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Die Herren der Unterwelt 02 - Schwarzer Kuss

Die Herren der Unterwelt 02 - Schwarzer Kuss

Titel: Die Herren der Unterwelt 02 - Schwarzer Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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kleinste Welle. Die Sonne schien warm – es war schon Mittag –, und üppige grüne Büsche mit hellroten Blüten umrankten das Gebäude.
    Vielleicht hätten er und die anderen Krieger in Athen oder auf Kreta bleiben sollen, um näher an dem Tempel zu sein, den sie erforschen wollten. Doch dort wären sie nicht so ungestört geblieben wie auf den Inseln.
    „Je weniger, desto besser“, sagte er sich.
    Er konnte sich nicht daran erinnern, wie es das letzte Mal gewesen war, als er sich vor vielen Tausend Jahren dort aufgehalten hatte. Er konnte es also nicht mit der aktuellen Situation vergleichen. Jene Tage damals waren dunkel gewesen, und er erinnerte sich bruchstückhaft an Schreie und Schmerzen und Dinge, die so böse waren, dass er sich nicht daran erinnern wollte.
    Ich bin jetzt ein anderer.
    Und dennoch beschlich ihn das Gefühl, dass er bald die schlimmste Tat umsetzen würde. Er würde Anya umbringen. Denke nicht an ihren Tod, noch nicht.
    Worüber sollte er dann nachdenken? Er grübelte und schaute auf das kristallklare Wasser. Ob sie diesen Ausblick wohl genießen würde? Er rieb sich das Kinn und seufzte – nun war er wirklich neugierig. Würde es ihr hier gefallen?
    Das spielt keine Rolle. Du darfst nicht zulassen, dass es Bedeutung bekommt. Er blickte nach links – denk nicht an Anya – und entdeckte in der Ferne grüne Berge, deren Spitzen mit Weiß und einem hellen Lila überzogen waren. Sicherlich ist das hier das Schönste, was die Götter jemals erschaffen hatten.
    Nein, das war Anya.
    Er knirschte mit den Zähnen. Was konnte er tun, damit er nicht immerzu an sie denken musste? Er wusste, wonach ihm zumute war. Genau hier auf der Terrasse wollte er sie ausziehen und ihren Körper an das Eisengitter pressen, während die Sonnenstrahlen sie in ihr goldenes Licht tauchten. Wie die Sonne wollte er ihre Haut streicheln. Er würde sie so zart berühren, dass es ihr gleichgültig war, wie viele Narben er hatte. Er würde sie zum Höhepunkt bringen, immer wieder und wieder, bis sie seinen Namen keuchte. Sie würde mehr von ihm wollen. Er wollte sie soweit bringen, dass sie ihn verzweifelt begehrte und alle Männer vergaß, die sie jemals zuvor gehabt hatte. Sie würde nur noch an ihn denken. Nur Lucien würde sie haben wollen.
    Die Chance, dass das jemals Wirklichkeit werden würde, war so gering wie die, dass sein Gesicht wieder in seiner ursprünglichen Schönheit erstrahlen würde. Nicht, dass er das wollte. Jede einzelne seiner Narben hatte er sich redlich verdient. Sie waren ein Teil von ihm und erinnerten ihn immer daran, dass die Liebe zu einer Frau auch immer gleichzeitig Qualen und Schmerzen bedeutete.
    Gerade jetzt half ihm diese Erinnerung.
    Er durfte es nicht länger aufschieben, über Anyas Tod nachzudenken. Sie würde ihm noch länger im Kopf herumspuken, wenn er nicht bald eine Lösung fand. Bring es hinter dich. Wie sollte er sie töten? Er wollte ihr keine Schmerzen zufügen, also musste es schnell gehen. Wie sollte er es anstellen? Nachts, während sie schlief? Er spürte seinen Magen brennen. Was würden die Titanen mit ihm machen, wenn es ihm nicht gelänge? Würde er wie Aeron damit bestraft werden, dass sein Durst nach Blut unstillbar war? Würde es seine Freunde dahinraffen, einen nach dem anderen? Bei diesem Gedanken wurde er wütend und spürte eine Pein im Herzen, als würde man ihn mit Messern malträtieren.
    Lucien holte einen der Lollis aus der Tasche, wickelte ihn aus und schnupperte daran. Sofort erregte ihn der Duft. Allein die Erinnerung an Anya reichte dazu. Warum hatte er solch eine Dummheit begangen? Die Wut kam wieder, nur richtete sie sich dieses Mal gegen ihn selbst.
    Mürrisch warf er den Lutscher über das Geländer. Als er im Wasser auftraf, gab es ein platschendes Geräusch. Auf der glatten Oberfläche bildeten sich kleine Wellen, die nacheinander verschwanden.
    Hinter ihm ging eine Tür auf. Dann wurde sie geschlossen. Plötzlich hörte er männliche Stimmen und unterdrücktes Lachen. Lucien drehte sich unbekümmert um. Im Raum stand aufrecht Paris, wie immer blass und perfekt aussehend, und strahlte, als habe er gerade den besten Sex seines Lebens gehabt. Der Krieger war gerade mit einer Frau im Bett gewesen, so viel war sicher.
    Hinter ihm stand Amun, ein stiller, dunkler Mann, der unzählige Geheimnisse hatte.
    Strider, dessen unglaublich anziehendes Gesicht vor Freude geradezu leuchtete, schlug Gideon auf die Schulter. „Weißt du, du bist einfach nur

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