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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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bringen?
    »Ein Bett?«, fragte Gretje knapp.
    »Ja. Ein kleines, aber wie mir schien, frisch bezogen.«
    »In Hemmelsnaam. Warum sagt das denn keiner?« Gretje stieß wütend die Luft aus. Dann wurde ihre Stimme wieder sanft. »Komm, Meisje, aufstehen. Wir gehen rüber. Margret, nimm die eine Kerze und mach dort Licht.«
    »Aufstehen?« Erschrocken sah Thilda die Hebamme an. »Das kann ich nicht.«
    »O doch, und du wirst.«
    Später wusste Margaretha nicht mehr, wie sie die heulende Frau in das andere Zimmer bekommen hatten, aber sie schafften es. Wenige Stunden danach hielt Gretje op den Graeff dem inzwischen völlig betrunkenen van Holten seinen Erstgeborenen hin. »Wie soll Euer Kind heißen?«
    »Mein Kind?« Er verschliff die Silben, seine Augen befanden sich auf Wanderschaft und fanden keinen Fixpunkt. »Ist es tot?«, lallte er.
    »Nein. Wohl kaum.« Gretje holte tief Luft und schaukelte den Kleinen sanft, der inzwischen anfing leise zu jammern.»Er lebt, genauso wie Eure Frau. Wie soll der Sohn nun heißen?«
    »Er lebt? Meine Frau auch?« Van Holten hob das Glas an die Lippen, doch es war leer. Wütend schleuderte er es gegen die Wand, wo es klirrend zersplitterte, griff nach dem Tonkrug. Wie ein Ertrinkender sog er die letzten Tropfen aus dem Gefäß. Gretje rümpfte die Nase. Die zum Schneiden dicke Luft stand in dem Raum, es stank nach Branntwein, Schweiß und feuchten Strümpfen.
    »Mijnheer van Holten, Eure Frau lebt, das Kind auch. Ich habe einige Stunden gearbeitet und würde nun gerne nach Hause gehen. Aber das Kind braucht einen Namen. Überlegt Euch, wie Ihr ihn nennen wollt. Ich bringe ihn nun zu seiner Mutter. Später am Tag komme ich wieder.«
    »Ihr wollt gehen?« Verblüfft sah er sie an. »Und mich alleine lassen?«
    »Natürlich. Warum nicht? Katrinchen ist doch da. Sie kocht gerade eine gehaltvolle Brühe, damit Eure Frau wieder zu Kräften kommt. Schlaft Euren Rausch aus.« Sie lachte leise, drehte sich um.
    »Mevrouw op den Graeff, Ihr könnt nicht einfach gehen. Ist das Kind getauft?«
    Langsam drehte sich Gretje wieder zu ihm um. Ihr Gesicht zeigte eine seltsame Ungeduld, stellte Margaretha fest, die mit dem gepackten Korb im Flur stand. Die Nacht war anstrengend und zuerst furchterregend gewesen, doch der Ausgang glücklich. Alle Anspannung und Aufregung war nun von ihr gefallen; sie fröstelte, war müde und ausgelaugt.
    »Ich kann das Kind nicht taufen«, sagte Margarethas Mutter mit gepresster Stimme.
    »Ihr … Ihr … Ihr seid doch Hebamme, Ihr dürft taufen«, stotterte van Holten. »Was, wenn es in den nächsten Stunden stirbt?«
    »Ich dürfte eine Nottaufe vornehmen, wenn es dem Kind schlecht geht. Diesem Kind geht es bisher gut. Ich sehe auchkeinen Anlass zur Sorge, dass es ihm in den nächsten Stunden schlechter gehen sollte. Allerdings nur, wenn ich es jetzt aus diesem Mief hier wegbringe, ansonsten könnte er wohlmöglich ersticken. Dann müsste er notgetauft werden.« Sie drehte sich um und ging nach oben.
    »Mevrouw! Haltet ein«, rief van Holten. »So wie meine Frau geschrien hat, war die Geburt schwer. Und schwere Geburten führen oft zum Tod. Ich bestehe auf einer Taufe. Das Kind soll …«, er zögerte, aber in seiner Wut war seine Aussprache wieder deutlicher geworden, so als hätte er den Vorhang der Benebelung beiseitegeschoben. »Der Junge soll nach meinem Vater benannt werden. Jakob van Holten!«
    »Das ist fein. Ich werde es Eurer Frau ausrichten, sie fragte danach«, rief ihm Gretje über ihre Schulter zu.
    »Und tauft Ihr ihn nun?«
    Gretje blieb stehen. Margaretha sah, dass ihre Mutter bebte. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sie wütend war. Für einen Moment schien die Hebamme zu zögern, dann stieg sie die steile Treppe wieder hinunter, gab Margaretha das kleine Bündel.
    »Ich bin Mennonitin, wie Euch sehr wohl bekannt ist. Genauso wie Eure Frau Thilda. Ihr seid Protestant. Eure Art den Glauben an Gott zu leben ist nicht besser und nicht schlechter als unserer. Wir sind alle Kinder Gottes, und zwar von Geburt an. Gott liebt und schützt uns. Wir Mennoniten entscheiden uns dazu, als junge Erwachsene das Taufgelöbnis und dadurch den erneuten Bund mit Gott einzugehen. Bewusst und willentlich.«
    »Und wenn das Kind jetzt stirbt?« Er weinte plötzlich fast.
    »Dann ist es in der Hand Gottes. Welche Sünden soll es begangen haben? Die Gefahr, dass Euer Sohn an diesem Tag stirbt, sehe ich nicht. Wenn es Euch wichtig ist, dann lasst ihn im Laufe des Tages

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