Die Herren der Unterwelt 02 - Schwarzer Kuss
vermutlich ansah.
Maddox verstand und nickte. „Ashlyn.“ Er legte ihr die Hand auf die Schulter. „Lucien bereitet sich auf seine Reise zum Tempel vor. Wir lassen ihn besser in Ruhe.“
Sie schüttelte die Hand des Kriegers nicht ab. Stattdessen lehnte sie sich an ihn. Doch sie wich keinen Zentimeter und betrachtete Lucien aufmerksam. „Du siehst nicht gut aus.“
„Mir geht es gut“, log er. Sollte er ihnen die Wahrheit sagen? Er beugte sich vor, griff nach den Riemen seiner Reisetasche und warf sie auf das Bett.
„Deine Hände bluten, und deine Knochen sind … meine Güte.“ Sie runzelte die Stirn und streckte die Hand nach ihm aus.
Maddox berührte ihre Hand, um sie zurückzuhalten. Obwohl er der Hüter der Gewalt war, behandelte er seine Freundin mit äußerster Zärtlichkeit. Er beschützte sie in einem Maße, dass es fast komisch wirkte.
„Maddox“, sagte sie verärgert. „Ich will doch nur nachsehen, wie schlimm er verletzt ist. Vielleicht müssen wir ihn verarzten.“
„Lucien heilt schon, und du musst dich ausruhen.“
„Ausruhen, ausruhen, ausruhen. Ich bin schwanger, nicht krank.“
Das stolze Paar hatte die Nachricht erst vor wenigen Tagen bekannt gegeben. Ab und zu freute sich Lucien für sie, aber dann fragte er sich, wie ihr Kind werden würde. Wie würde der Nachkomme eines Kriegers, der von einem Dämon besessen war, und von einer sterblichen Frau, die über übersinnliche Kräfte verfügte, wohl aussehen. Wurde er ein Halbdämon? Einfach ein Dämon? Ein Sterblicher? Früher hatte sich Lucien auch Gedanken darüber gemacht, wie sein eigenes Kind sein würde, hätten er und Mariah eines bekommen. Aber sie war ihm schon genommen worden, bevor sie sich darüber einig gewesen waren, ob sie überhaupt Kinder wollten.
„Dein Mann hat recht. Mir geht es gut.“
Ashlyn sah ihn entschlossen an und suchte mit ihren großen braunen Augen seinen Blick. Sie mochte wohl sanft sein, aber sie war auch äußerst dickköpfig.
Ashlyn war in einem medizinischen Labor groß geworden. Als Kind wurde sie viel untersucht, und ihre besonderen Fähigkeiten wurden dort genutzt. Erst kürzlich hatte sie gelernt, diese Fähigkeit zu beherrschen. Wo auch immer sie war, konnte Ashlyn jedes Gespräch hören, gleichgültig, wie viele Jahre oder Jahrhunderte seither vergangen waren. Allerdings konnte sie keine Gespräche verstehen, die nur unter Unsterblichen geführt wurden. Das machte sie rasend, wenn sie versuchte, Antworten auf ihre Fragen zu bekommen.
„Es gibt schon Gerüchte über dich und diese Frau aus dem Club.“ Sie blinzelte unschuldig. „Wer ist sie?“
„Niemand.“ Nur der neue Mittelpunkt seiner Welt. Anya, die schöne Anya. Lucien ballte die Fäuste. Allein ihr Name genügte, um ihn zu erregen. Sein Blut geriet in Wallung, und er spürte, wie die Lust in ihm aufstieg. Du bekommst sie nicht. „Krieger sollten nicht tratschen.“
Er und Anya wirkten wahrscheinlich lächerlich, wenn sie zusammen waren. Sie war der Inbegriff von üppiger Weiblichkeit, und er war eine hässliche Kreatur. Dennoch konnte er nicht anders, als sich vorzustellen, wie er seine Hände in ihren Haaren vergrub und ihre Körper miteinander verschmolzen. Hart … schnell … langsam … zärtlich.
Hübsch. Der Tod knurrte plötzlich.
Überrascht blinzelte Lucien. Normalerweise war der Dämon eher ein starkes Gefühl als eine Stimme. Er war zwar stets ein Teil von Lucien, verhielt sich aber immer distanziert. Warum sollte er sich jetzt zu Wort melden? Lucien hatte keine Ahnung. Dennoch ertappte er sich dabei, dass er seinem Dämon antwortete. Ja, das stimmt. Vier Mal hatte er sie getroffen. Vier Mal hatten sie miteinander gesprochen. Die ganzen letzten Wochen hatte er ihren Duft wahrnehmen können. Und schon war sie in seine Zellen eingebrannt, in seine Gedanken, sein Verlangen, seine Pläne – mehr als jeder andere, sogar mehr als es seine geliebte Mariah jemals gewesen war.
Du willst sie. Es war der Tod, der zu ihm sprach.
Ja.
Sie schmeckt gut. Nimm sie dir, bevor wir sie töten.
Nein! Auch als er das zu sich sagte, spürte Lucien, wie der Dämon in seinem Innern tobte und ihn zwingen wollte, Anya zu suchen.
Er stampfte auf. Noch nicht!
„Lucien“, versuchte Ashlyn ihn wieder in die Gegenwart zurückzuholen. Der Druck schien von ihm zu weichen. „Ich bin kein Krieger, also darf ich tratschen. Du hast sie geküsst. Alle sagen, dass du sie vor allen Leuten …“
„Mir geht es gut, und die Frau hat
Weitere Kostenlose Bücher