Die Herausforderung
tun. Der Grund, warum er es tun wollte, war ihm selber nicht mehr ganz klar – er war sicher, dass Katie einverstanden wäre, wenn er ihr absagte. Aber dann würde sie, jedes Mal, wenn sie ihn ansah, daran denken, was für ein Schlappschwanz er war. Zum Teufel, was spielte das für eine Rolle? Warum war das auf einmal so wichtig geworden? Warum konnte er es nicht einfach gut sein lassen?
Das Licht neben der Haustür leuchtete zwei Mal kurz auf. Katie. Er wirkte vermutlich wie der größte Feigling aller Zeiten, wie er hier im Auto saß, als traute er sich nicht, hineinzugehen. Dean atmete tief ein. Aus. Ein.
Showtime.
Sie begrüßte ihn an der Tür. Ihr Lächeln reichte nicht ganz bis zu ihren Augen. „Hey. Ich dachte schon, du kommst nicht mehr.“
„Tja, da bin ich.“ Er hatte auf einmal das Gefühl, als hätte er Blumen oder so etwas mitbringen sollen. Irgendwie kam er sich … unbeholfen vor. Aber verdammt, das hier war Katie, seine Freundin. Er hätte wenigstens eine Flasche Wein mitbringen können.
„Komm rein.“ Sie trat beiseite und schloss die Tür hinter ihm.
Etwas unbehaglich standen sie im Flur. Dean erinnerte sich an seinen Abschlussball auf der Senior-Highschool. Da hatte er sich mit seinem Date genauso gefühlt. Als würde er eine Show abziehen, die ihm sowieso niemand abnahm.
Sollte er sie küssen? Normalerweise hätte er sie auf die Wange geküsst oder umarmt – wenn sie sich nicht zum Ficken verabredet hätten. Er hätte wenigstens einen Arm um ihre Taille gelegt, während er ihr ins Wohnzimmer folgte, und sie gefragt, wie ihr Tag gewesen war.
„Möchtest du etwas trinken? Ich habe den Wein da, den du so magst.“ Katie schaute ihn an. „Ehrlich gesagt habe ich ihn schon eingeschenkt, also sagst du besser Ja. Ich kann die Flasche schlecht alleine austrinken.“
Sie zeigte auf den Wohnzimmertisch. Eine Flasche, zwei Gläser. Sein Lieblingswein.
„Ja.“ Dean setzte sich, nahm ein Glas, schaute sie an. „Brauchst du das?“
Katie wirkte ein wenig überrascht. Sie setzte sich neben ihn und nahm ihr Glas in die Hand. „Du meinst … wegen heute Abend?“
„Ja.“ Dean räusperte sich. „Willst du es lieber absagen? Oder musst du dafür ein wenig angetrunken sein?“
Katie schüttelte lachend den Kopf. „Nein, Süßer, ich muss nicht angeschickert sein, um dich zu ficken. Außer … du willst nicht mehr?“
Sie sah zögerlich aus, ein Ausdruck, den Dean auch auf seinem eigenen Gesicht fühlte und der ihm gar nicht gefiel. „Nein. Ich meine … außer du willst nicht mehr.“
Katie seufzte schwer und ließ sich in die Kissen sinken, während sie an ihrem Wein nippte. „Oh, Dean. Hör mal, es war deine Idee, also wenn du nicht mehr willst, verstehe ich das total. Wir müssen keinen Sex haben. Glaub mir“, fügte sie leicht säuerlich hinzu, „du wärst nicht der erste Mann heute, der nicht mit mir schlafen will.“
Das klang schlimm. Vielleicht noch schlimmer als sein Streit mit Jacob. Dean drehte sich zu ihr herum. „Der Trottel Jimmy?“
Sie zuckte mit den Schultern und fuhr mit der Spitze ihres Zeigefingers über den Rand des Weinglases. Ein leiser Ton erklang. „Ich habe ihn heute getroffen. Ich meine, wirklich getroffen, nicht nur am Telefon mit ihm gesprochen.“
Sie erzählte von ihrer zufälligen Begegnung. Von dem Kaffee, den Berührungen. Dean ertrug es kaum, sie so traurig zu hören.
„Er ist ein totaler Schwachkopf“, sagte er. „Ein Idiot. Wirklich, Babe.“
Katies Seufzer klang ein wenig zittrig. Sie stellte ihr Glas auf den Tisch. „Ich sollte ihn einfach vergessen.“
Katie war normalerweise kein Kind von Traurigkeit, deshalb alarmierte es Dean umso mehr, sie am Rand der Tränen zu sehen. „Hey. Komm her.“
Er zog sie an sich, sodass sie sich an seine Seite kuscheln konnte. Ihre Wange lag an seiner Brust. Sie passte genau in die Kurve seines Arms; sein Kinn ruhte auf ihrem Haar. Sie seufzte noch einmal schwer und schlang ihre Arme um ihn.
„Wird schon wieder“, versicherte sie ihm, die Stimme durch sein Hemd gedämpft.
Er streichelte ihr übers Haar. So saßen sie eine Weile schweigend da. Die Worte, die er als Nächstes flüsterte, überraschten Dean selber.
„Er will eine echte Beziehung mit mir haben.“
„Natürlich will er das.“ Katie rieb ihre Wange an seiner Brust. „Du bist großartig.“
„Nein. Ich meine … ja“, stotterte Dean. „Aber das wollte ich nicht sagen.“
Schweigen.
„Du hast Angst“, sagte Katie
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