Die großen Vier
schöner Spielsatz», murmelte er geistesabwesend.
Keine Frage bezüglich der gereichten Erfrischungen noch der Personen, die anwesend gewesen waren. Ich räusperte mich, um mich bemerkbar zu machen.
«Glaubst du nicht, Poirot, dass es –»
Er schnitt mir das Wort ab.
«Du darfst mich nicht unterbrechen, mein Freund, überlasse alles mir. Mademoiselle, wäre es nicht doch möglich, mit Ihrem Onkel zu sprechen?»
Ein leises Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
«Er wird Sie empfangen, gewiss. Sie müssen jedoch begreifen, ich habe die Aufgabe, zuerst mit den Besuchern zu sprechen, damit ich deren Anliegen erkenne.»
Nachdem sie sich entfernt hatte, hörte ich ein Stimmengemurmel in dem anliegenden Raum. Kurze Zeit darauf erschien sie wieder und führte uns in das angrenzende Zimmer. Der Mann, der auf der Couch lag, war eine imposante Erscheinung. Groß, hager, mit dichten, buschigen Augenbrauen, weißem Bart und einem Gesicht, das abgehärmt war infolge der Entbehrungen und ausgestandenen Leiden. Dr. Savaronoff war eine distinguierte Persönlichkeit, seine besondere Schädelbildung und ungewöhnliche Körpergröße waren bemerkenswert. Ein bedeutender Schachspieler muss auch ein entsprechendes Gehirn haben. Jetzt konnte ich durchaus verstehen, dass Dr. Savaronoff als zweitgrößter Schachspieler der Welt galt.
Poirot verbeugte sich.
«Herr Doktor, darf ich mit Ihnen allein sprechen?»
Savaronoff wandte sich seiner Nichte zu. «Lass uns allein, Sonja.»
«Nun, mein Herr, womit kann ich Ihnen dienen?»
«Dr. Savaronoff, Sie sind kürzlich in den Besitz eines beträchtlichen Vermögens gelangt. Im Falle, dass Sie unerwartet sterben, wer wäre dann Ihr Erbe?»
«Ich habe ein Testament gemacht, in dem ich alles meiner Nichte, Sonja Daviloff, vermacht habe. Sie nehmen doch nicht etwa an…»
«Ich nehme nichts an, aber Sie haben Ihre Nichte seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen. Es hätte doch jemand die Möglichkeit, sich für sie auszugeben.»
Savaronoff schien wie vom Donner gerührt bei dieser Vermutung.
Poirot fuhr fort:
«Genug darüber, ich wollte Sie nur warnen, das ist alles. Was ich jedoch wissen möchte, ist, wie der Verlauf des Spieles an dem betreffenden Abend gewesen ist.»
«Wie soll ich das verstehen?»
«Nun, ich bin zwar kein routinierter Schachspieler, aber ich verstehe so viel davon, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, ein solches Spiel zu beginnen – das Gambit, sagt man nicht so?»
Dr. Savaronoff konnte sich eines leichten Lächelns nicht erwehren.
«Ah, ich begreife, was Sie wissen möchten. Wilson eröffnete mit Ruy Lopez – einem der geschicktesten Züge, die es gibt. Man wendet ihn häufig bei Turnieren an.»
«Und wie lange spielten Sie schon, als das Ereignis eintrat?»
«Es muss etwa der dritte oder vierte Zug gewesen sein, als Wilson plötzlich wie vom Blitz getroffen vornüberfiel.»
Poirot erhob sich, um zu gehen. Er hatte seine letzte Frage gestellt als wenn sie von ganz untergeordneter Bedeutung gewesen wäre, jedoch kannte ich ihn zur Genüge.
«Hatte er irgendetwas gegessen oder getrunken?»
«Nur Whisky mit Soda, soweit ich mich erinnere.»
«Ich danke Ihnen, Dr. Savaronoff, nun möchte ich Sie nicht länger stören.»
Iwan befand sich in der Halle, um uns hinauszubegleiten. Unter der Tür zögerte Poirot.
«Wissen Sie zufällig, wer im unteren Stockwerk wohnt?»
«Sir Charles Kingwell, ein Mitglied des Parlaments, mein Herr. Es ist ihm kürzlich möbliert überlassen worden.»
«Ich danke Ihnen.»
Wir gingen wieder in die helle Wintersonne hinaus.
«Wirklich, Poirot», stieß ich hervor, «ich bezweifle, dass du dich diesmal richtig benommen hast. Deine Fragen waren jedenfalls höchst unzweckmäßig.»
«Bist du tatsächlich dieser Meinung, Hastings?» Poirot sah mich dabei etwas schuldbewusst an. «Was hättest du denn an meiner Stelle gefragt?»
Ich erwog diese Frage zuerst sorgfältig und machte alsdann meine Ausführungen. Er hörte mir mit scheinbar großem Interesse zu. Während ich meinen Monolog fortsetzte, waren wir beinahe daheim angelangt.
«Ganz ausgezeichnet und sehr treffend, Hastings», sagte er, als er den Schlüssel in das Schloss steckte und mich die Treppe vorangehen ließ. «Die Fragen wären jedoch ganz unnötig.»
«Ganz unnötig», rief ich erstaunt, «wenn ein Mensch vergiftet wurde.»
«Aha», bemerkte Poirot, auf eine Nachricht deutend, die auf dem Tisch lag. «Von Japp, gerade wie ich es mir gedacht hatte.» Er
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