Die heißen Kuesse der Revolution
konnte kaum fassen, was er sagte. Dann wurde ihr klar, in welch schrecklicher Lage Tom sich befand. „Wegen Hochverrat wird man gehängt!“
„So ist es.“
„Ich muss Tom befreien!“
Er lächelte langsam. „Diese Reaktion hatte ich erhofft.“
Sie starrte ihn verständnislos an.
„Ich kann Treyton helfen“, sagte Sebastian Warlock.
„Dann tu es bitte!“
Er nickte. „Ich sorge dafür, dass er freikommt und alle Anschuldigungen fallen gelassen werden, wenn du dafür etwas für mich tust.“
Sie erschauerte. „Was verlangst du von mir?“
„Ich möchte, dass du weiter an deinen radikalen Versammlungen teilnimmst, Julianne, und mir anschließend davon berichtest.“
Es dauerte einen Augenblick, bis sie begriffen hatte, was er wollte. „Du verlangst von mir, dass ich meine Freunde ausspioniere?“
„Genau das.“
Sie starrte ihn schockiert an. Dann stieg Wut in ihr hoch. „Das ist kein familiärer Höflichkeitsbesuch. Du willst mich nur benutzen. Du bist abscheulich!“, schrie sie. „Weiß Lucas, was du da von mir verlangst?“
„Selbstverständlich weiß er nichts davon, und ich lege dir nahe, unsere Unterhaltung für dich zu behalten.“
„Ich werde Lucas sofort erzählen, was für ein Scheusal du bist!“
„Das wäre nicht sehr weise, Julianne. Denk daran, ich kann dir helfen, Tom freizubekommen.“ Sein Blick wurde kalt. „Ich habe ein paar ganz besondere Verwendungen für Radikale wie diesen Treyton. Keine davon ist angenehm. Solltest du also nicht tun, was ich von dir verlange oder solltest du mit deinem Bruder reden, bleibt Tom Treyton hinter Gittern.“
Langsam wurde ihr das Ausmaß seiner Forderung bewusst. Wenn sie sich verweigerte, würde Tom leiden müssen. „Du bist vollkommen skrupellos!“
„Wir sind im Krieg, Julianne.“
Sie schüttelte den Kopf und fragte sich, wie weit er tatsächlich gehen würde. Würde er Tom foltern lassen, wenn sie sich nicht auf seine Forderungen einließ?
„Ich muss jetzt gehen“, sagte er freundlich. Julianne hätte ihn am liebsten angespuckt. Doch sie sah einfach nur zu, wie er seinen Zweispitz aufsetzte. „Ich schlage vor, dass du gründlich über den armen Tom Treyton nachdenkst, wie er so allein in einer Zelle sitzt und der Gnade seiner Kerkermeister ausgeliefert ist.“ Er ging zur Tür. „Oder noch besser, stell dir vor, wie er am Galgen baumelt, denn er wird ganz sicher schuldig gesprochen, wenn ich nicht einschreite.“
Julianne starrte ihn sprachlos an. Wie sehr sie ihren Onkel hasste.
„Ich bin kein schlechter Mensch, Julianne. Ich bin ein Patriot und ich werde alles tun, was notwendig ist, um die Sicherheit dieses Landes zu gewährleisten.“ Er nickte ihr höflich zu. „Ich erwarte deine Antwort bis zum Wochenende.“
Als er weg war, rannte sie zur Tür und knallte sie zu.
13. KAPITEL
D ominic folgte dem Diener der d’Archands in den Salon, wo er auf Nadine wartete. Er sah Julianne wieder vor sich, wie sie die Schublade seines Secrétaire zuschob, als er in der Tür stand. Der Magen drehte sich ihm um. Sie hatte seinen Schreitisch durchsucht.
Spionierte sie ihn etwa für ihre radikalen Freunde aus? Sie hatte ihm bereits gesagt, dass die Jakobiner in Paris sie beauftragt hatten, eine Emigrantenfamilie in Cornwall aufzuspüren. Was verlangten sie sonst noch von ihr?
Er konnte es nicht glauben.
Nadine unterbrach seine trüben Gedanken. Sie war in helle rosa Seide gekleidet und lächelte ihn strahlend an. In diesem Augenblick erinnerte sie ihn wieder an die Frau, die er seit der Kindheit kannte. Aber das verbesserte seine Stimmung leider auch nicht. Nadine war eine Freundin und eine Verbündete. Er vertraute ihr rückhaltlos, aber Julianne, der Frau, die er liebte, konnte er nicht vertrauen.
„Ich habe mich schon gefragt, wann du mich mal wieder besuchen kommst“, sagte Nadine und betrachtete ihn fragend.
Dominic trat zu ihr, ergriff ihre Hände und küsste sie auf beide Wangen. „Du hättest mich nur darum bitten müssen.“
„Ich glaubte, wir könnten beide ein wenig Zeit brauchen, nachdem wir uns nach so langer Trennung wiedergesehen haben.“
Er geleitete sie zum Sofa. Nadine war immer eine sehr bedächtige Person gewesen, die sich alles gut überlegte. Ihre Bemerkung überraschte ihn nicht. „Wir haben schon immer das Gleiche gedacht. Ich brauchte ebenfalls etwas Zeit, um mich an die neuen Umstände zu gewöhnen.“
Sie setzte sich auf das Sofa und ergriff seine Hand mit beiden Händen. Diese Geste
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