Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die heißen Kuesse der Revolution

Die heißen Kuesse der Revolution

Titel: Die heißen Kuesse der Revolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
Vom Netzwerk:
Mannes mit bloßer Brust war ihr ungewohnt; erst recht eines Mannes, der so kräftig gebaut war.
    „Gerade hat er noch auf dem Bauch gelegen. Er muss sich umgedreht haben, nachdem ich gegangen bin“, sagte Amelia. „Man hat ihm aus großer Nähe in den Rücken geschossen. Doktor Eakins sagte, er habe sehr viel Blut verloren. Er muss große Schmerzen haben.“
    Julianne bemerkte seine blutbefleckten Kniebundhosen. Sie fragte sich, ob das Blut aus seiner Wunde stammte oder aus der eines anderen. Sie wollte nicht auf seine schlanken Hüften starren und nicht auf seine kräftigen Schenkel, deshalb zwang sie sich, in sein Gesicht zu blicken.
    Ihr Herz klopfte. Der fremde Gast war ein sehr gut aussehender Mann. Seine Haut war sonnengebräunt, das Haar pechschwarz und seine Nase so gerade wie die eines Patriziers. Er hatte die Augen geschlossen.
    Julianne wandte sich ab. Es war absurd, aber ihr Herz begann beim Anblick des Fremden zu rasen.
    Amelia gab ihr den feuchten Lappen und den Krug und trat an seine Seite. Julianne sah auf und spürte, wie erhitzt ihre Wangen waren. „Atmet er noch?“, hörte sie sich fragen.
    „Ich weiß nicht.“ Amelia berührte seine Stirn. „Um alles noch schlimmer zu machen, hat sich die Wunde entzündet, weil sie zuerst nicht richtig versorgt werden konnte. Doktor Eakins war nicht sehr zuversichtlich.“ Sie wandte sich ab. „Ich werde Billy hinunterschicken, damit er uns Salzwasser holt.“
    „Er soll einen ganzen Eimer voll bringen“, sagte Julianne. „Ich setze mich derweil zu unserem Patienten.“
    „Wenn Lucas hereinkommt, drehen wir ihn wieder um.“ Amelia eilte hinaus.
    Julianne zögerte und starrte den Fremden an. Dann riss sie sich zusammen. Der arme Kerl lag im Sterben. Er brauchte ihre Hilfe.
    Sie stellte den Krug auf den Tisch und trat näher. Vorsichtig setzte sie sich neben ihn. Ihr Herz raste schon wieder. Seine Brust hob sich nicht mehr. Julianne legte ein Ohr an seinen Mund, doch es dauerte einen Moment, bis sie den Hauch seines Atems spürte. Gott sei Dank war er noch am Leben.
    „Pour la victoire .“
    Sie richtete sich erschrocken auf und sah in sein Gesicht. Seine Augen blieben geschlossen, doch er hatte gerade etwas gesagt. Auf Französisch! Sie war sicher, dass er Auf den Sieg gesagt hatte.
    Das war ein verbreiteter Ausruf unter den französischen Revolutionären, dabei wirkte der Fremde eher wie ein Edelmann. Julianne betrachtete seine Hände. Adelige hatten weiche, zarte Hände, seine Knöchel aber waren aufgerissen und blutverkrustet, die Handflächen schwielig.
    Sie biss sich auf die Lippe. Die Nähe dieses Mannes war ihr unbehaglich. Vielleicht lag es daran, dass er beinahe nackt war oder an seiner überwältigenden Männlichkeit. Sie holte tief Luft, um die Anspannung zu lösen. „Monsieur? Êtes-vous français?“
    Der Fremde rührte sich nicht. „Ist er aufgewacht?“, fragte Lucas hinter ihr.
    Julianne drehte sich zu ihrem Bruder um. „Nein, aber er hat im Schlaf gesprochen. Er hat französisch gesprochen, Lucas.“
    „Er schläft nicht, er ist bewusstlos. Amelia sagte, dass er fiebert.“
    Julianne zögerte, dann wagte sie es, ihm die Hand auf die Stirn zu legen. „Er glüht.“
    „Kannst du dich um ihn kümmern?“
    Sie musterte ihren Bruder. Warum nur klang er so merkwürdig? „Natürlich kann ich das. Wir hüllen ihn in feuchte Tücher. Bist du sicher, dass Jack nicht gesagt hat, wer er ist? Ist er Franzose?“
    „Jack weiß auch nicht, wer er ist.“ Lucas klang entschlossen. „Ich würde lieber hierbleiben, aber ich muss morgen zurück nach London.“
    „Stimmt etwas nicht?“
    „Es geht um einen neuen Vertrag für unsere Eisenerzmine. Aber ich lasse dich und Amelia nur ungern mit ihm allein.“ Er musterte den Mann auf dem Bett.
    Julianne sah ihren Bruder abschätzend an und endlich blickte Lucas zurück. Er wirkte teilnahmslos, und Julianne gelang es nicht zu ergründen, was in seinem Kopf vorging. „Du glaubst doch nicht, dass er uns gefährlich werden könnte?“
    „Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll.“
    Julianne nickte und wandte sich wieder dem Verletzten zu. Irgendetwas an Lucas’ Stimme kam ihr merkwürdig vor. Sie fragte sich, ob ihr Bruder nicht doch wusste, wer ihr schwer verletzter Gast war, aber das wollte sie lieber nicht aussprechen. Sie sah sich noch einmal zu Lucas um, aber er war schon wieder verschwunden.
    Julianne schüttelte den Kopf. Es gab nicht den geringsten Grund, ihr etwas vorzuenthalten.

Weitere Kostenlose Bücher