Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)
handelsübliches Paket Butter (250 Gramm) in etwa dem Verhältnis von Masse und Gewicht des Sprengstoffs gleicht.
Bei dem in Tschechien bei Semtex industriell gefertigten C4 setzt man Metallspäne hinzu, sodass der Stoff beim Röntgen gefunden wird bzw. Detektoren anschlagen. Man setzt des Weiteren starke Geruchsstoffe hinzu, sodass das C4 von Spürhunden gefunden werden kann. Beim illegal hergestellten C4 wird auf diese Zusätze selbstverständlich verzichtet, was bedeutet, dass C4 ohne Zusatzstoffe nahezu unbegrenzt, verdeckt unter anderer Ladung, über Grenzen transportiert werden kann.
Gezündet wird die Masse konventionell mittels einer Zündkapsel, die etwa so groß ist wie das Unterteil eines Kugelschreibers. Die Zündung erfolgt entweder per Draht oder aber mittels Handytastatur. Das Sprengstoffpaket enthält also einen Empfänger. Wenn man beim Handy eine bestimmte Nummer wählt, wird dadurch ein elektrischer Impuls ausgelöst. Dieser zündet die Kapsel und die wiederum das C4. Einen solchen Zünder kann mittlerweile jeder Elektroniker im eigenen Hobbyraum herstellen.
Zunehmend Verwendung findet dieser Sprengstoff bei Selbstmordattentätern, die sich in den meisten Fällen einen Gürtel aus C4 anlegen und in der Millisekunde vor der Sprengung einfach einen eingebauten Schalter betätigen.
Informationen zu Jongen Truud (48): Möglicherweise in Amsterdam geboren, seit etwa zwanzig Jahren zu Hause in Laos, Thailand, Kambodscha, Afghanistan, Pakistan. Nicht vorbestraft. Heroinhersteller, Drogentransporteur, Autoverleiher, Autoverkäufer, gegenwärtig in Tirana, Albanien, dort keine feste Adresse, ständig als Gast aus dem Ausland gemeldet in einer kleinen, elitären privaten Pension, in der auch Staatsgäste untergebracht werden.
Truud ist seit Kurzem ausgestattet mit Papieren auf den Namen Bert Neuwein, deutscher Staatsangehöriger, geboren am 1. Mai 1964 in Emden, Nordfriesland. (Achtung! Die Folien und Textdokumente aller dieser Papiere, einschließlich der Geburtsurkunde und des Familienstammbuches, sind echt, stammen wahrscheinlich aus einem Einbruch in einem Einwohnermeldeamt.)
Truud hat bereits als Jugendlicher in Amsterdam mit Drogen gehandelt. Er selbst nahm niemals Drogen, raucht nicht, trinkt keinen Alkohol, auffällige Frauengeschichten oder sexuelle Vorlieben sind nicht bekannt. Allerdings darf nicht unterschätzt werden, dass der Mann stets bewaffnet und als erstaunlich guter Schütze bekannt ist. Er trainiert mindestens einmal im Monat mit scharfer Munition und trägt die Waffe rechts am Gürtel.
Zuerst Gelegenheitsdealer, dann zunehmend eingesetzt von den in Amsterdam lebenden chinesischen Drogenhändlern, die mit festen Partnern im Goldenen Dreieck (Laos, Kambodscha, Thailand), aber auch mit Afghanistan und neuerdings mit Mexiko Handel treiben.
Truud wurde wahrscheinlich auf Empfehlung von Mi Wintan (Drogenhändler und Sippenältester in Amsterdam) in Laos, dann in Thailand, dann in Kambodscha fester Mitarbeiter eines Drogenhändlerrings mit dem Namen KETTE, DIE NICHT REISST (laotisch). Er wechselte dann ins Management der Firma und schickte in Wohnanhängern untergebrachte Heroinküchen samt den Chemikern in nahezu alle Staaten, die unmittelbar vor Österreich auf dem Weg von Kleinasien nach Europa liegen. Die Qualität seines Stoffes war besser als die der Konkurrenz, was ihm verstärkt Abnehmer brachte.
Sein Umsatz in den letzten fünfzehn Jahren wird auf etwa 650 Millionen Euro geschätzt, über sein persönliches Vermögen ist nichts bekannt.
Sein Status in Tirana kann als völlig abgesichert gelten. Er hat direkte Verbindungen bis in die Staatsspitze und ist damit beschäftigt, seine C4-Produktion auszubauen. Offiziell verleiht er Autos (hochwertige, darunter einen goldenen Rolls-Royce für Hochzeiten) und führt europäische Automarken nach Albanien ein, im Wesentlichen für hoch angesiedelte Bürokraten und die Staatsspitze. Diese Tätigkeiten scheinen allerdings Tarnung zu sein, wahrscheinlich wird er systematisch für eine andere und neue Managementtätigkeit vorbereitet.
Bei näherer Betrachtung von Truuds Arbeitstag kommt tatsächlich der Verdacht auf, dass er eigentlich in Tirana nichts anderes als hochbezahlte Ferien verbringt. Er hat ein sehr modernes Büro in der Stadt, beste Adresse (im Dienst bekannt), kommt morgens für eine Stunde dorthin und bespricht sich mit seiner Sekretärin, die dann für den Rest des Tages die anfallenden Arbeiten alleine erledigt. Wenn
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