Die Günstlinge der Unterwelt - 5
heimsuchte.
Ihre fünf Leben gegen eines. Kein schlechter Tausch.
Und sie hatte ihm nicht einmal alles verraten müssen. Allerdings mehr, als ihr lieb war. Trotzdem, kein schlechter Tausch.
»Schwester Ulicia«, sagte Cecilia mit einem Unterton von Sicherheit in der Stimme, den sie seit Monaten hatte vermissen lassen, »du hast das Unmögliche geschafft. Du hast Jagangs Macht über uns gebrochen. Die Schwestern der Finsternis sind frei, und gekostet hat uns das nichts.«
Ulicia atmete tief durch. »Dessen wäre ich nicht so sicher. Wir haben unseren Fuß auf unbekanntes Terrain gesetzt und wissen nicht, ob uns dieser Weg ans Ziel bringt. Fürs erste jedoch sind wir frei. Wir dürfen unsere Chance nicht verspielen. Wir müssen augenblicklich aufbrechen.«
Sie hob den Kopf, als die Tür mit einem Knall aufgestoßen wurde.
Grinsend kam Kapitän Blake ins Büro gewankt. In seinem Schlepptau folgten zwei feixende Matrosen, von denen einer seine Schritte bremste, um Armina zu betatschen. Sie machte keinerlei Anstalten, seine Hände abzuwehren.
Blake blieb schwankend vor ihr stehen. Er stützte seine Hände auf den Tisch und beugte sich vor. Sie roch den Schnaps in seinem Atem, als er sie lüstern ansah.
»Sieh an, sieh an, Mädchen. So treffen wir uns wieder.«
Ulicia ließ sich keine Regung anmerken. »So ist es, in der Tat.«
Er hatte den gierigen Blick zu tief gesenkt, um ihr in die Augen zu sehen. »Die Lady Sefa ist gerade eingelaufen, und wir Seeleute waren einsam und fanden, wir sollten für die Nacht etwas Gesellschaft haben. Das letzte Mal haben die Jungs mit Euch Damen so großen Spaß gehabt, so daß sie meinten, sie würden das Ganze gerne wiederholen.«
Sie täuschte einen eingeschüchterten Tonfall vor. »Hoffentlich habt ihr euch vorgenommen, behutsamer zu sein als letztes Mal.«
»Genaugenommen, Mädchen, meinten die Jungs, sie seien beim letzten Mal noch nicht so recht auf ihre Kosten gekommen.« Er beugte sich noch weiter vor, langte mit seiner rechten Hand zu, packte ihre Brustwarze und zerrte sie in ihrem Sessel nach vorn. Er feixte, als sie schrie. »Also, bevor ich üble Laune bekomme, schafft ihr Weiber euren Hintern mit uns zusammen auf die Lady Sefa , wo wir ihn einem ›guten Zweck‹ zuführen werden.«
Ulicia riß ihre Faust nach vorn, rammte dem Kapitän ein Messer durch den Rücken seiner linken Hand und nagelte sie auf dem Tisch fest. Mit einem Finger ihrer anderen Hand berührte sie den Ring an ihrer Lippe, und dank eines Stroms Subtraktiver Magie verschwand er blitzschnell, ohne eine Spur zu hinterlassen.
»Genau, Kapitän Blake, gehen wir alle zusammen runter zur Lady Sefa .«
Mit einer Handvoll Han prügelte sie ihn zurück, so daß das im Tisch versenkte Messer seine Hand in zwei Teile schlitzte, als diese zurückgerissen wurde. Die Luft blieb ihm im Halse stecken, als er den Mund aufmachte, um zu schreien.
49. Kapitel
»Irgend etwas geht dort draußen vor«, flüsterte Adie. »Das sind sie bestimmt.« Sie fixierte Kahlan mit ihren weißen Augen. »Willst du das wirklich? Ich bin bereit, aber…«
»Wir haben keine andere Wahl«, meinte Kahlan und blickte kurz ins Feuer, um sich zu vergewissern, daß es noch richtig brannte. »Wir müssen entkommen. Wenn es uns nicht gelingt zu entkommen und wir getötet werden, nun, dann wird Richard wenigstens nicht herkommen und ihnen in die Falle gehen. Dann kann er mit Zedds Hilfe die Menschen in den Midlands beschützen.«
Adie nickte. »Versuchen wir’s also.« Sie seufzte. »Ich weiß, es ist wichtig, daß sie das tut, aber ich weiß nicht, warum.«
Adie hatte Kahlan erzählt, daß Lunetta etwas sehr Seltsames tat: Sie hüllte sich ständig in ihre Kraft. So etwas sei dermaßen außergewöhnlich, hatte Adie gemeint, daß dafür ein mit Magie ausgestatteter Talisman vonnöten war. In Lunettas Fall kam für diesen Talisman nur eins in Frage.
»Wie du gesagt hast, auch wenn du den Grund nicht kennst, sie würde es niemals tun, wenn es nicht wichtig wäre.«
Kahlan legte einen Finger an die Lippen, als sie den Fußboden auf dem Korridor knarren hörte. Adies grau-schwarzes, kinnlanges Haar wehte hin und her, während sie rasch die Kerze ausblies und hinter die Tür trat. Das Feuer gab noch immer Licht, doch das Flackern der Flammen ließ die Schatten tanzen und würde das allgemeine Durcheinander noch vergrößern.
Die Tür ging auf. Kahlan, die Adie gegenüber auf der anderen Seite der Tür stand, atmete tief durch und nahm
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