Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
hinter etwas anderes, gab öfters ein unwilliges Brummen von sich. Die Zeit verging und er schien nicht fündig zu werden. Dafür wurde sein Gesicht immer länger. Schließlich blieb er verdrossen mitten in einem der Kellerräume stehen, mit den Händen in den Hosentaschen, mürrischer Miene, hängenden Schultern.
„Befindet sich das, was Sie suchen, vielleicht doch in einem der anderen Geschosse?“, fragte Lars zaghaft und in der Hoffnung, mit den anderen den Keller zu verlassen.
Lubronski ließ sich mit der Antwort so viel Zeit, dass die Jungen schon dachten, er wolle die Frage von Lars ignorieren. Doch schließlich sagte er in resignierendem Ton: „Unwahrscheinlich! Einen Rahmen in der gesuchten Größe kann man nicht in einer Schublade oder einem Schuhkarton verstecken. Eigentlich müsste er hier irgendwo sein. Aber wo?“
„Also, wie groß soll der Rahmen doch gleich sein?“, fragte Mike.
„Einen knappen Meter breit und einen Meter achtzig hoch“, gab Lubronski Antwort und zeigte dabei die ungefähre Breite mit seinen Händen an.
Lars sah sich um; erstmals versuchte er sich an der Suche zu beteiligen, denn er wollte aus diesem Keller raus, traute sich aber nicht allein nach oben. Wo konnte ein Gegenstand der genannten Größe versteckt werden, und wo hatte Lubronski noch nicht gesucht? Sein Blick glitt über den Winkel unter der Treppe. Dort stand ein Regal aus Metall. Und dahinter, zwischen Wand und Regal, war da nicht noch etwas, was flach war, ungefähr einen Meter breit, etwa eins achtzig hoch, in ein Tuch eingeschlagen?
„Schauen Sie doch mal dort“, sagte Lars leise, und deutete auf das Regal. Lubronski wandte sich um, stutzte, trat langsam näher, dann beschleunigte er seine Schritte, um den Winkel unter der Treppe zu erreichen. Er griff durch die Fächer des Regals, die mit Konservendosen, leeren Flaschen, ein paar Werkzeugen, einer alten Kaminuhr und einem Porzellanfigürchen und ähnlichem Plunder zugestellt waren, nach dem Gegenstand, der sich dahinter befand. Vorsichtig zog er eine Ecke des Tuches weg, hängte sie wieder zurück. Plötzlich war er sehr aufgeregt. Er versuchte das Regal nach vorn zu ziehen, ohne das es umfiel. Das wollte nicht gelingen. Er drehte sich zu Lars und Mike um.
„Volle Deckung, Jungs!“, sagte er, und scheuchte sie in das Dunkel des Kellers. Die beiden Freunde wichen zurück. Keine Sekunde zu früh! Lubronski stelle sich neben das Regal und kippte es nach vorn. Die Gegenstände, die sich in den Fächern befunden hatten, fielen mit einem ohrenbetäubenden Lärm zu Boden. Glas und Porzellan zerschellte, Metall klirrte, Dosen und ähnliche Behältnisse klapperten. Der ganze Segen rollte bis vor die Füße der Jungen. Lubronski stand hinter dem umgestürzten Regal und barg mit einer Andacht und Präzision, die seine Wertschätzung erkennen ließ, den Rahmen, der sich dahinter befunden hatte. Vorsichtig manövrierte er nun die Treppe hinauf, immer darauf bedacht, dass der offensichtlich kostbare Gegenstand nirgends anstieß und dadurch zu Schaden kam. Im Erdgeschoss machte er schnaufend eine kleine Pause, dann ging er ins Obergeschoss. Mike wollte Hilfe beim Tragen anbieten, aber Lubronski lehnte mit einem Kopfschütteln ab.
Im Schlafzimmer, wo das Gestell noch auf seine weitere Verwendung wartete, zog er schließlich das Tuch von dem Rahmen. Ein Bild tauchte auf. Es handelte sich um einen fürchterlich verkitschten Schinken. Auf einer Lichtung in einem Wald röhrte ein Hirsch. Eingefasst war dieses Machwerk in einen über und über mit Blattgold verzierten, holzgeschnitzten Rahmen. Die Freunde sahen sich kurz an. Ein grässliches Bild! Aber was wollte Lubronski damit? Der war ja wohl doch verrückt!
Mittlerweile machte sich der Mann an der Rückseite des Bildes zu schaffen. Er arbeitete konzentriert und schien außer seiner Tätigkeit nichts weiter im Sinn zu haben.
„Was ich jetzt tue, hätte ich unter normalen Umständen nie getan“, sagte er dabei. „Aber so wie die Dinge liegen habe ich keine andere Wahl, als euch in ein Geheimnis einzuweihen, das seit Jahrhunderten in meiner Familie von Generation zu Generation weitergegeben wurde. – Haltet mal den Rahmen fest und gebt fürchterlich genau Acht, dass er nicht umfällt oder sonst wie beschädigt wird. Wenn das passieren sollte sind wir endgültig verloren. Kapiert?“
Die Jungen nickten und sahen befremdet zu, wie Lubronski das Bild aus dem Rahmen löste und achtlos auf das Bett warf, wo bereits
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