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Die heißen Kuesse der Revolution

Die heißen Kuesse der Revolution

Titel: Die heißen Kuesse der Revolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Menge, worüber wir reden konnten. Wie sollten wir da nicht Freunde werden? Vor allem, da ich annahm, wir würden beide für die gleiche Sache kämpfen.“
    „Ich kenne dich, Julianne. Du hast dich mit ihm angefreundet, weil du glaubtest, er sei ein großer Kriegsheld. Aber ist da nicht noch etwas mehr gewesen? Schließlich sieht Dominic sehr gut aus und er hat Charme. Ich kann mir gut vorstellen, dass er gewisse romantische Gefühle in dir geweckt hat.“
    Julianne hätte sich am liebsten verstellt, doch sie konnte ihren Bruder nur entgeistert anstarren.
    „Du empfindest also etwas für ihn.“ Lucas klang erbittert.
    „Ich mochte Charles Maurice. Schon gut, wahrscheinlich hast du recht. Ich bin wütend über seine Verlogenheit und seinen Betrug. Deswegen bin ich auch verletzt. Aber für Dominic Paget hege ich keine Gefühle.“ Doch noch während sie sprach, verkrampfte sich ihr Herz. Als ob sie Charles gar nicht von Dominic trennen könnte, als ob beide ein und dieselbe Person wären.
    Grimmig schritt Lucas zu einer eleganten Kommode, schloss sie auf und entnahm eine Karaffe Sherry. Er goss etwas davon in ein Glas und reichte es Julianne. „Ich schlage vor, dass du dich von Mayfair fernhältst“, sagte er streng, „vor allem aber von Bedford House.“
    Julianne schritt eilig durch Newgate, denn sie war wieder einmal viel zu spät dran. Es war ihr zweiter Tag in London. Zwei kleine, dürre, völlig zerlumpte Kinder traten ihr in den Weg. Julianne gab beiden eine Münze, ohne langsamer zu werden. Die Kinder lachten froh und rannten weiter. Julianne lächelte ebenso, obwohl sie es sich wirklich nicht leisten konnte, Geld zu verschenken.
    Schnell wurde sie wieder ernst. Der Fußmarsch vom Haus ihres Onkels am Cavendish Square bis zu der Schenke, wo die Versammlung abgehalten werden sollte, dauerte mindestens eine Stunde. Eine Mietdroschke dorthin konnte sich Julianne nicht leisten, schließlich wollte sie kein Geld verschwenden. Gestern Abend auf dem Heimweg war sie entsetzlich erschöpft gewesen und dennoch versucht, bis nach Mayfair zu gehen.
    Sie konnte sich kaum davon abhalten, einen Blick auf das Haus zu werfen, in dem Dominic Paget lebte. Was um alles in der Welt war nur los mit ihr?
    Sie hatte sich sogar gefragt, was wohl passieren würde, wenn sie sich zufällig begegnen sollten.
    Aber natürlich würde das nie geschehen. Sie würde auf keinen Fall bis nach Mayfair gehen, selbst wenn ein Teil von ihr sie dorthin drängte, und er würde nicht plötzlich am Cavendish Square oder in Newgate auftauchen. Julianne war sich ziemlich sicher, dass er noch nie einen Fuß in das bettelarme, notleidende und unterdrückte East End von London gesetzt hatte.
    Newgate unterschied sich von Mayfair wie die Nacht vom Tag. Die Gassen waren schmal und schmutzig und von Abfall übersät. Rechts und links lagen schäbige kleine Läden, die billigste Sachen anboten. Darüber gab es kleine Wohnungen, aus deren Fenstern Wäscheleinen quer über die Straßen hingen. Schuster, Schreiner, Waschfrauen und Huren priesen nebeneinander ihre Dienste an, und in den Eingängen drückten sich die Obdachlosen und Hungrigen herum. Überall wurde gebettelt.
    In Mayfair lebten die Menschen im Überfluss, aber hier im East End herrschte das Elend. Es machte Julianne wütend und überzeugte sie, dass sie für die richtige Sache kämpfte. Es empörte sie, die Gentlemen auf ihren Rassepferden oder in ihren noblen Kutschen zu sehen, die gleichmütig durch dieses Elend flanierten und nichts anderes im Sinn hatten, als zu entscheiden, welche Hure ihnen heute ins Auge stach. Sie war voller Abscheu.
    Sollte sich Dominic je die Mühe geben, einmal mit ihr die Slums von London zu durchqueren, würde er bestimmt verstehen, warum sie sich so sehr nach Gerechtigkeit und Gleichheit auch in Großbritannien sehnte. Er mochte weiterhin ein Tory bleiben, aber sicherlich könnte er sich auch den Wunsch nach ein wenig mehr sozialer Gerechtigkeit nicht versagen.
    In Wahrheit wusste sie nicht, welche Ansichten er wirklich vertrat. Wenn sie ihn doch nur gefragt hätte, warum es ihm so wichtig war, die Republikaner in Frankreich auszuspionieren!
    Endlich kam die Gaststätte in Sicht. Julianne war traurig über die verpasste Gelegenheit. Sie war damals zu verletzt und wütend gewesen, um von ihm wenigstens ein paar schlichte Antworten zu verlangen, ehe er Cornwall verließ. Sie hatte so viele Wochen mit diesem Mann verbracht und wusste dennoch nichts über ihn. Lucas

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