Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
Sie stehen an ihrem Wagen und sehen uns nach.“
„Wollen wir hoffen, dass sie noch eine Weile brauchen, um sich zu entscheiden!“
Aber als die Distanz zu den Polizisten und dem Streifenwagen zwei- oder dreihundert Meter betrug stiegen die Männer zur unendlichen Erleichterung der Jungen in ihren Dienstwagen und setzten ihren Weg fort. Bald waren sie außer Sicht.
Mike und Lars blieben wieder stehen. „Au Mann, das war knapp! Ich habe uns schon im Alex gesehen!“, sagte Mike, womit er das St.-Alexius-Krankenhaus meinte. Das ist in Neuss die geschlossene Anstalt für Männer. „Der Eine hat uns tatsächlich für verrückt gehalten.“
Lars war schon wieder bei ihrem eigentlichen Problem. „Und das kann nur eines bedeuten: Schlicherum ist nicht nur verschwunden, sondern offensichtlich weiß auch keiner etwas davon.“
Mike war sehr nachdenklich. „Hm, es könnte doch sein, dass die beiden Polizisten neu in dieser Gegend sind. Vielleicht kannten sie deswegen das Dorf nicht.“
Lars schüttelte ungeduldig den Kopf. „Nein, ausgeschlossen! Kann nicht sein! Der Dicke kannte Bettikum, Derikum und wusste, dass dies die Kommunalstraße 20 ist und wie sie heißt, wenn sie in Rosellen angekommen ist.“
„Ja, du hast Recht.“ Mike versuchte daraus seine Schlüsse zu ziehen. „Aber wie kann das sein? Was bedeutet das?“
Lars war ebenso ratlos. „Weiß ich auch noch nicht! Aber ich habe eine Idee: Rosellen ist nicht mehr weit entfernt. Lass uns dort nachfragen. Zum Beispiel in der Kirche.“
Die Jungen nahmen ihre Fahrt wieder auf. Nach einer Minute etwa schlug Mike vor: „Gute Idee, aber lass uns so vorgehen, dass der Pastor nicht sauer reagieren kann wie die Polizisten eben.“
„Wie meinst du das?“, fragte Lars.
„Wir sagen, wir sollten für den Geschichtsunterricht herauszufinden versuchen, ob es in Neuss jemals das Dorf Schlicherum gab. Wir bitten den Pastor, dass er in alten Kirchenbüchern nachschlägt.“
Lars begriff sofort. „Erstklassige Idee!“
Die Enttäuschung war so groß, dass die beiden Jungen sie fast nicht verkrafteten. Sie hatten die Kirche scheinbar verlassen vorgefunden und schon wieder gehen wollen, da war der Geistliche aus der Sakristei getreten. Er war überrascht, aber auch erfreut, um diese Zeit jemanden in seiner Kirche anzutreffen. Als er hörte, welchen Wunsch die beiden Jungen äußerten, war er sofort bereit, in den alten Büchern, in denen in früheren Zeiten Geburten, Todesfälle und alles Mögliche in dieser Richtung festgehalten wurde, nachzuschlagen.
Während der Mann mit dem angegrauten Haar und Bart in den alten Folianten nachblätterte hingen die Augen der Jungen voller Hoffnung an ihm. Ob er einen Beweis finden würde, dass es wenigstens früher einen Ort mit Namen Schlicherum gegeben hatte? Würde er den Alptraum, in dem Mike und Lars zur Zeit lebten, beenden können?
Aber der Geistliche blätterte ziemlich ratlos in den alten Büchern. „Wie, habt ihr gesagt, soll dieses Dorf geheißen haben?“
„Schlicherum“, würgte Mike mühsam heraus. Lars brachte keinen Ton hervor.
Kopfschüttelnd suchte der Pastor weiter. „Nein, ich finde keinen Hinweis darauf. Also, zumindest hier in unserer Gegend hat es einen solchen Ort nie gegeben. Hätte mich auch gewundert, denn ich hätte davon bestimmt schon einmal gehört.“
Er schloss das Buch, in dem er zuletzt geblättert hatte und sah die beiden Jungen voller Mitgefühl an. „Kann ich euch irgendwie helfen? Ihr seht aus, als wärt ihr total verzweifelt!“
Mike presste die Lippen zusammen, Lars kämpfte die Tränen hinunter, die aus seinen Augen stürzen wollten. „Wenn wir später wiederkämen“, sagte er mit heiserer, brüchiger Stimme, „und würden um etwas zu essen bitten, würden Sie uns etwas geben?“
Der Pastor spürte, dass Mike und Lars am Ende ihrer seelischen Kraft und dem Zusammenbruch nahe waren. „Aber natürlich! Ich weise niemanden, der Hilfe braucht, ab. Ihr könnt auch bei mir übernachten, wenn ihr keinen Platz zum Schlafen habt. Aber wollt ihr mir denn nicht erzählen, was euch so sehr bedrückt?“
„Sie würden uns nicht glauben“, sagte Mike hoffnungslos und matt. „Sie würden denken, dass wir Sie für dumm verkaufen wollten. Ich glaube, dass wir nachher wiederkommen werden.“ Er zuckte ratlos die Achseln. „Es bleibt uns wohl keine andere Wahl.“
Sie wandten sich um. Lars begann noch in der Kirche zu schluchzen. Nachdenklich sah ihnen der Geistliche nach und
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