Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hand im Moor (German Edition)

Die Hand im Moor (German Edition)

Titel: Die Hand im Moor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Lindson
Vom Netzwerk:
sie Jürgen gewarnt und gebeten, etwas vorsichtiger zu sein. Er hatte nicht hören wollen.
    "Seine Briefe?" fragte die Baronin.
    Christina nickte. Sie schloß das Rosenholzkästchen. Sie wollte nicht, daß ihre Mutter die Briefe berührte, obwohl es ihr lächerlich schien.
    Wieder klopfte es. Diesmal war es Volker von Quant, der ins Zimmer trat. Er blickte seine Verlobte besorgt an. "Meinst du, daß du schon in der Lage bist, mit der Polizei zu sprechen, Liebling?" fragte er. "Inspektor Weller ist mit zwei Leuten gekommen." Er legte eine Hand auf Christinas Schulter. "Ich weiß, wie furchtbar das alles für dich sein muß. Aber nicht nur für dich, auch für uns." Er atmete tief durch. "Jürgen und ich waren Freunde, wirklich gute Freunde."
    Christina stand auf. "Gehen wir nach unten", meinte sie und strich sich die Haare zurück. "Ich habe Jürgen geliebt. Ich werde alles tun, damit sein Tod aufgeklärt wird."
    Elisabeth Baronin von Frey begleitete ihre Tochter und den Verwalter in die Halle hinunter. Ihr Blick fiel auf Dominik Bachmann und seine Leute, die nahe dem Kamin saßen und sich leise miteinander unterhielten. Die Männer wirkten erschöpft.
    Dominik stand auf und ging ihr entgegen. "Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Baronesse von Frey?" fragte er besorgt.
    Christina nickte. "Es war nur der Schock."
    "Ich wünschte, Sie hätten den Toten nicht gesehen", meinte der Forscher.
    "Sie haben keinen Grund, sich Vorwürfe zu machen", meinte sie. "Immerhin hatten Sie mich gebeten, beim Wagen zu bleiben. Doch als Sie so vorsichtig weiter gegraben haben, spürte ich plötzlich, daß Sie Jürgen gefunden haben."
    "Der Inspektor wartet", erinnerte Volker.
    "Schon gut." Sie wandte sich dem Arbeitszimmer ihres Vaters zu.
    Inspektor Weller, der sich gerade noch mit dem Baron unte rhalten hatte, stand auf, als die beiden Frauen und Volker in das Arbeitszimmer kamen. Christina kannte den Inspektor seit ihrer Kindheit. Sie hatte absolutes Vertrauen zu ihm.
    "Es tut mir leid, daß mich ein so trauriger Anlaß nach Freyhof führt, Fräulein von Frey", sagte er, als er die Hand der jungen Frau drückte. "Es gibt kaum noch einen Zweifel, daß es sich bei dem Toten um Jürgen Wahl handelt. Herr Wahl ist auf Freyhof ein und ausgegangen. Sie sollen mit ihm eng befreundet gewesen sein."
    Christina straffte die Schultern. "Jürgen und ich wollten heiraten", erwiderte sie und nahm Platz.
    "Wann haben Sie Herrn Wahl zum letzten Mal gesehen?" fragte der Inspektor.
    "Am ersten Mai vor drei Jahren." Die junge Frau schaute auf ihre Hände. "Wir machten Zukunftspläne. Unter anderem planten wir eine Reise nach Amerika. Ich wollte unbedingt Florida sehen." Christina gab sich Mühe, nicht zu weinen, aber die Erinnerung trieb ihr Tränen in die Augen. "Am nächsten Tag wartete ich vergeblich auf Jürgen. Seine Großtante, die zweimal in der Woche in seinem Haus nach dem Rechten sieht, sagte mir, scheinbar hätte er einen Koffer gepackt und sei weggefahren. Sein Wagen stand allerdings in der Garage, nur das Motorrad fehlte."
    "Und seitdem hatten Sie nie wieder von Herrn Wahl g ehört?"
    "Nein, nie wieder."
    "Der Mann im Moor wurde erschossen", fuhr der Inspektor fort. "Wissen Sie, ob Herr Wahl Feinde hatte?"
    Christina schüttelte den Kopf. "Jürgen hatte ganz sicher keine Feinde. Er hat immer versucht, anderen Menschen zu helfen. Manchmal ist er dabei ziemlich hereingefallen. Er..." Sie stutzte. "Jürgen hat oft Geld verliehen. Jemand schuldete ihm über dre ißigtausend Mark. Er hat mir einmal eine Liste mit der Aufstellung der einzelnen Beträge gezeigt, ohne allerdings den Namen des Schuldners preiszugeben."
    "Interessant", meinte der Inspektor nachdenklich. "Vermutlich wären wir einen ganzen Schritt weiter, wenn wir herausbekommen würden, wer so hoch bei Herrn Wahl verschuldet war." Er blickte Christina streng an. "Und Sie haben wirklich keine Ahnung, um wen es sich handeln könnte?"
    "Nein, ganz bestimmt nicht, Inspektor Weller. Bitte glauben Sie mir, ich würde alles tun, um Jürgens Tod aufzuklären." Christina griff nach Volkers Hand, der neben ihr stand. "Keiner von uns wird auch nur einen Augenblick zögern, Ihnen zu helfen."
    "So ist es, Inspektor Weller", bestätigte der Verwalter. "Jürgen war unser Freund. Wir sind genauso wie Sie daran interessiert, seinen Mörder zu finden."
    * * *
    Einige Tage später wurde Jürgen Wahl unter großer Antei lnahme der Bevölkerung auf dem Dandorfer Friedhof beigesetzt. Auch Christinas Familie,

Weitere Kostenlose Bücher