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Die Hand die damals meine hielt - Roman

Titel: Die Hand die damals meine hielt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie O Farrell
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…«
    Sie nickt. »Ich sag’s ihm.«
    »Und du besorgst mir die Nummer von dem Spediteur?«
    Sie nickt noch einmal.
    Felix küsst sie erst auf die eine, dann auf die andere Wange. »Danke«, murmelt er.
    Sie legt die Arme um seinen Hals und umarmt ihn mit überraschender Herzlichkeit. Damit bringt sie ihn so aus der Fassung, dass es ihm die Kehle zuschnürt. Er klammert sich an die schmale Gestalt, an die Freundin seines Sohnes, und er muss die Augen zukneifen, weil ihm die Frühherbstsonne in die Augen sticht.
    Noch lange nachdem sie losgefahren ist, spürt er ihre Umarmung. Felix starrt auf die Kurve, hinter der ihre Rücklichter verschwunden sind, als ob er darauf wartet, dass sie zurückkommt, als ob er den Bann nicht brechen will.

    Elina steht in der Pentonville Road im Stau. Die Autoschlange vor ihr liegt da wie ein Gletscher aus Chrom und Glas, in den an den Kreuzungen stockende Verkehrsnebenflüsse münden. Sie wirft einen Blick nach hinten. Jonah ist eingeschlafen, der Daumen hängt ihm im Mund. Sie schaltet das Radio ein, aber das Einzige, was herauskommt, ist ein einsames Statikgestöber. Sie dreht ein bisschen an den Knöpfen und findet hin und wieder das Piepsen einer undefinierbaren Stimme, die gegen das Schneerauschen
ankämpft. Mehr nicht. Sie macht das Radio wieder aus. Sie wirft einen Blick auf die Schreibmaschine, nimmt die Hand vom Lenkrad und legt sie kurz auf das Metallgehäuse. Streicht mit den Fingerspitzen über die Tasten, über die Walze, durch die Kuhle, wo die Typenhebel auf Anweisungen warten. Sie sieht wieder auf die Straße, auf die Ampel, die sinnlos von Rot auf Gelb auf Grün und wieder zurück springt. Sie wirft noch einen Blick auf die Schreibmaschine, sieht nach Jonah, beobachtet, wie der Wind die Äste einer Platane erfasst, die Blätter abschüttelt und auf die Autos niederregnen lässt. Ein Blatt fällt auf ihre Windschutzscheibe, genau vor ihr Gesicht, und während sie darauf starrt, auf das Adernetz und das wächserne Grün und den starren Stiel, kommt ihr eine Idee.
    Elina sieht auf ihre Uhr. Sie kramt ihr Handy aus der Tasche und ruft Simmy an. »Wie geht es ihm?«, fragt sie. »Kannst du noch ein bisschen länger bleiben?« Dann blinkt sie, wendet und biegt in eine leere Straße ein.
    Sie bleibt mehrere Stunden weg. Sie ist so in ihre Unternehmung vertieft, dass sie sich ein Strafmandat wegen Falschparkens einhandelt, das sie achtlos in ihre Handtasche stopft. Als sie nach Hause kommt, ist alles still. Sie hat das Gefühl, Tage und Wochen fort gewesen zu sein, nicht nur Stunden. Die Tasche quer über dem Leib und Jonah auf der Hüfte geht sie die Treppe hinauf. »Hallo?«, ruft sie. »Ich bin wieder da.«
    Oben wartet Simmy auf sie.
    »Wie ist die Lage?«, flüstert sie.
    »Gut. Er hat geschlafen, aber ich glaube, jetzt ist er wach. Ich bin gerade auf dem Weg nach unten, um uns eine Tasse Tee zu machen. Trau dich ruhig rein.«
    Elina geht ins Schlafzimmer. Ted liegt im Bett, fast noch
genauso, wie sie ihn verlassen hat, die Bettdecke über sich gebreitet. Zusammengerollt, mit dem Gesicht zur Wand.
    »Ted?«, sagt sie. »Entschuldige - es hat länger gedauert, als ich dachte. Wie war es mit Simmy? Es ist ein wunderschöner Tag draußen.«
    Sie setzt sich aufs Bett, legt Jonah mit seiner Lieblingsrassel auf den Boden.
    »Ted«, sagt sie. Sie weiß, dass er nicht schläft. Das erkennt sie an seinen flachen Atemzügen. Aber er bewegt sich nicht.
    Sie rutscht weiter aufs Bett, zieht die Tasche hinter sich her.
    »Weißt du was?« Sie legt ihm die Hand auf die Seite. »Ich habe herausgefunden, dass Ted gar nicht dein richtiger Name ist. Sie hat dich anders genannt.«
    Sie wartet ab. Obwohl er nicht antwortet, weiß sie, dass er ihr zuhört. Sie fördert einen Packen Papier aus ihrer Tasche zutage. »Ich war im Zeitungsarchiv. Es war unglaublich - wie mir alle geholfen haben. Ich habe alles Mögliche herausbekommen.« Sie breitet die Papiere auf dem Bett aus. »Lexie war Kunstkritikerin. Sie hat Artikel über Picasso, Hopper, Jasper Johns, Giacometti geschrieben. Sie kannte Francis Bacon und Lucian Freud persönlich. Und John Deakin - die ganze Gruppe. Sie hat Yves Klein und Eugene Fitzgerald und Salvador Dalí interviewt. Sie war in New York mit Andy Warhol essen. Hast du gehört? Mit Andy Warhol. Und …« Elina blättert in den Papieren, sie sucht nach einem bestimmten Artikel. »Und irgendwann war sie sogar in Vietnam. Kannst du dir das vorstellen? Es gibt einen Artikel

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