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Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Titel: Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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Mutter, die immer für die Familie da war. Solche Mutterbilder prägen sich nicht nur in die Mädchen, sondern auch in die Jungen ein. Und sie wirken weiter in ihnen. Das Mädchen entwickelt ihr Selbstbild als Frau oft als Antwort auf das Bild, das ihre Mutter ihr angeboten hat. Für Männer bedeutet ein positives Mutterbild oft die Erfahrung von Geborgenheit und Urvertrauen. Das prägt ihr Selbstbild. Für die Söhne und Töchter kommt es aber darauf an, das Mutterbild in sich zu integrieren, es von negativen Spuren zu reinigen und aus den guten Wurzeln zu leben.
     
    In dem Roman »Meine Mutter« beschreibt Albert Cohen von seinem Versuch,das Mutterbild »unter Trauer und Schmerz in das eigene endliche Leben zu integrieren«. Er schreibt selbst: »Lebte ich tausend Jahre, vielleicht würde ich mich in meinem tausendsten Jahr nicht mehr an sie erinnern.« (zit. Bei Kuntz 24) Die Mutterbilder wirken in uns fort. Eine Frau kam zu mir. Sie erzählte, dass sie völlig erschöpft sei. Im Gespräch wurde klar, wie sehr sie das Bild ihrer Mutter in sich eingebildet hatte. Ihre Mutterhatte sich nur für die Familie aufgeopfert und nie an sich gedacht. Sie hat ihre Mutter deshalb bewundert. Aber zugleich hat sie diese Einstellung auch abgelehnt, weil die Mutter nichts für sich selber tat und dann im Alter oft enttäuscht und verbittert war, weil ihre Kinder ihr das nicht genügend dankten. Jetzt erlebte diese Frau an sich selber, dass sie es nicht fertig brachte, für sich etwas zu tun. Sie schaut immer nur, dass es den andern gut geht. Das macht sie zwar beliebt, aber sie spürt, dass sie sich damit überfordert. Und manchmal spürt sie auch Bitterkeit, weil sie oft genug von den Menschen, für die sie da sein möchte, zurückgewiesen wird. Sie musste sich erst mit ihrem inneren Mutterbild aussöhnen, um ihr eigenes Bild von einer Frau, die sowohl für andere sorgt als auch für sich selbst, entwickeln zu können.
     
    Wenn wir uns unseres Mutterbildes nicht bewusst werden, wirkt es sich weiterhin in uns aus. Ähnlich ambivalent sind die Vaterbilder, die uns prägen. Da ist das Bild des treu sorgenden Vaters, der immer da war, wenn man ihn gebraucht hat, oder aber des Vaters, der nie da war, der die Erziehung der Mutter überließ. Oft klagen gerade Männer darüber, dass ihr Vater sich der Familie entzogen hat. Er hat gegen die dominante Mutter nicht aufbegehrt, sondern seine Bestätigung außen gesucht. Es ist der feige und schwache Vater, der den Söhnen kaum eine Möglichkeit bietet, ein gutes Selbstbild als Mann zu entfalten. Töchter fühlen sich oft vom feigen Vater verraten, vor allem dann, wenn die Mutter auf die Tochter eifersüchtig war und sie zu beugen versucht hat. Manch ein Vater vermittelt der Familie das Bild des Macho, der alles bestimmtund der keinen Widerspruch duldet. Frauen berichten von Vaterbildern, die ihnen Kraft geschenkt haben, aber auch von Vaterbildern, die sie am Leben gehindert haben. Eine Frau hatte eine schwierige Beziehung zu ihrer Mutter. Die Mutter hat sie ständig geschlagen, weil die Tochter so anders war als sie. Diese Tochter hatte zwar eine gute Beziehung zu ihrem Vater, aber der hat einfach zugesehen und ist nicht für sie eingetreten. Das hat sie tief verunsichert. Ein Mann, den ich begleitet habe, tut sich heute noch schwer mit Konflikten. Er geht ihnen am liebsten aus dem Weg. Sein Vater war schwach, hat sich der Situation in der Familie entzogen. Der Sohn hat den Vater deshalb verachtet. Aber jetzt spürt er, dass er das gleiche innere Bild in sich trägt. Die Ablehnung des Vaterbildes befreit uns nicht von seinen negativen Tendenzen. Nur wenn wir uns auseinandersetzen mit dem Bild des Vaters und uns mit dem Vater versöhnen, sind wir fähig, unser eigenes Selbstbild zu formen.
     
    Oft denken Söhne und Töchter, sie möchten ganz andere Vater- oder Mutterbilder in sich entfalten. Doch dann erleben sie, dass sie den Vätern und Müttern doch sehr ähnlich sind, dass sie ähnliche Bilder ihren Kindern gegenüber entwickeln. Sie sehen nicht nur äußerlich dem Vater oder der Mutter ähnlich. Sie gleichen ihnen auch in ihrem Verhalten. Auch wenn sie sich gegen ihre Vater- und Mutterbilder wehren, so wirken diese doch noch in ihnen nach. Und es braucht viel Arbeit, um in der Auseinandersetzung mit den Elternbildern sein eigenes Bild zu entwickeln, sein Bild von Mann und Frau, von Vater und Mutter, das dem eigenen Wesen entspricht.
     
    In den Märchen ist oft vom Stiefvater oder

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