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Die Hand die damals meine hielt - Roman

Titel: Die Hand die damals meine hielt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie O Farrell
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gesagt? »Na so was«, sagt sie schließlich. »Das ist ja ein Ding.« Sie kichert. »Und was sagst du jetzt zu dem Eis?«
    »Ich mag kein Eis.«
    »Du magst kein Eis? Natürlich magst du Eis! Alle Kinder mögen Eis!«
    »Ich nicht.«
    »Doch, bestimmt.«
    »Nein, ich nicht.«

    Margot richtet sich auf. Es hat keinen Sinn. Sie kann mit Kindern nicht umgehen. Sie krallt ihre Hände über der Schürze zusammen. Und sie wird auch nicht anfangen zu weinen, nein. Aber gegen die Erinnerung kann sie nicht an, gegen die Erinnerung an das ominöse heiße Zerfließen, tief unten an dem unaussprechlichen Ort, an das unglaubliche Edelsteinrot, an die Mengen jedes Mal, solche Mengen, so unglaublich viel, mehr als sie je für möglich gehalten hätte.
    Sie geht ans Fenster. Am Ende des Gartens schichtet Felix Blätter auf ein verdrießlich blakendes Feuer. Du hast recht, hat er gesagt, in allen Punkten. Du hast recht. Die Tränen brennen ihr auf den Wangen. Sie rinnen ihr am Hals hinunter und verschwinden im Kragen ihres Pullovers.
    Etwas streift an ihr vorbei, etwas Niedriges, Goldgelbes. Sie zuckt zusammen. Es ist der Junge. Kaum zu glauben, aber sie hatte ihn tatsächlich momentan vergessen. Er hat sich zu ihr an die Terrassentür gestellt. Sie wischt sich schnell mit den Händen über das Gesicht und lächelt zu ihm hinunter. Doch er ist ganz in den Anblick des Gartens vertieft.
    »Siehst du?«, versucht sie es noch einmal. »Da ist dein Daddy. Und er hat das Feuer schon angesteckt. Genau, wie er gesagt hat.« Die Worte klingen ihr hohl in den Ohren. Sie wird das nie lernen. Vielleicht klappt es bei ihr deshalb nicht. Sie hat einfach kein Händchen dafür. Hat nicht das, was man für den Umgang mit Kindern braucht - diese Gabe, dieses Talent. Sie hört sich wie eine Schauspielerin an, die so tut, als ob sie eine Mutter ist.
    »Ist das mein Daddy?«, fragt der Junge.
    »Ja, mein Goldstück, natürlich ist das dein Daddy«, antwortet Margot mit einem glockenhellen Lachen, wischt sich noch eine Träne weg und bauscht ihre Haare auf.

    Der Junge runzelt die Stirn. Er hebt die Hand und presst sie gegen die Scheibe. »Ist das …« Er bricht ab.
    Margot wartet.
    »Ist das mein Garten?«, fragt er, und er dreht sich zu ihr, berührt ihre Hand mit seiner. Ihr bleibt fast die Luft weg.
    »Ja, Theodore, das ist dein Garten. Da kannst du immer spielen, wenn du Lust dazu hast und …«
    »Ich bin nicht Theodore«, sagt er noch einmal.
    »Verstehe«, antwortet Margot. Sie geht vor ihm in die Hocke und stützt sich Halt suchend an der Tür ab. »Das ist aber auch ein ganz schöner Zungenbrecher, was? Ich kannte mal einen Theodore, aber zu dem haben alle Leute Ted gesagt.«
    »Ted«, wiederholt der Junge, der noch immer in den Garten starrt. »Wo ist die Schaukel?«
    »Möchtest du eine Schaukel? Wir können dir eine kaufen.«
    »Eine orangene.«
    »Aber sicher. Eine orangene. Was immer du möchtest.«
    Und dann fragt er, ohne sie anzusehen: »Bist du meine Mutter?«
    Das Wort hat eine erstaunliche Wirkung auf Margot. Es ist, als ob es geradewegs durch sie hindurchfällt, wie eine Münze in einem Spielautomaten. Als ob es die Fäden von etwas löst, das seit sehr langer Zeit wie ein festes Knäuel in ihr liegt. Sie sieht dieses Kind an, das neben ihr steht, dann blickt sie verstohlen über ihre Schulter. Sie richtet sich auf, befeuchtet ihre plötzlich trocken gewordenen Lippen. Sie sind allein. Die Rosen stehen mit verkniffenen Gesichtern stumm in ihrer Vase. Die von hölzernen Putten mit lackierten Gliedern umgebene Uhr auf dem Kaminsims tickt gleichgültig vor sich hin. Die Porzellanschäferinnen in der
Nische neigen einander aufmerksam die mit Glasur verschlossenen Ohren zu. Von der Spüle kommt ein Geräusch, als ob zwei Teller verrutscht sind. Margot richtet den Blick wieder auf den Jungen. Er wendet ihr das Gesicht zu, seine Miene ist unsicher, besorgt. Den Kopf hat er auf die Seite gelegt, als ob er angestrengt auf etwas lauscht. Der Vorhang neben ihm bebt - ein schneidender Luftzug aus dem Garten.
    Margot schluckt. Sie befeuchtet sich noch einmal die Lippen. Sie nimmt seine Hand. »Ja«, sagt sie schnell. »Ich bin deine Mutter.«

E lina läuft die Treppe hinunter und macht die Haustür auf. Simmy steht davor, unter einem riesigen roten Regenschirm.
    »Hi«, sagt er. »Wie geht es dir?«
    »Jetzt schon viel, viel besser«, antwortet sie. »Ich bin ja so froh, dass du da bist.«
    Er tritt in die Diele, schüttelt den Regenschirm

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