Die haessliche Herzogin
Kinder hoch, daß sie ihre künftige Fürstin sähen.
War sie vorbei, schaute man sich an, feixte. »Das überworfene Maul! Wie eine Äffin !« höhnten Frauen, die unansehnlich waren und dürftig von Gestalt. Schöne hatten Mitleid. »Die Arme! Wie sie häßlich ist !«
So zog das Kind durch das Land, kalkig, blaß, dicklich, ernsthaft, schwer von Pomp wie ein Götzenbild.
In dem großen Empfangszelt der leinenen Stadt vor Wilten prunkten die kostbaren Gobelins und Teppiche, rauschten feierlich die Banner, standen gravitätisch die Wappen von Luxemburg, Kärnten, Krain, Görz, Tirol. Der zehnjährige Prinz Johann erwartete die Braut, die ihm vermählt werden sollte. Mager, knochig, sehr groß für seine Jahre, stand der Prinz, der dünne, lange Kopf leidlich hübsch, doch versteckten sich tief in den Höhlen bösartige, kleine Augen. Unbehaglich rieb er sich in seinen engen, modischen Kleidern, die schmale Brust peinlich zerstoßen in einer rein dekorativen Halbrüstung, die er bei diesem Anlaß zum erstenmal trug. So drückte er sich, schwitzend, sonderbar unsicher, zwischen den fünfzehn böhmischen und luxemburgischen Herren herum, die ihm das Geleite gegeben.
Trompeten, sich senkende Fahnen. Die Prinzessin kam. Der Erzbischof von Olmütz trat vor, begrüßte sie im Namen des Prinzen mit tönenden, geübten Worten.
Dann standen sich die beiden Kinder gegenüber, der geschmückte Knabe in seiner Zierrüstung und das prunkschwere Mädchen. Prüfend beschauten sie sich.
Unbehaglich blinzelte, scheu und trotzig aus kleinen, bösartigen Augen, Johann nach seiner häßlichen Braut; kühl, fast verächtlich sah Margarete auf den langen, stakigen, unsicheren Knaben. Dann, zögernd, zeremoniös, reichten sie sich die Hände.
Die Väter kamen. Bewundernd sah Margarete den riesigen, strahlenden König Johann. Welch ein Mann!
Und der Luxemburger, der ein sehr geübter Politiker war, überwand sich. Zuckte nicht zurück. Hoch hob er in seinen starken Armen das häßliche, dickliche, prunkende Kind, das seinem Sohn Kärnten, Krain, Tirol, Görz zubrachte, und vor aller Augen küßte er die Zitternde, ihm dringlich in die Augen Starrende, glückselig Erschlaffende auf den breiten, äffisch vorgebauten Mund. Der alternde König Heinrich stand froh und gerührt, die hellen Augen noch wässeriger als sonst. Mit seiner fleischigen, immer etwas zitternden Lebemannshand schüttelte er die kalt schwitzende, kraftlose, knochige seines kleinen Schwiegersohns, redete zu ihm wie zu einem Erwachsenen.
Und es klangen die Hörner, dröhnten die Pauken, das Festmahl begann. In Scharlach und Gold glänzte das Zelt, in dem die Kinder Galatafel hielten. Drei strotzende Tische bogen sich unter den Schaugerichten. Die Bistümer Trient und Brixen hatten ihr kostbares Tischzeug geliehen, die Städte Bozen, Meran, Sterzing, Innsbruck, Hall ihr Prunkgeschirr. Schwer zu Häupten des Brautpaars prahlten die Standarten mit den ungefügen Wappentieren. Hoch auf ihren wuchtigen, geschmückten Streitrossen trugen die ersten Herren Böhmens, Kärntens, Tirols die Speisen herbei für die fürstlichen Kinder, unter Vortritt der Musik. Ritter reichten Wasser, Handtücher nach jedem Gang, schenkten Wein, schnitten Speisen vor. Ernsthaft unter Scharlach und Gold mit alten Gesichtern thronten die Kinder.
Der gute König Heinrich schwamm in Glück. Er ging hinüber zu seiner neuen Gemahlin, der jungen, schüchternen, bleichsüchtigen, immer fröstelnden Beatrix von Savoyen, die am Tisch der fürstlichen Damen präsidierte, tätschelte ihre Hand, trank ihr zu.
Schlenderte wieder zurück zu dem Luxemburger, dem ersten Ritter, dem galantesten Weltmann der Christenheit. Es tat wohl, sich Seite an Seite mit diesem zu fühlen, eins mit ihm. Der war anders als der ernsthafte, fade Bayer, der Kaiser Ludwig, der immer nur von Politik sprach und von Militär. Der gehörte zu ihm, war von seiner Art. Er, Heinrich, lebte und liebte herum auf seinen Schlössern Zenoberg, Gries, Trient, auf den Burgen seiner Edelleute, und ihre Damen waren geehrt und erfreut, wenn sie ihrem Fürsten ihre Ergebenheit zeigen konnten. Auch auf Reisen ging er keinem Erlebnis aus dem Weg, sah es gern, wenn etwa der Magistrat einer Stadt ihn feierlich einlud, das Frauenhaus zu besuchen. Doch dieser Johann war ihm – Sakrament und neungeschwänzter Teufel! – noch über.
Es gab keine Stadt von der spanischen Grenze bis tief ins Ungarische, von Sizilien bis ins Schwedische, wo der nicht
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