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Die Hebamme von Venedig

Die Hebamme von Venedig

Titel: Die Hebamme von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberta Rich
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und bei seinen Schweinen im Stall wohnte. Isaak grinste Joseph an und rief: »Ich kann Eurer Bitte nicht folgen, guter Mann. Der Anblick meiner Männlichkeit würde die Herzen aller hier anwesenden Männer mit Neid und die der Frauen mit Verlangen erfüllen.«
    Die Leute rückten wieder näher und drängten zur Plattform vor. Einer der Wärter machte einen Schritt auf Isaak zu und hob den Knüppel, den er in der Hand hielt. Isaak verfluchte sich für seine unüberlegte Antwort und bereitete sich innerlich auf einen Schlag vor.
    Zu seiner Erleichterung sagte der Auktionator jetzt mit einem Kopfschütteln: »Die Ritter brauchen ihn lebend, bis sie das Lösegeld für ihn in den Händen halten.« Mit einer Geste bedeutete er dem Wärter, sich zurückzuhalten, und warf Isaak einen warnenden Blick zu.
    Joseph lachte und rief: »Der Kerl ist ja ein echter Spaßvogel. Vielleicht habe ich doch eine Verwendung für ihn: als Köder für meine Rattenfallen!« Er ließ ein paar Münzen in seiner Tasche klingeln. »Wenn ich recht drüber nachdenke: Was könnte man Besseres mit einem Juden machen?« Immer mehr Leute drängten heran, angezogen vom Applaus und Gejohle. Joseph warf einen Blick in die Runde und verneigte sich tief, bevor er sich wieder an Isaak wandte: »Soll ich dich kaufen, Jude?«
    »Nein«, sagte Isaak.
    »Und warum nicht?«
    »Wie könnt Ihr mich zu Eurem Sklaven machen, nachdem ich schon Euer Ratgeber war, guter Mann.«
    Die Menge jauchzte.
    »Die ganze Christenheit weiß, dass dein Volk Christus getötet hat und ihr deshalb auf ewig bestraft werden müsst«, rief Joseph.
    »Genug!« Der Auktionator hob die Hand. »Wie wäre es mit fünfzig Scudi, mein Herr? Die werden sich allemal auszahlen.« Gemeint war: Bevor er an Erschöpfung starb. Der Auktionator sah Joseph an. »Was sagt er? Soll ich ihm den Zuschlag geben?«
    »Hier sind zehn Scudi, Auktionator. Ich kaufe ihn, um ihn hungern zu sehen.«
    »Gibt es noch andere Angebote?« Der Auktionator ließ den Blick kreisen. »Nein? Auch gut. Damit ist er verkauft.« Er schlug auf das Brett vor sich und sagte zu einem der Wärter: »Bring ihn runter.«
    Als Isaak vor Simón herstolperte, raunte ihm sein Freund zu: »Gott sei mit dir.«
    Der Wärter trieb Isaak die Stufen hinunter und zu Joseph hin, der mit den Stiefeln im Schmutz scharrte. Er warf dem Auktionator eine Zehn-Scudi-Münze zu, der sie auffing und einsteckte. »Vielen Dank auch, mein Herr.«
    Damit wandte er sich Simón zu.
    »Der Nächste ist ein Jude aus Livorno, ein Edelsteinhändler.«
    Isaaks Schicksal schien besiegelt, doch als Joseph ihn bei der Schulter fasste und in Richtung seines Karrens stieß, rief eine Stimme ganz hinten aus der Menge: »Auktionator, wartet!«
    Die Menge teilte sich, um einer Frau Platz zu machen, die gebaut war wie die Festungsanlangen Sant Elmos. Sie trug eine Kutte, darüber eine mehlbestäubte Schürze, und drückte sich einen kleinen Hund gegen die Brust, der sich weiß vom Braun ihres Skapuliers abhob. Ob das Tier von Natur aus weiß war oder sich im Mehl gerollt hatte, war schwer zu sagen. Die Nonne packte Isaak beim Arm und sagte auf Maltesisch: »Dieser Mann wird keine zwei Wochen auf einer der Galeeren überleben. Das ist der reinste Mord.« Sie drohte Joseph mit dem Finger. »Du bist ein Scheusal.«
    »Der Mann ist verkauft!«, rief ihr der Auktionator zu.
    »Joseph wird ihn an ein Ruder ketten und bis zur Hüfte im eiskalten Wasser sitzen lassen. Das weiß er doch, Herr Auktionator.«
    »Ich verkaufe die Sklaven nur, Schwester Assunta. Ich kann nicht ihre Zukunft voraussagen.«
    Der Auktionator wandte seine Aufmerksamkeit erneut Simón zu, aber bevor er fortfahren konnte, warf die Nonne ein: »Wenn er gesäubert und entlaust ist, wird er mir gute Dienste erweisen. Er wird putzen und im Garten des Klosters arbeiten.«
    Joseph packte Isaaks anderen Arm und sagte zur Nonne: »Mit allem Respekt, Schwester. Ich habe diesen Mann gekauft und bezahlt, und jetzt lasst uns bitte passieren.«
    Der Auktionator sah die Nonne mit bedauernder Miene an. »Es tut mir leid, Schwester Assunta, aber sie kommt zu spät.«
    Isaak studierte das Gesicht der Frau, die Kutte aus grobem Köperstoff, die roten Hände und die weiten Hüften. Ein Soggolo, ein Nonnenschleier, bedeckte ihr Kinn und einen Teil ihrer Wangen. Jetzt fuhr sie mit der Hand in die Tasche und hielt Joseph zehn Scudi vor die Nase.
    »Hier, Joseph, verschwinde. Geh und bring einen anderen um.«
    »Lasst mich durch.«

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