Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers
am Leben habe, wird sich im Spiegel des Lebens meiner Leser vervielfachen.
Dan Millman
San Rafael, Kalifornien
Frühjahr 1992
ERSTER TEIL
Die Vorbereitung: Der Weg durch den dunklen Wald
Einführung
Unter der Oberfläche unseres täglichen Lebens liegt eine Suche nach etwas Tieferem, ein Weg aufwärts, unseren Hoffnungen und Träumen entgegen. Dieses Buch soll meinen Lesern bei ihrem Aufstieg zu einer neuen Lebensform als Landkarte dienen – denn sie werden dabei die gleichen Prozesse der Erkenntnis, Desillusionierung, Entdeckung und Inspiration durchlaufen, die auch ich erlebt und in Der Pfad des friedvollen Kriegers beschrieben habe.
Auf den ersten Blick klingt der Begriff friedvoller Krieger wie ein Widerspruch in sich. Wie kann man gleichzeitig friedlich und ein Krieger sein? In allen Kulturen haben die berühmten Krieger sich stets durch Mut, Entschlossenheit und innere Stärke ausgezeichnet, doch nur wenige hatten ein friedliches Herz. Die Friedensstifter der Menschheitsgeschichte dagegen waren zwar gütige Menschen voller Liebe und Mitgefühl, doch meist fehlte ihnen dafür wieder der Mut des Kriegers. Der friedvolle Krieger aber vereint beides in sich, Mut und Liebe – einen kämpferischen Geist und ein Herz, in dem der Friede wohnt.
Und nun wollen wir auf die Reise gehen. In diesem ersten Teil möchte ich die Probleme, Fragen und Herausforderungen schildern, denen ein friedvoller Krieger auf seinem Weg durch den dunklen Wald begegnet. Das ist eine notwendige Vorbereitung für unseren Aufstieg über die Wolken ins Licht.
Um die Reise durch dieses Buch zu einem intensiveren Erlebnis
zu machen und zu zeigen, was für Erfahrungen hinter meinen Worten stehen, habe ich zwischendurch immer wieder ein paar Übungen eingestreut. Zu den meisten dieser Übungen braucht man nicht viel Zeit, und sie helfen einem sehr, die Prinzipien, die ich hier beschreibe, im Alltagsleben in echte Resultate umzusetzen.
1
Mut und Liebe – Grundlagen des Pfades
Friede bedeutet nicht, frei von Konflikten zu sein.
Friede ist die Fähigkeit, Konflikte zu bewältigen.
Anonymer Verfasser
Irgendwo in der Wildnis des amerikanischen Westens heult der Wind und bläst Staub und Büschel von Steppenläufern über die Wüste – ein unfruchtbares, flaches Land, in dem abgesehen von ein paar vereinzelten Grenzlandstädtchen keine Menschenseele lebt.
Ein Kojote stimmt in das Heulen des Windes ein. Da taucht aus der Staubwolke am Horizont eine einsame Gestalt auf. Langsam schreitet sie über den Wüstensand und hinterläßt kaum einen Fußabdruck. Ihre Bewegungen sind gemächlich und harmonisch. Ehrerbietig nickt sie einem Eselhasen zu.
Als der Mann an uns vorbeikommt, erkennen wir, daß er einen alten Hut aufhat und eine kleine Tasche und eine zusammengerollte Decke über der Schulter trägt. Auf seinem faltenlosen Gesicht liegt ein Ausdruck ruhiger Gelassenheit. Man sieht, daß das ein Mann ohne Vergangenheit und ohne Zukunft ist – ein Mensch, der völlig in der Gegenwart lebt.
Wir spüren, daß er großen Mut, Macht und Kraft besitzt, und doch strahlt er gleichzeitig Güte und Mitgefühl aus. Dieser Mann – Krieger und Priester zugleich – ist dazu da, alle Lebewesen zu schützen und Menschen in Not zu dienen. Ein Shao-lin-Priester von sanftem Wesen, leiser Stimme und feinem Benehmen, dem kein Kampfsport fremd ist; ein Heiler und Berater, der seine Weisheit aus dem Reich der Natur schöpft. Er ist das Urbild des friedvollen Kriegers. Sein Name ist Kwai Chang
Cain – eine Figur, die Ed Spielman für die alte «Kung Fu»-Fernsehserie geschaffen hat und die von David Carradine gespielt wurde.
Das Kernstück des Pfades
Das Glück oder der Geist umgibt uns ständig und durchdringt alle Zellen unseres Seins. Aber diese Inspiration spüren wir nur selten. Meist hindern Blockaden in unserem Körper, unserem Denken und unseren Emotionen uns daran. Der friedvolle Krieger stellt sich diesen inneren Hindernissen entgegen und räumt sie aus dem Weg, damit wir endlich wieder spüren, daß wir ein natürliches Anrecht auf Glück haben.
Als friedvolle Krieger streben wir danach, die Wege unseres Lebens mit Mut zu gehen; aber gleichzeitig ist uns auch klar, daß wahre Heilung letzten Endes nur aus unserem Herzen kommen kann. Wir haben begriffen, daß wir selbst dazu beitragen, unser Leben zu gestalten, und daß wir unsere Welt verändern können, indem wir uns selbst ändern. Der Weg beginnt dort, wo wir im Augenblick
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