Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
Vom Netzwerk:
war besser so.«
    Fabian wurde einer Antwort enthoben, weil hinter ihm Burin in den Raum drängte. »Wo gibt es hier ein gutes dunkles Bier, lieber Kim?«, hub er an, als er plötzlich einer weiteren Person im Raum gewahr wurde.
    Er saß in dem großen Lehnstuhl am Kaminfeuer, die Beine auf ein Fußbänkchen gestellt, mit einer langen Meerschaumpfeife in der einen und einem großen Bierkrug in der anderen Hand.
    Er war der älteste, ehrwürdigste Zwerg, den man sich vorstellen konnte. Sein Bart reichte ihm bis zum Gürtel, und seine Augenbrauen waren zu dichten Hecken zusammengewachsen. Er saß so still wie der Stein, aus dem er geschaffen war, vor Urzeiten, von der Hand des Meisters der Untererde. An seiner Rechten blinkte ein goldener Ring mit einem Stein wie aus Topaz.
    »Ardhamagregorin.« Burorin verneigte sich. »Euch habe ich nicht hier erwartet.«
    »Bin ich nicht auch ein Ringträger?«, sprach der Erzmeister. »Haben nicht die Ringträger beschlossen, sich nach einem Jahr hier wieder zu treffen, um die Läufte der Welt zu besprechen. Und außerdem: Nennt mich Gregorin. Lange Namen sind ehrenvoll, aber mitunter etwas umständlich.«
    Burin kam immer noch aus dem Staunen nicht heraus. »Ihr raucht, Erzmeister? Und trinkt?«
    »Nun ja«, grollte der Alte mit einer Stimme rau wie Stein, »immer die Tore der Untererde zu bewachen ist auf die Dauer etwas eintönig. Also habe ich mir das Rauchen angewöhnt. Es ist ein erworbener Geschmack, ich gebe es zu. Und was das Trinken betrifft: Das Bier ist wirklich gut.«
    »Keine Frage«, sagte Marina, die mit zwei Händen voll gefüllter Humpen den Raum betrat. »Greift zu, meine Herren. Der Wirt vom ›Goldenen Pflug‹ hat nach dieser reichen Ernte genug für alle gebraut.«
    Fabian nahm ihr zwei Krüge ab und reichte sie weiter an Kim. Der wollte ihn aus reiner Höflichkeit an Ithúriël weitergeben, hielt dann aber inne.
    »Habt Ihr schon einmal Bier getrunken, Prinzessin?«, fragte er vorsichtshalber.
    »Nein«, sagte sie, »nicht, dass ich mich erinnern könnte. Ist es gefährlich?«
    »Nur wenn man zu viel davon trinkt«, erklärte Burin mit seinem rollenden Bass.
    »Dann, Zwergenmeister«, schloss sie mit ihrer glockenhellen Stimme, »werde ich das tunlichst vermeiden.«
    »Es ist üblich«, sagte Fabian, »dass jemand einen Trinkspruch ausbringt, wenn sich alte Freunde wieder begegnen. Wollt Ihr uns die Ehre erweisen, Hoher Elbenfürst?«
    Arandur überlegt nur einen Augenblick. »Auf die Zeit«, sagte er. »Dass sie uns immer, von Anfang bis Ende, auf den Weg bringt, der zurück nach Hause führt.«
    Ein seltsamer Trinkspruch, dachte sich Kim, aber er hob mit den anderen das Gemäß und trank. Das Bier war würzig und gut, und es rann die Kehle hinab wie kühles, flüssiges Gold.
    »Ah«, sagte er schließlich, um das einsetzende Schweigen zu brechen, »es ist gut, wenn alle einmal wieder zusammen sind.«
    »Einer fehlt noch«, meinte der hohe Elbenfürst.
    Der letzte Gast kam, als es schon auf Mitternacht zuging.
    Regen hatte eingesetzt. Die Schleusen des Himmels, die den ganzen Abend unter dem Druck der aufgestauten Fluten geächzt hatten, hatten sich endlich geöffnet. Zuerst waren es nur Tropfen gewesen, die satt und schwer auf den Boden klopften. Dann hatte sich das Tropfen verstärkt, war zu einem Prasseln geworden, bis schließlich die Fluten Sturzbächen gleich herniederrauschten. Und am Ende hatte es wieder nachgelassen, bis auf ein stetes Trommeln, das gegen die Fensterscheiben schlug und den Geist einlullte, bis man es kaum noch wahrnahm.
    Kim stand an die Wand des Kamins gelehnt, die warmen Steine im Rücken, und nuckelte an seiner Pfeife. Es war gut, wieder unter Freunden zu sein und in alten Erinnerungen zu schwelgen. Auch wenn sich manches verändert hatte, wie er selbst kritisch feststellte.
    »Du hast einiges an Gewicht zugelegt«, meinte er zu Burin.
    Der nahm unschuldigen Blickes einen weiteren Zug aus seinem Humpen. »Das ist das Schicksal von glücklich verheirateten Männern«, behauptete er mit einem liebevollen Blick auf Marina, die in ein angeregtes Gespräch mit der Elbenprinzessin versunken war. »Aber es stört sie nicht; im Gegenteil. Und es behindert mich nicht bei meiner Arbeit. Ich sage dir, Kim: Selbst wenn in vielen Jahrhunderten einmal Schiffe aus Stahl zu den Sternen fliegen, wird es immer noch dicke Männer geben, die sich um die Maschinen kümmern. Aber sag mir, was macht deine Arbeit?«
    »Oh«, sagte Kim. Es schien seine

Weitere Kostenlose Bücher