Die haessliche Herzogin
lombardischer Feldzug kosten werde. Der kleine Johann schielte herüber, verblüfft, wie gescheit Margarete redete.
Bald darauf wurde die Tafel aufgehoben. Margarete führte noch ein kleines, formvolles Abschiedsgespräch mit ihrem Gemahl, bevor sie sich zurückzog. Sie fragte ihn nach den Eindrücken, die er von Tirol, von dem Hof ihres Vaters habe; ob er sich auf das bevorstehende Turnier freue; wünschte ihm, er möge sich bald heimisch fühlen. Ungeschickt, blöde erwiderte der Knabe, Widerwillen und eine gewisse trotzige Stumpfheit auf seinem nicht unschönen Gesicht. Als sie ging, stand der Kämmerling Chretien an ihrem Wege, riß die Zeltvorhänge auf vor ihr. Sie dankte gemessen, kühl, fremd, fürstlich.
Dann ließ sie sich in ihr Zelt tragen; sie war nun doch herzlich müde. Ihre Frauen kleideten sie aus, viel schwatzend, kichernd, einzelne Teilnehmer, einzelne Begebenheiten des Festmahls breitkauend. Sie lag bereits in ihrem Bett, die Frauen schwatzten noch immer.
Endlich gingen sie. Sie streckte sich, die Glieder erlöst aus dem schweren, engen Prunk. Nun wird sie aber gut schlafen. Sie hat es sich verdient. Sie war mit sich zufrieden. Sie hat sich gut gehalten, durchaus als Erwachsene, sehr fürstlich, hat sich vor den luxemburgischen und böhmischen Herren keine Blöße gegeben. Mit dem Johann freilich war nicht viel Staat zu machen.
»Mit euerm Prinzen ist aber auch nicht viel Staat zu machen«, bemerkte draußen mit grober, kichernder, mühsam gedämpfter Stimme die zusammenräumende Magd.
»Gegen eure Prinzessin«, höhnte der böhmische Knecht zurück, der ihr half und mit ihr sponsierte, »ist er immer noch ein lichter Engel. So was! Das Maul!
Die Zähne! Bei uns würde man so was gleich nach der Geburt ersäufen wie eine Katze .«
Der König Heinrich unterdes bezahlte die Zeche der Hochzeit. Es war eine sehr schöne Hochzeit. Es war begreiflich, daß sie viel kostete; er war kein Knauser. Bereitwillig streckten seine Herren ihm die großen Summen vor, bereitwillig, in fröhlichster Gebelaune, entlohnte er diese Gefälligkeit mit der Verpfändung von reichen Dörfern, Pflegen, Herrschaften, Zöllen und Gefällen. Warum sollte er seinem lieben Burggrafen Volkmar nicht Visiaun und Möltern überlassen? Er gab ihm noch Rattenberg dazu. Und es war nicht mehr als billig, daß der Abt von Wilten, der so lange für die schöne, leinene Hochzeitsstadt hatte sorgen müssen, den See zwischen Igls und Vill erhielt. Dann aber mußte man auch dem Kloster Viktring etwas geben.
Denn wenn nur Wilten was erhielt, war sein guter Sekretär Johannes mit Recht gekränkt. Also bekam auch Viktring etliche Höfe und Gülten. »Keine schönere Freude, als guten Freunden zu spenden«, zitierte dankend der beredte Abt einen antiken Klassiker.
Der Luxemburger war dabei, als König Heinrich, sorglos, formlos, gnädig, fröhlich und stark unter Wein, diese riesigen Schenkungen und Verpfändungen unterzeichnete. Auch er war freigebig; aber so bieder unverschämt hätten ihm seine Barone nicht kommen dürfen. Es wird gut sein, wenn man da dem alten, fröhlichen Herrn ein bißchen den Riegel vorschiebt.
Sonst verschenkt er das ganze Land, sagt noch merci, wenn man es annimmt, und zum Schluß hat sein kleiner Sohn nur die Prinzessinbraut und kann Sonntag davon machen! Auch die blasse, sanfte Beatrix, König Heinrichs junge Frau, sah erschreckt und verängstigt zu, wie ihr Gatte mit den reichen Besitzungen um sich warf. Sie war von Haus aus an enges, ängstliches Wirtschaften gewöhnt; auf die Art Heinrichs, fürchtete sie, würden bald selbst die Hemden ihrer Mägde verpfändet sein. Sie beschloß, die Finanzen selber in die Hand zu nehmen; ihr blasses, scheues Gesicht bekam auf einmal etwas Verbissenes.
Für die nächsten Tage war Turnier angesagt. Bei diesem Anlaß sollten mehrere junge Herren zu Rittern geschlagen werden. Margarete ersuchte unvermittelt ihren kleinen Gemahl, er solle dabei auch seinen Kämmerling Chretien de Laferte zum Ritter machen lassen.
Die Augen Johanns wurden noch kleiner, trotziger; er knurrte irgendwas. Margarete wiederholte ihren Wunsch herrischer, dringlicher. Prinz Johann sagte verdrückt, bissig, er wolle nicht. Er knuffte den Kämmerling in die Seite mit aller Kraft seiner kleinen, knochigen Faust. »Da hat er seinen Ritterschlag !« höhnte er, verzog hämisch sein langes Gesicht.
»Ich danke Euer Hoheit tausendmal für die Gnade«, sagte Chretien blutrot zu der Prinzessin; »aber
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