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Die Hand im Moor (German Edition)

Die Hand im Moor (German Edition)

Titel: Die Hand im Moor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Lindson
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ausgesehen hatte. Sie hätte gerne alles über seine Familie erfahren, seinen Beruf... "Vor allen Dingen, woran ist er gestorben? Sicher keines natürlichen Todes." Sie zog fröstelnd die Schultern zusammen, als sie sich daran erinnerte, wie sie zuerst befürchtet hatte, man würde Jürgens Leiche hier finden.
    "Er wurde ermordet", sagte Dominik und machte sie auf eine eingeschlagene Stelle im Schädelknochen aufmerksam, dann kletterte er aus der Grube. "Sie sollten in Ihrer Familienchronik nachschauen, ob vor rund eintausend Jahren ein naher Angehör iger vermißt wurde."
    "Wer weiß, vielleicht müßte ohne seinen Tod die Geschichte der von Freys neu geschrieben werden", scherzte Christina. "Ta usend Jahre sind für mich eine halbe Ewigkeit. Sind Sie sich sicher, daß der Mann wirklich schon so lange tot ist?"
    "Wir gehen davon aus." Dominik wusch sich am Tankwagen gründlich die Hände. "Natürlich sind die Nachforschungen noch nicht abgeschlossen. Soweit ich jedoch gehört habe, besteht kaum noch ein Zweifel daran, daß die Hand seit mindestens tausend Jahren im Moor gelegen hat." Er lachte. "Zu spät, um den Mord zu ahnden."
    Die Baronesse schaute zum Fundort zurück. Dominiks Mitarbeiter waren dabei, das Skelett von allen Seiten zu fotografieren. "Wann wird man es wegbringen?" fragte sie.
    Ihr Begleiter hob die Schultern. "Das kann ich Ihnen noch nicht sagen", erwiderte er. "Wir müssen jetzt erst einmal den Rest des Skeletts freilegen. Ein paar Tage werden wir sicher noch Ihre Gastfreundschaft in Anspruch nehmen. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus?"
    "Wie können Sie nur so etwas fragen, Herr Bachmann?"
    "Nun, ich habe hin und wieder den Eindruck, als hätte zumi ndest Herr von Quant etwas gegen unsere Anwesenheit."
    "Volker ist nicht maßgebend", erklärte Christina, doch dann schämte sie sich. Wie konnte sie so etwas sagen? War sie nicht mit Volker verlobt, wollte ihn heiraten? "Volker ist der Meinung, daß man die Toten ruhen lassen soll", fügte sie hinzu, um ihren Wo rten die Schärfe zu nehmen. Sie verriet ihm nicht, daß Volker früher selbst gerne Archäologe geworden wäre.
    "Ein Standpunkt, den ich respektieren kann", meinte Dominik, doch der Blick, mit dem er sie ansah, zeigte ihr deutlich, daß er ihr nicht glaubte.
    "Hätten Sie Lust, eine Tasse Tee zu trinken?" fragte Christina. "Ich habe den Tee für Sie und Ihre Männer in Thermoskannen mitgebracht."
    "Eine fabelhafte Idee", lobte der junge Mann und ging mit ihr zum Wagen.
    Ich werde ihn vermissen, wenn er nicht mehr hier ist, dachte die Baronesse, während sie Tee in zwei Becher schüttete. "Wer weiß, welche Geheimnisse das Moor noch für uns bereithält", sagte sie aus ihren Gedanken heraus. Scherzend fügte sie hinzu: "Ich werde meinen Vater bitten, Sie zu weiteren Grabungen zu überreden."
    "Es könnte eine Lebensaufgabe werden." Dominik Bachmann blickte über das Moor. "Die Vergangenheit hat mich schon immer fasziniert. Schon als kleiner Junge mußte ich alles untersuchen. Ich habe meine Eltern damit oft zur Verzweiflung gebracht. Wä hrend eines Urlaubs, ich muß damals etwa acht Jahre alt gewesen sein, besuchten wir auch eine Tropfsteinhöhle. Plötzlich war ich verschwunden. Drei Stunden hat man nach mir gesucht. Bei meiner heimlichen Exkursion war ich in ein weitverzweigtes Tunnelnetz geraten und konnte den Rückweg nicht mehr finden."
    "Es muß ein ziemlicher Schock für Ihre Eltern gewesen sein", bemerkte Christina. Sie schenkte Tee nach. "Werden Sie irgen dwann auch im Ausland arbeiten? Ich meine auf Grabungsstellen im Orient. Ich war früher immer der Meinung, jeder Archäologe hat nur ein Ziel: das Tal der Könige."
    "Die allgemeine Ansicht", bestätigte Dominik. "Natürlich i nteressieren mich auch das Tal der Könige, Ankor und all die anderen Grabungsstätten, aber vorerst gibt es hier für mich genug zu forschen. Wir haben eine mindestens ebenso interessante Vergangenheit wie andere Völker."
    "Was machen Ihre Männer jetzt?" fragte Christina. Werner Klenk und Marco Wegner, zwei junge Studenten, waren damit beschäftigt, rund um die Ausgrabungsstelle Eisenstangen in den Boden zu treiben.
    "Bis zu seinem Abtransport wollen wir das Skelett durch eine Plane vor der direkten Sonnenbestrahlung schützen", erwiderte Dominik. Er reichte ihr seine Tasse. "Ich sollte mich wieder um meine Arbeit kümmern. Wenn Sie möchten, bleiben Sie doch noch etwas und schauen Sie uns zu."
    "Sehr gerne", erwiderte die junge Frau glücklich.

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