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Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. H. T. Osenger
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Und kennst du sie etwa alle?“
    Hallgard zeigte wieder ihr sanftes Lächeln. „Das sind viele Fragen auf einmal, aber ich denke, ich kann sie beantworten.“ Sie machte eine kleine Pause und schien sich auf ihre Antwort zu konzentrieren. Schließlich fuhr sie fort.
    „Hier diese Halle heißt nicht umsonst die Halle der zerbrochenen Träume. Die Menschen, die ihr hier abgebildet seht, leben entweder in einer Version der Erde oder in einer der Hallen der Unendlichkeit. Allen gemeinsam ist die Tatsache, dass sie einen Traum haben, der zumindest bisher nicht in Erfüllung gegangen ist. Alle Menschen träumen, so lange sie leben. Träume sind der Wegbegleiter des Menschen. Und sie sind auch sein Antrieb, etwas zu unternehmen oder zu unterlassen. Versteht ihr, wenn die Menschen nicht davon träumen würden, wie sie zum Beispiel sich schneller fortbewegen könnten oder effektiver Nahrung gewinnen könnten – eine Veränderung im Sinne von Weiterentwicklung hätte es nie gegeben. Der Mensch wäre auf der Vorstufe der Steinzeit stehen geblieben. Es hätte nie jemand das Rad erfunden, oder den Pflug, oder den Bootsbau. Der Mensch hätte nicht einmal versucht, das Feuer zu beherrschen.“
    Das leuchtete Mike ein. „Wenn der Mensch nicht davon träumen würde, zu den Sternen zu fliegen, dann hätte er auch nie versucht, Flugzeuge und Raketen zu bauen. Und nie hätte ein Mensch seinen Fuß auf den Mond gesetzt.“
    „Genau so ist es“, bestätigte Hallgard lächelnd. „Die Träume geben dem Menschen einerseits die Kraft und andererseits die Phantasie, Dinge zu erfinden und sein Leben zu verändern. Allerdings klappt das nicht immer. Es gibt leider immer Menschen, die an ihren Träumen scheitern und sie nicht verwirklichen können. Das Schicksal, das Glück, die Vorsehung, wie immer man es nennen will, haben es anders bestimmt. Geht nur eine Weile an den Bildern entlang und betrachtet sie. Vielleicht ahnt ihr dann bereits, welches Schicksal sich hinter einem jeden Bild verbirgt.“
    Lars befolgte die Aufforderung. Zunächst sah er einfach nur eine Menge Leute, die abgebildeten Gesichter sagten ihm nichts. Zumeist schien es sich auch um Menschen zu handeln, die in einer der Hallen der Unendlichkeit lebten, denn ihre Kleidung wirkte fremd auf ihn. Aber dann sah er ein Bild von einer sehr hübschen jungen Frau, die zwar lächelte, aber dabei dennoch unglücklich wirkte. Sie war nach der aktuellen Mode der Erde gekleidet.
    „Die hier!“, rief Lars leise. „Ich glaube, ich weiß, was sie bedrückt. Sie wollte Fotomodell oder Filmstar werden, und das hat nicht geklappt.“
    Hallgard trat näher und warf einen kurzen Blick auf das Bild. „Du hast ziemlich gut geraten. Zunächst ging ihr Traum in Erfüllung. Sie wurde Filmstar. Doch dann holte sie die Wirklichkeit insofern ein, als der Starrummel über ihre Kräfte ging. Wo immer sie auftauchte wurde von ihr verlangt, dass sie den ewig freundlichen und ewig lächelnden Übermenschen spielte, als der sie auf der Kinoleinwand zu sehen war. Dass auch sie gute und schlechte Tage hatte, wie jeder Mensch, interessierte niemanden. Die Leute wollten nur die Illusion, die sie in ihren Filmen verkörperte. Bald konnte sie nur noch unter Drogen diesen Anschein einer immer glücklichen Frau aufrechterhalten. Waren die nicht zur Hand bekam sie Tobsuchtsanfälle. Innerhalb kürzester wurde über sie nur noch negativ in den Schlagzeilen berichtet, ein Skandal folgte dem nächsten. Es ist noch nicht entschieden, wie sich ihr Leben fortsetzt.“
    Lars ging weiter an der Wand entlang, folgte einer leichten Biegung, betrachtete Bild nach Bild, die dicht an- und übereinander hingen, er hob und senkte den Blick. Und plötzlich schienen die meisten Bilder zu ihm zu sprechen, als hätten die abgebildeten Personen Stimmen. Da war eine andere junge Frau, die Friseuse, die von ihrem eigenen Salon geträumt und finanziellen Schiffbruch erlitten hatte. Der junge Mann in Schlips und Kragen, der ins Management eines Unternehmens hatte aufsteigen wollen, und der nicht einmal eine kleine Gehaltserhöhung bekam. Die Frau, die eine große Familie mit vielen Kindern gründen wollte, aber einfach nicht den richtigen Ehemann fand. Der etwas dickliche kleine Mann mit Schnurrbart und Brille, der davon träumte, ein berühmter Schriftsteller zu sein. Der Ingenieur, der einen neuartigen Motor erfinden wollte und dessen Modelle einfach nicht funktionieren wollten … Jedes Bild erzählte Schicksale.
    Ein etwas

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