Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
unheimliches Gefühl beschlich Lars, als er ein Bild entdeckte, dass ihm seltsam vertraut war. Der Junge, der durch einen Blitzschlag in eine andere Version der Erde versetzt worden war und nun mit zwei Leidensgenossen den Heimweg suchte! Lars musste gegen die Tränen ankämpfen, als er sein eigenes Gesicht betrachtete. Ganz langsam wandte er seinen Blick zu Hallgard.
„Geht mein Traum in Erfüllung oder wird er zerbrechen?“, fragte er mit heiserer, zittriger Stimme.
In Hallgards Lächeln lagen Güte und Weisheit. „Viele der hier abgebildeten Menschen finden allein die Kraft, ihre Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Denen, die den Weg zu mir fanden, kann ich helfen.“ Und nun richtete sie ihre Worte an alle Gefährten. „Sucht an diesen Wänden nach eurem Bild. Mit ein wenig Mühe und Geduld werdet ihr es finden. Nehmt es an euch und kommt damit zu mir.“
Plötzlich sah Lars Mike neben sich stehen. „Hängt mein Bild zufälligerweise neben deinem?“
Gemeinsam ließen sie ihre Augen über die nächstgelegenen Portraits gleiten. „Schätze, dass ich woanders suchen muss“, meinte Mike etwas brummelig. „Wäre ja auch zu schön gewesen!“
„Schau mal, was ich hier habe!“, hörte Lars Andrea zu Hans sagen. „Ein Bild von meinem Liebsten!“
Es dauerte eine Weile, bis jeder sein Konterfei in Händen hielt, doch schließlich waren alle Bilder gefunden. Darauf forderte Hallgard die Gefährten erneut auf, ihr zu folgen.
In diesem Augenblick geschah etwas gänzlich Unerwartetes. Der Abenteurer mit dem großen Schnurrbart sprang durch die Wand!
„Ha!“, rief er aus, als er Hallgard und die sieben Gefährten erblickte. „Es klappt also tatsächlich. Man kann einfach durch die Wand gehen und ist entkommen. So einfach, dass man nicht darauf kommt!“
Hans bedachte den Neuankömmling mit einem Lächeln. „Und wie hast du das herausgefunden?“
Der Schnurrbärtige grinste. „Ich habe euch im Auge behalten. Da habe ich beobachtet, wie ihr entkommen seid. Doch bevor ich euch folgen konnte musste ich vor den Dämonen Reißaus nehmen, die durch eure Flucht rasend vor Wut geworden sind. Die haben dann ersatzweise mich statt euch hängen wollen. Aber denen habe ich etwas gehustet.“ Er sah sich um. „Wo sind wir hier?“
Hallgard schien ungehalten zu sein, dass sie in ihrem Vorhaben unterbrochen worden war. In strengem Ton sagte sie: „Du gehörst nicht zu dieser Gruppe von Leuten. Auch dir werde ich helfen, deine Wünsche zu erfüllen, doch musst du noch warten. Suche dein Bild an der Wand und bleibe dort stehen.“
In der Stimme Hallgards lag so viel Autorität, dass der Schnurrbärtige nicht zu widersprechen wagte. Leicht eingeschüchtert machte er sich daran, die Bilder an den Wänden zu betrachten. Er warf noch einen schnellen Blick zu den Gefährten und Hallgard. Bei dieser Gelegenheit lächelte ihm Mike zu.
„Mach´s gut!“, rief er. „Und nichts für ungut!“
Da lächelte der Schnurrbärtige zurück, ging um eine Biegung des Raumes und entschwand ihren Blicken. Hallgard sah ihm mit einem leichten Kopfschütteln hinterher. „Ich wusste, dass er den Übergang hierher schaffen würde. Es war nur eine Frage der Zeit. Es gibt Leute, die wie Katzen immer auf die Füße fallen und so auch einen Sturz aus großer Höhe überstehen. Der Kerl da kommt überall durch.“
Darauf wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Gefährten zu. „Folgt mir, bitte!“, wiederholte sie ihren Befehl. Sie führte die kleine Gruppe weiter durch ihre Halle, die schließlich in einen Gang mündete. Hier hingen keine Portraits mehr. Als sich der Gang erneut zu einem Raum weitete sahen die Gefährten einen Teich, dessen Wasser in allen Farben des Regenbogens schillerte. Über diese kleine Wasserfläche führte eine Brücke, die einen eleganten Bogen beschrieb.
Hallgard wandte sich wieder den Gefährten zu und steckte die Hände in die weiten Ärmel ihres Gewandes. „Diese Brücke wird euch an das Ziel eurer Träume führen. Die einen von euch werden dahin zurückkehren, wohin sie gehören, die anderen werden eine neue Heimat finden, der Seemann wird ebenfalls seinen größten Wunsch erfüllt bekommen. – Was ist denn so erfreulich, Jonathan, dass du bereits jetzt lachst?“
Die sechs Gefährten betrachteten den Nachfahren eines der berühmtesten Seefahrer der Erde. Er strahlte vor Zufriedenheit und deutete auf die Wasserfläche unter der Brücke. „Ich habe immer schon die Auffassung vertreten, dass
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