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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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König. Ich beugte mich zu ihm hinüber und nahm
     seine Zügel. «Zeit, ihnen einen Gruß zu entbieten, Herr», erklärte ich ihm. «Zeit, sich großzügig zu erweisen.»
    «Aber», er sah zu Hrothweard hinunter.
    «Er ist ein Dieb», sagte ich, «und Diebe müssen sterben. So will es das Gesetz. So würde Alfred entscheiden.»
    «Ja», sagte Guthred, und wir überließen Hrothweard |470| den heidnischen Dänen, und seine Schreie klangen noch lange zu uns herüber. Ich weiß nicht, was sie mit ihm gemacht haben,
     denn von seinem Körper blieb nicht viel übrig, wenn sein Blut auch in weitem Kreis um die Stelle, an der er starb, das Gras
     verdunkelte.
    An diesem Abend hielten wir eine dürftige Siegesfeier ab. Dürftig, weil wir kaum etwas zu essen hatten, doch immerhin gab
     es reichlich Bier. Die dänischen Thegn schworen Guthred die Treue, während die Priester und Mönche in der Kirche zusammenhockten
     und darauf warteten, ermordet zu werden. Hrothweard war tot, und Jænberht war umgebracht worden, und deshalb erwarteten sie
     alle, nun auch selbst zu Märtyrern zu werden. Doch ein Dutzend nüchterne Männer von Guthreds Haustruppe genügte, um sie zu
     beschützen. «Ich werde sie ihren Schrein für Sankt Cuthbert bauen lassen», erklärte Guthred mir.
    «Das würde Alfred sehr befürworten», sagte ich.
    Guthred starrte über das Lagerfeuer hinweg, das wir auf einer Straße in Cetreht entzündet hatten. Ragnar lieferte sich ungeachtet
     seiner verkrüppelten Hand einen Ringkampf mit einem riesigen Dänen, der zuvor Ivarr gedient hatte. Beide Männer waren betrunken,
     und weitere Betrunkene feuerten sie an und schlossen Wetten darüber ab, wer gewinnen würde. Guthred starrte hin, doch er nahm
     den Wettkampf nicht wahr. Er dachte nach. «Ich hätte niemals geglaubt», sagte er schließlich immer noch fassungslos, «dass
     Pater Hrothweard ein Dieb sein könnte.»
    Gisela, die sich unter meinem Umhang an meine Schulter geschmiegt hatte, bebte vor unterdrücktem Lachen. «So wie kein Mensch
     jemals glauben würde, Herr, dass Ihr und ich Sklaven gewesen sein könnten», gab ich zurück, «und dennoch waren wir es.»
    «Ja», sagte er verwundert, «das waren wir.»
    |471| Es sind die drei Spinnerinnen, die über unser Leben bestimmen. Sie sitzen an der Wurzel Yggdrasils, und dort treiben sie ihre
     Scherze mit uns. Es hat ihnen gefallen, Guthred den Sklaven in Guthred den König zu verwandeln, ebenso wie es ihnen gefiel,
     mich wieder südwärts nach Wessex zu schicken.
    Doch in Bebbanburg, wo das graue Meer für alle Zeiten auf die langen, hellen Strände schlägt und der kalte Wind das Banner
     mit dem Wolfskopf über dem Palas flattern lässt, fürchteten sie unterdessen meine Rückkehr.
    Denn das Schicksal lässt sich nicht betrügen, es lenkt uns, und wir alle sind seine Sklaven.

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    |473| NACHWORT DES AUTORS
    Die Herren des Nordens
setzt mit seiner Handlung etwa einen Monat nach Alfreds erstaunlichem Sieg bei Ethandun über die Dänen ein. Diese Geschichte
     wird in
Der weiße Reiter
erzählt. Guthrum, bei Ethandun der Anführer der unterlegenen Streitmacht, flüchtete anschließend nach Chippenham, wo er von
     Alfred belagert wurde. Doch die Feindseligkeiten kamen schnell zum Ende, denn Alfred und Guthrum schlossen einen Friedensvertrag
     miteinander. Darauf zogen sich die Dänen aus Wessex zurück, und Guthrum und seine mächtigsten Grafen traten geschlossen zum
     Christentum über. Alfred wiederum erkannte Guthrum als König von Ostanglien an.
    Die Leser der beiden ersten Bände dieser Romanserie wissen, dass Guthrum nicht gerade dafür berühmt war, seine Friedensverträge
     einzuhalten. So brach er die Waffenruhe, die in Wareham beschlossen worden war, und ebenso das Abkommen, das man in Exeter
     ausgehandelt hatte. Doch sein letzter Friedensvertrag hatte Bestand. Guthrum nahm Alfred als Paten an und ließ sich auf den
     Namen Æthelstan taufen. Eine der Überlieferungen berichtet, dies sei in dem Taufbecken geschehen, das noch heute in der Kirche
     von Aller in Somerset zu sehen ist, und es scheint so, als habe diese Konversion tatsächlich aus Überzeugung stattgefunden,
     denn als Guthrum nach Ostanglien zurückgekehrt war, regierte er als christlicher Monarch. Weitere Verhandlungen zwischen Guthrum
     und Alfred führten im Jahre 886 zum Vertrag von Wedmore, der England in zwei Einflusssphären aufteilte: Wessex und das südliche
     Mercien |474| wurden sächsisch, während

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