Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Wilhelm unbestreitbar der Ruhm zu, die Kartographie gründlich umgewandelt zu haben.
»Es gelang ihm, sagt Cooley, die alten und neuen Messungen in Uebereinstimmung zu bringen und aus sehr vielen Unterlagen glücklich zu combiniren; statt seine Verbesserungen ferner nur auf einen Theil der Erde zu beschränken, umfaßte er damit die ganze Erdkugel, weshalb er mit Recht als der Schöpfer der neueren Geographie angesehen wird. Bei einer Reise durch Paris erwies ihm auch Peter der Große dadurch seine Hochachtung, daß er jenem einen Besuch abstattete und über Rußland allen Aufschluß gab, den er nur selbst gewähren konnte.«
Ist dieses Zeugniß eines Ausländers nicht triftig? Und wenn die französischen Geographen heute durch die Deutschlands und Englands überflügelt sind, liegt nicht ein Trost und eine Ermuthigung darin, zu wissen, daß wir uns auch früher schon in einem Fache ausgezeichnet haben, indem wir eben danach streben, die einstige Ueberlegenheit wieder zu erobern?
Delisle lebte lange genug, um Zeuge der Erfolge seines Schülers J. B. d’Anville zu sein. Wenn der Letztere im Hinblick auf historische Wissenschaften unter Adrien Valois stand, so verdiente er doch seine weite Berühmtheit durch die Correctheit seiner Zeichnung, durch die Deutlichkeit und die künstlerische Erscheinung seiner Karten.
»Nur schwer ist die nur geringe Anerkennung zu begreifen, äußert sich E. Desjardins in seiner ›Geschichte des römischen Galliens‹, die man seinen Werken als Geograph, Mathematiker und Zeichner gezollt hat. Vorzüglich die letzteren sichern ihm ein ganz unvergleichliches Verdienst. D’Anville construirte zuerst eine Karte auf streng wissenschaftlicher Methode; das genügt allein zu seinem Ruhme… Im Gebiete der historischen Geographie hat d’Anville ebenso bei Streitfragen einen seltenen gesunden Menschenverstand, wie einen merkwürdigen topographischen Instinct bei der Bestimmung unklarer Punkte bewiesen; dazu ist noch zu bemerken, daß er weder Gelehrter, noch hinreichend vertraut war mit der classischen Literatur.«
Die schönste Arbeit d’Anville’s ist seine Karte von Italien, dessen nebenbei übertriebener Längendurchmesser nach Anschauung der Alten von Osten nach Westen verlief.
Im Jahre 1735 führte Philipp Luache, dessen Name als Geograph ein wohlverdientes Ansehen genießt, eine neue Methode ein, indem er bei der Karte der Tiefen des Canals (
la Manche
) krumme Linien zur Andeutung der Hebungen und Senkungen des Bodens benützte.
Zehn Jahre später veröffentlichte d’Aprós de Mannevillette seinen
Neptune oriental
, indem er verbesserte Karten der Küsten von Afrika, China und Indien lieferte. Damit verband er auch eine Art nautischen Leitfadens, der für jene Zeit um so werthvoller war, als man noch kein derartiges Hilfsmittel besaß. Bis an sein Lebensende verbesserte er diese Sammlung von Vorschriften, deren sich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts alle französischen Seeofficiere als Führer bedienten.
In England nahm Halley unter den Astronomen und Physikern den ersten Rang ein. Er publicirte eine Theorie der »magnetischen Variationen« und eine »Geschichte der Moussons« (Jahreszeiten-Winde), die ihm den Befehl über ein Schiff einbrachten, um seine Theorie durch die Praxis erproben zu können.
Was d’Après bei den Franzosen gethan, das leistete Alexander Dalrymple in England. Nur konnte er sich niemals von einer Neigung zur Hypothese befreien, und glaubte z.B. stets an das Vorhandensein eines südlichen Continents. Sein Nachfolger war Horsburgh, dessen Name den Seefahrern immer werth und theuer sein wird.
Doch wenden wir uns nun zur Schilderung der zwei hochwichtigen Expeditionen, welche dem leidenschaftlich geführten Streite wegen der Gestalt der Erde ein Ende machen sollten. Die Akademie der Wissenschaften entsendete nämlich eine aus Godin, Bouguer und La Condamine bestehende Commission nach Amerika, um den Meridianbogen eines Grades am Aequator zu messen, während sie Maupertuis, mit einem gleichen Auftrage betraut, nach dem hohen Norden schickte.
»Ist die Abplattung der Erde, sagt dieser Gelehrte, nicht größer, als Huyghens sie annimmt, so wird der Unterschied der in Frankreich schon gemessenen Meridiangrade und der ersten Grade in der Nähe des Aequators nicht groß genug sein, um nicht auf mögliche Irrthümer der Beobachter und die Unvollkommenheit der Instrumente zurückgeführt werden zu können. Beobachtet man aber am Pole, so muß die Differenz
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