Die Hand im Moor (German Edition)
Volker von Quant, Dieter Fischer und Karin Weiß standen am Grab des jungen Mannes. Dominik Bachmann und seine Leute waren ebenfalls zur Beerdigung erschienen.
Christina hörte kaum auf die Worte des Pfarrers. Sie sah sich mit Jürgen durch die Felder radeln, hörte sich mit ihm Lachen und Scherzen. Wie oft war sie während der letzten drei Jahre bei der Mühle gewesen. Warum hatte sie nicht gespürt, daß Jürgen ganz in der Nähe begraben lag?
"Christina." Baronin von Frey stieß ihre Tochter sanft an.
Die junge Frau zuckte zusammen. Sie trat ans Grab und blickte auf den mit Blumen bedeckten Sarg. "Leb wohl, Jürgen", sagte sie leise und ließ einige Teerosen auf den Sarg fallen. Obwohl sie sich vorgenommen hatte, nicht zu weinen, spürte sie, wie Tränen über ihr Gesicht rannen.
Volker von Quant trat neben seine Braut. Er griff nach der Schaufel, die neben dem Grab im Boden steckte, und warf etwas Erde auf den Sarg. "Komm, Liebes", forderte er Christina fast lautlos auf und nahm ihren Arm. Er führte sie einige Meter weiter neben eine Trauerweide, deren Zweige den Boden berührten. Sie war froh, ihn an ihrer Seite zu haben, obwohl einige böse Zungen behaupteten, ihr Verlobter würde mehr über Jürgens Tod wissen, als er zugeben wollte.
Christina beobachtete, wie Dieter Fischer ans Grab trat und ebenfalls nach der Schaufel griff. Der junge Mann schien sich nur mit Mühe, aufrecht halten zu können. Es wunderte sie nicht. Di eter war mit Jürgen fast noch enger verbunden gewesen als mit Volker. Sein Tod mußte ein schwerer Schlag für ihn sein.
"Gehen wir", schlug Baron von Frey vor, als alle Anwesenden dem Toten die letzte Ehre erwiesen hatten. "Ich bin froh, daß es vorbei ist. Vielleicht kommst du jetzt etwas zur Ruhe, Christina."
"Kaum", erwiderte die junge Frau. "Vergiß nicht, Jürgens Tod ist noch immer nicht geklärt. Jemand hat ihn ermordet." Sie trat noch einmal das Grab. "Ich werde dich nie vergessen", versprach sie dem Toten, dann drehte sie sich um und folgte mit Volker ihren Eltern.
Einige der Leute, die bei Jürgens Beerdigung gewesen waren, standen auf dem Parkplatz und unterhielten sich. Als Baronesse Christina mit ihrem Verlobten an ihnen vorbeikam, hörte sie eine ältere Frau leise sagen: "Da geht der Mörder mit seiner Beute."
"Sei doch leise", mahnte ihr Mann. "Willst du in Teufels Küche kommen?"
"Da gehören andere hin", erwiderte sie und fügte ziemlich laut hinzu: "Die Polizei sollte sich etwas näher mit seinen ehemaligen Freunden befassen."
Christina spürte, wie Volker innerlich erstarrte. Sie drückte seinen Arm etwas fester. Auch wenn sie sich nur mit ihm verlobt hatte, weil es das Vernünftigste gewesen war, sie war fest entschlossen, was immer auch kommen mochte, zu ihm zu halten. Volker hatte Jürgen nicht ermordet, da war sie sich ganz sicher.
Karin Weiß und Dieter Fischer standen neben ihren Wagen. "Mir kommt es vor, als sei heute unweigerlich ein wichtiges K apitel unseres Lebens abgeschlossen worden." Dieter drückte erst Christinas, dann Volkers Hand. "Jürgen ist uns allen ein guter Freund gewesen."
"Das kann man wohl sagen", erwiderte Volker. Er wandte sich um. Die Leute, an denen sie vorbeigekommen waren, blickten zu ihnen hinüber. Ein Schauer rann über seinen Rücken.
"Du solltest sie ignorieren, Volker", meinte Karin betroffen. Man hatte sie schon mehrmals darauf angesprochen, ob sie sich vorstellen könnte, daß Volker seinen Freund erschossen hatte, um eines Tages Christinas heiraten zu können. "Die Leute sind verrückt."
"Verrückt oder nicht, sie sind gefährlich", meinte Dieter F ischer.
"Ich werde damit leben können", versicherte Volker. "Wir müssen gehen", fügte er hinzu. "Christinas Eltern warten bereits. Je früher wir wieder zu Hause sind, um so besser wird es sein."
Fast schweigend fuhren sie zum Gut zurück. Paul Baron von Frey lenkte seine Limousine an diesem Tag selbst. Er hatte fest die Lippen zusammengepreßt, schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein.
"Ich muß mich etwas hinlegen", sagte Elisabeth Baronin von Frey, als der Wagen vor dem Gutshaus hielt. Sie lächelte ihrer Tochter zu. "An deiner Stelle würde ich das ebenfalls tun. Du siehst erschöpft aus, Christina."
"Ich werde erst eine Tasse Kaffee trinken", meinte die junge Frau. Sie winkte flüchtig zu Dominik Bachmann hinüber, der kurz vor ihnen angekommen war. Mit einem Nicken erwiderte der Forscher ihren Gruß, bevor er mit seinen Leuten zum Gartenhaus ging.
"Einen
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