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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ein Herzschlag bedeutet im Allgemeinen, dass das Herz zu schlagen aufhört, das ist alles, was man darunter versteht. Es ist auch das, was der Arzt offiziell bestätigt hat, jedoch vertraulich hat er uns wissen lassen, dass er einen bestimmten Verdacht hat.»
    «Wann findet die Leichenschau statt?»
    «Heute Abend. Wilsons Tod trat ganz überraschend ein. Er machte einen völlig normalen Eindruck, und als er am Zug war, fiel er plötzlich vornüber und war tot.»
    «Es gibt nur sehr wenige Gifte, die so plötzlich wirken», bemerkte Poirot.
    «Das ist mir auch bekannt. Ich erwarte deshalb, dass uns die Leichenschau nähere Anhaltspunkte geben wird. Aber warum sollte jemand Interesse haben, Gilmour Wilson aus dem Wege zu räumen, das ist es, was ich gern ergründen möchte. Er war solch ein harmloser, bescheidener junger Mensch, gerade erst von den Staaten gekommen; er wird auch wohl kaum Feinde gehabt haben.»
    «Es erscheint mir auch unglaublich», sagte ich überlegend.
    «Wir wollen mal abwarten», warf Poirot lächelnd ein. «Wie ich sehe, hat Japp schon eine bestimmte Theorie.»
    «Die habe ich schon, Monsieur Poirot. Ich bin nicht der Meinung, dass das Gift für Wilson bestimmt war, es sollte jemand anders treffen.»
    «Savaronoff?»
    «Jawohl. Er fiel nämlich bei den Bolschewiken in Ungnade. Man hat sogar berichtet, dass er liquidiert worden sei. In Wirklichkeit war er entkommen und ertrug während der Dauer von drei Jahren unglaubliche Entbehrungen in der sibirischen Wildnis. Er hatte so viel durchgemacht, dass er vollkommen verändert ist. Seine Freunde und Bekannten erklären, dass sie ihn kaum wiedererkannt haben. Sein Haar ist weiß und seine äußere Erscheinung die eines ganz gebrochenen Mannes. Außerdem ist er Halbinvalide, geht selten aus, lebt allein mit seiner Nichte, Sonja Daviloff, und einem russischen Diener in seiner Wohnung in der Nähe von Westminster. Es ist durchaus möglich, dass er noch in dem Glauben lebt, verfolgt zu werden. Es steht fest, dass er nur äußerst ungern an den Turnieren teilgenommen hat. Mehrmals sagte er kategorisch ab, und nur, als die Zeitungen bezüglich seines unsportlichen Verhaltens ihre Bemerkungen machten, gab er nach. Gilmour Wilson hatte ihn mit der echten Beharrlichkeit eines Yankees herausgefordert, und schließlich willigte er ein. Nun frage ich Sie, Monsieur Poirot, was veranlasste ihn, sich zurückzuhalten? Wollte er keine Aufmerksamkeit erregen? Hat ihn jemand aufgespürt? Meine Meinung ist die – Gilmour Wilson musste versehentlich daran glauben.»
    «Gibt es jemand, der persönliche Vorteile durch Savaronoffs Tod gehabt hätte?»
    «Nun, ich nehme an, seine Nichte. Er ist kürzlich zu großem Vermögen gelangt, es wurde ihm durch Madame Gospoja hinterlassen, deren Gatte ein Zuckerindustrieller während des alten Regimes war. Sie standen früher in engsten Beziehungen zueinander, soviel ich weiß, und sie weigerte sich seinerzeit hartnäckig, an die Berichte über seinen angeblichen Tod zu glauben.»
    «Wo fand das Schachturnier statt?»
    «In Savaronoffs eigenem Hause. Er ist Invalide, wie ich Ihnen bereits sagte.»
    «Waren viele Zuschauer dort?»
    «Mindestens ein Dutzend, vielleicht auch mehr.» Poirot machte ein enttäuschtes Gesicht.
    «Mein armer Japp, Sie haben keine leichte Aufgabe.»
    «Wenn ich erst einmal endgültige Beweise habe, dass Wilson vergiftet wurde, komme ich schon wieder ein Stück weiter.»
    «Haben Sie inzwischen daran gedacht, falls Ihre Annahme, Savaronoff sei das vorgesehene Opfer, zu Recht besteht, dass der Mörder seinen Versuch wiederholen könnte?»
    «Selbstverständlich habe ich diesen Faktor in meine Rechnung einbezogen. Zwei von meinen Leuten bewachen ständig Savaronoffs Haus.»
    «Das wird auch sehr zweckmäßig sein, falls jemand mit einer Bombe unter dem Arm erscheinen würde», sagte Poirot trocken.
    «Nun haben Sie beinahe Geschmack an der Sache gefunden», bemerkte Japp und zwinkerte mit den Augen. «Haben Sie vielleicht Lust, zu dem Leichenschauhaus mitzukommen und sich Wilson anzusehen, bevor die Ärzte mit ihrer Untersuchung beginnen? Seine Krawattennadel könnte doch schief sitzen und uns so einen Anhaltspunkt zur Lösung des Falles geben.»
    «Mein lieber Japp, schon während des ganzen Essens hat es mich gereizt, Ihre eigene Krawattennadel zurechtzustecken. Sie erlauben wohl? So, nun sieht es bedeutend besser aus. Doch ich glaube, es ist nun an der Zeit, dass wir zur Leichenhalle aufbrechen.»
    Ich hatte

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