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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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«Was ist mit ihm geschehen?»
    «Beruhigen Sie sich», erwiderte er, «Sie befinden sich in meiner Obhut, alles andere erzähle ich Ihnen später.»
    Eine wahnsinnige Angst griff mir ans Herz, und sein Ausweichen auf meine direkte Frage beunruhigte mich in höchstem Grade.
    «Wo ist Poirot?», fragte ich wiederum. «Was ist mit ihm geschehen?»
    Er hatte wohl eingesehen, dass ich es doch einmal erfahren musste und jedes Ausweichen zwecklos war.
    «Wie durch ein Wunder sind Sie davongekommen – Poirot leider nicht!»
    Ein Aufschrei kam von meinen Lippen.
    «Er ist doch nicht etwa tot? Das kann doch unmöglich sein!»
    Ridgeway nickte nur mit dem Kopf, während sein Gesicht seine innere Erregung widerspiegelte.
    Mit Anspannung aller Kräfte richtete ich mich auf.
    «Poirot mag zwar tot sein», sagte ich mit schwacher Stimme, «aber sein Geist wird fortleben, und ich werde nicht eher ruhen, bis ich sein Ziel erreicht habe – nämlich die Großen Vier zur Strecke zu bringen.»
    Dann verfiel ich wieder in tiefe Bewusstlosigkeit.

16
     
    S ogar noch heute fällt es mir schwer, von den Ereignissen jener Märztage zu sprechen.
    Poirot – der einmalige, der unübertreffliche Hercule Poirot war tot! Eine wahrhaft teuflische Eingebung, das mit der Zündholzschachtel: Derjenige, der die Höllenmaschine darin verborgen hatte, kannte den unüberwindlichen Ordnungssinn Poirots. Diese Tatsache und ferner der Umstand, dass eigentlich ich es gewesen war, der an allem schuld war, hörte niemals auf, mein Gewissen zu belasten. Wie Dr. Ridgeway betont hatte, war es tatsächlich ein Wunder, dass ich nicht getötet worden und mit nur unbedeutenden Verletzungen davongekommen war.
    Obgleich mir schien, dass ich nur kurze Zeit bewusstlos gewesen sein konnte, so waren doch in Wirklichkeit vierundzwanzig Stunden vergangen, bis ich wieder zu mir kam. Erst am Abend des nächsten Tages war ich in der Lage, auf unsicheren Beinen in den angrenzenden Raum zu wanken und stand dort lange Zeit vor dem bereits geschlossenen schwarzen Sarg, der die sterblichen Überreste eines Mannes enthielt, wie ihn die Welt nur einmal hervorbringen konnte.
    Vom ersten Moment an, in welchem ich wieder mein Bewusstsein erlangte, hatte ich nur einen Gedanken: Poirots Tod zu rächen und die Großen Vier erbarmungslos zur Strecke zu bringen.
    Ich hatte im Stillen gehofft, dass Dr. Ridgeway mich unterstützen würde, doch zu meiner größten Überraschung schien der gute Doktor wenig Verständnis dafür zu haben.
    «Fahren Sie nach Südamerika zurück», lautete sein Rat bei jeder sich bietenden Gelegenheit. «Warum wollen Sie sich mit einer so schweren und beinahe unlösbaren Aufgabe belasten?» Dabei überbot er sich selbst in seinen Überredungskünsten.
    «Wenn Poirot, der unvergleichliche Poirot, in diesem Kampf unterlegen war, wäre es dann denkbar, dass Sie irgendeinen Erfolg erringen könnten?»
    Ich war jedoch hartnäckig. Jeder Zweifel, ob ich über die notwendige Eignung zur Lösung dieser Aufgabe verfügte, wurde von mir mit der Bemerkung abgetan, dass ich lange genug mit Poirot zusammengearbeitet hätte, um seine Methoden instinktmäßig anwenden zu können, und dass ich mich stark genug fühlte, die Arbeit dort aufzunehmen, wo er notgedrungen aufhören musste. Die Lösung des Problems bedeutete für mich eine reine Prestigefrage. Mein Freund war einem heimtückischen Mord zum Opfer gefallen, ich konnte nicht nach Südamerika zurückkehren, ohne seine Mörder der irdischen Gerechtigkeit übergeben zu haben. Dies alles und noch viel mehr brachte ich Dr. Ridgeway gegenüber zum Ausdruck, der mir aufmerksam zuhörte.
    «Ihnen ist nicht zu raten», sagte er, als ich geendet hatte, «wir sind darin verschiedener Ansicht. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Poirot selbst, sofern er noch am Leben wäre, darauf bestehen würde, dass Sie abreisen. In seinem Namen, lieber Hastings, bitte ich Sie, geben Sie Ihre kühnen Pläne auf, und begeben Sie sich auf Ihre Ranch zurück.»
    Ich schüttelte traurig den Kopf und hielt es für überflüssig, weitere Worte zu verlieren. Bis zur völligen Wiederherstellung meiner Gesundheit verging ein ganzer Monat. Gegen Ende April erbat ich eine Unterredung mit dem Staatssekretär, die mir auch gewährt wurde. Mr Crowthers Art erinnerte mich an die von Dr. Ridgeway. Die Unterredung bewegte sich auf derselben Linie und endete wie vorauszusehen war. Obwohl er mein Anerbieten, meine Dienste zur Lösung des Problems zur Verfügung

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