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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nichts von dem furchterregenden Schreien seiner Schwester zu erzählen. Eva wurde es langweilig, sie zappelte und begann zu quengeln.
    »Ich muss weiter«, sagte Margaretha und spürte, dass sie rot wurde.
    »Das ist deine Schwester, nicht wahr?« Jan runzelte die Stirn und sah das Mädchen nachdenklich an.
    »Ja, unsere Eva, unser Schatz.« Margaretha wippte das Kind auf der Hüfte, kitzelte es, das Mädchen lachte.
    »Sie ist doch schon zwei oder so?«
    »Sie ist drei, fast vier. Sie ist ein ganz besonderes Kind.« Immer noch herzte Margaretha die Schwester, lächelte sie an.
    »Und dann kann sie nicht laufen? Du musst sie tragen? Warum verwöhnt ihr sie so?«
    Margaretha atmete tief ein und hielt für einen Moment die Luft an. »Eva kann noch nicht lange Strecken laufen, ihre Beine tragen sie nicht«, sagte sie schließlich. »Ich muss aber wirklich weiter, Jan.«
    Jan kaute auf seiner Lippe, sah die beiden erst skeptisch und nachdenklich an, dann erhellte ein Lächeln sein Gesicht. »Auf mich wartet keiner, sie wissen ja nicht, dass ich zurückkomme. Ich begleite dich in den Garten und helfe dir. Soll ich deine Schwester nehmen? Ich könnte sie auf den Schultern tragen.«
    »Das würdest du tun?«
    »Ja, warum denn nicht?« Jan lachte, nahm Eva, schwang sie einmal durch die Luft. Das Kind jauchzte. Er setzte sich das Mädchen auf die Schultern und hüpfte mit ihr den Weg entlang. Margaretha folgte ihm lächelnd. Sie erreichten den Wallgarten. Margaretha nahm Jan das Kind ab, hüllte es in eine Decke, die sie mitgebracht hatte, und setzte es auf einen Baumstamm. Dann erntete sie die Wurzeln und Möhren, schnitt große Büschel Kräuter ab. Jan half ihr ein wenig ungelenk. Immer wieder musste Margaretha ihm erklären, welches Gemüse geerntet werden musste und was noch in der schon frostigen Erde verbleiben konnte. Trotz der Kälte bildete sich Schweiß auf Margarethas Stirn. Sie arbeitete fleißig und gewissenhaft, schaute sich immer wieder nach ihrer Schwester um, die zufrieden mit ihrer kleinen Stoffpuppe spielte.
    Der Boden war hart, es war mühsam, die Karotten zu ernten, die Bohnen abzuziehen. Irgendwann schaute sich Margaretha um, und Eva saß nicht mehr auf dem Baumstamm. Für einen Moment starrte sie auf den Stamm, als ob das Kind plötzlich wieder auftauchen würde, sie einer optischen Täuschungerlegen wäre. Aber das passierte nicht. Die Starre löste sich, und Margaretha lief los, rief, schrie nach dem Kind.
    »Eva. Evale! Wo bist du? Komm her. Zusje, komm zu mir.« Verzweifelt rannte sie zu dem Baumstamm, die Decke lag dort, bedeckte den Stamm, als müsse sie ihm Wärme spenden. Doch von dem kleinen Mädchen war nichts zu sehen. Margaretha schossen die Tränen in die Augen. Wann hatte sie zuletzt nach dem Kind geschaut? Vor fünf Minuten, zehn? Vor einer halben Stunde? Beim Bohnenernten hatte sie sich lustig mit Jan unterhalten, sie hatten Geschwätz aus der Gemeinde ausgetauscht und von Vorkommnissen in der Gegend gesprochen, und darüber hatten sie die Zeit aus den Augen verloren. Die Sonne hatte schon längst den Zenit überschritten, bald würde die Dämmerung hereinbrechen, zumal dichte Wolken inzwischen wieder den Himmel verdunkelten.
    »Gottegot, Eva«, murmelte Margaretha verzweifelt. »Wo bist du?«
    Das Kind konnte nur wenige Schritte laufen, sie krabbelte meist, das konnte sie allerdings schnell. Der Weg zum Wassergraben, der die Stadtmauer umschloss, war nicht weit. Der Boden war hart und gefroren, es waren keine Spuren zu erkennen. Margaretha schaute in jede Richtung, aber Eva war nicht zu sehen.
    »Eva!«, rief sie verzweifelt und lief zum Wassergraben. »Bitte nicht. Eva!«
    »Was ist los?« Jan folgte ihr.
    »Meine Schwester … sie ist verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Ich muss sie finden.« Margaretha unterdrückte ein Schluchzen.
    »Sie kann doch nicht laufen, oder doch?«
    »Nein, aber krabbeln«, rief ihm Margaretha über die Schulter hinweg zu, während sie in Richtung Wassergraben lief. Jan wandte sich um, lief zur anderen Seite des Gartens. Auf der Wiese vor den Gärten weideten Schafe. Dort fand er Eva, glücklich in die Betrachtung der Tiere verloren.
    »Hey, Meisje«, sagte er unsicher. Eva drehte sich um und strahlte ihn an, ihre Zunge steckte zwischen den Zähnen, ihre Augen funkelten.
    »Mäh!«, gluckste sie.
    »Da bist du ja, Eva. Margaretha sucht dich.« Ungeschickt nahm er sie hoch, rümpfte die Nase, setzte sie wieder ab. »Komm, ich nehme dich bei der

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