacher der königlichen Gemächer waren, schienen sie völlig untrainiert zu sein; ihre Muskeln sahen schwammig aus, ihre Gesichter selbstzufrieden und wohlgenährt. Im Gegensatz zu den anderen Wächtern waren ihre Lendenschurze aus ausgesucht schönen Pelztierfellen genäht, und die Schilde waren reich mit Ornamenten verziert. Fortune sah jedoch, daß die Schilde selbst leicht gearbeitet und nur von zeremoniellem Wert waren. Auch die Schwerter waren, soweit er sehen konnte, leichter und schmaler, mit reich verzierten Handgriffen. Sie konnten im Kampf nicht viel gefährlicher sein als die vergoldeten Holzlatten, mit denen auf den Opernbühnen des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts gefochten wurde.
    Nicht ganz. Ein Schwert konnte ganz und gar nicht mit einer Holzlatte verglichen werden. Es hing an der Seite eines Wächters, der durchaus fähig aussah, den richtigen Gebrauch davon zu machen. Fortune war es gleich, wie der Mann in den Besitz der Waffe gekommen war, ihm ging es darum, sie zurückzuerhalten, zusammen mit dem Gaspatronen spuckenden Dolch, der gleichfalls im Besitz des Mannes war.
    »Dieser Mann hier«, sagte er leise zu Norni, als sie sich dem Wächter näherten. »Sag ihm, er soll mitkommen.«
    Norni wandte sich mit hoheitsvoller Herablassung an den Wächter und befahl ihm, mitzukommen. »Führe uns zu Kronos, guter Wächter, und achte auf sein Gesicht, wenn er sieht, wie leicht es für Ylni war, den Barbaren zu fangen, der ihm heute so viele Sorgen gemacht hat.«
    Der Wächter warf Fortune nur einen kurzen Blick zu, dann musterte er das Mädchen aufmerksam. Seine Hand tastete nach dem Schwertknauf, und Fortune erkannte, daß der Mann sich nicht von der falschen Ylni täuschen ließ.
    »Du bist nicht Ylni!« rief der Wächter. »Keinen Schritt weiter!«
    Die gefährliche Klinge war noch nicht zur Hälfte aus der Scheide, als die falsche Hohepriesterin beiseite gestoßen wurde und fiel. Fortune stürzte sich auf den Mann, der seinen Mund zu einem Warnruf öffnete und entsetzt die Augen aufriß, bevor ihn der Handkantenschlag an die linke Halsseite traf. Fortune riß dem Zusammenbrechenden das Wehrgehenk mit dem Schwert herunter und nahm ihm den Dolch ab. Mit seinem eigenen Schwert an der Seite und dem vielseitigen Dolch in der Hand fühlte sich Fortune beinahe für den Verlust des Überraschungseffekts entschädigt, der bis dahin sein größter Aktivposten gewesen war.
    Der Zwischenfall hatte nur ein paar Sekunden gedauert, aber die übrigen Wächter in der Halle waren alarmiert. Allerdings hatten sie von der Tüchtigkeit des Ausländers in der Taverne gehört, wo acht jüngere und stärkere Männer mit Kampfschwertern und widerstandsfähigeren Schilden gefallen waren. Sie hatten keine Lust, sich in Stücke hauen zu lassen und zogen sich in die verschiedenen Ausgänge zurück.
    Fortune wußte, daß innerhalb von Minuten Verstärkungen eintreffen würden. Es war keine Zeit zu verlieren, denn auch Kronos würde gewarnt, so schnell die Wächter ihn alarmieren konnten. Fortune half Norni rasch auf die Füße.
    »Warst du schon mal hier?«
    »Einmal, vor Jahren, als die Frau von …«
    »Wo ist Kronos zu finden?«
    »Um diese Stunde wahrscheinlich beim Essen. Am Ende des Korridors links liegt

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