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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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des Nordens gewesen war, der Wessex geholfen hatte, die Dänen zu
     schlagen, trieb König Egbert so schnell den Verstand aus wie die näher kommende Sense das Rebhuhn aus dem Nest. Er hatte jedes
     Recht, über Alfreds Sieg erfreut zu sein, und zweifellos hatte er es satt, seine Regierung unter dänischer Aufsicht führen
     zu müssen, doch er hätte dem Priester danken und dann dafür sorgen sollen, dass er den Mund hielt. Am besten hätte er ihn
     wie einen Hund in den Zwinger gesperrt. Doch stattdessen hatte er bei Wulfhere, dem Erzbischof von Eoferwic, eine Dankesmesse
     bestellt, die in der größten Kirche der Stadt abgehalten werden sollte. Wulfhere war kein Dummkopf, und so hatte er augenblicklich
     ein schweres Fieber bekommen und war zur Erholung aufs Land gereist. Doch ein Narr namens Pater Hrothweard nahm seinen Platz
     ein und ließ Eoferwics große Kirche von seiner Predigt widerhallen, in der er behauptete, der Heilige Cuthbert sei vom Himmel
     herabgestiegen, um die Westsachsen zum Sieg zu führen. Und diese unsinnige Geschichte hatte die Sachsen von Eoferwic davon
     überzeugt, dass Gott und der Heilige Cuthbert dabei waren, ihr Land von den Dänen zu erlösen. Und so hatte das Töten angefangen.
    All das erfuhr ich auf dem Weg in die Stadt. Ich erfuhr auch, dass kaum hundert dänische Kämpfer in Eoferwic gewesen waren,
     weil Graf Ivarr die anderen auf einen Zug nach Norden mitgenommen hatte, um ein schottisches |34| Heer zu stellen, das über die Grenze vorgestoßen war. Seit Menschengedenken hatte es keinen derartigen Vorstoß gegeben, doch
     in Südschottland regierte ein neuer König, der geschworen hatte, Eoferwic zu seiner Hauptstadt zu machen. Also war Graf Ivarr
     mit seinem Heer nordwärts gezogen, um den Schotten eine Lektion zu erteilen.
    Ivarr war der eigentliche Herrscher im südlichen Northumbrien. Wenn er sich hätte König nennen wollen, hätte ihn niemand daran
     hindern können, doch es war für ihn vorteilhaft, einen verlässlichen Sachsen auf dem Thron sitzen zu haben, der die Steuern
     einzog und dafür sorgte, dass die sächsischen Getreuen friedlich blieben. Ivarr konnte sich unterdessen dem widmen, worin
     seine Familie am besten war: Er konnte Krieg führen. Er war ein Lothbrok, und es war ihr besonderer Stolz, dass kein Lothbrok
     je im Bett gestorben war. Sie starben kämpfend mit dem Schwert in der Hand. Ivarrs Vater und einer seiner Onkel waren in Irland
     umgekommen, während Ubba, der dritte der Lothbrok-Brüder, bei Cynuit unter meinem Schwert gefallen war. Und jetzt zog Ivarr,
     der jüngste Schwert-Däne einer kriegsvernarrten Sippe, gegen die Schotten und hatte geschworen, ihren König versklavt und
     in Ketten nach Eoferwic zu bringen.
    Ich dachte, dass sich kein Sachse, der bei klarem Verstand war, gegen Ivarr erheben würde, dessen Grausamkeit der seines Vaters
     in nichts nachstand. Aber Alfreds Sieg und die Behauptung, der Heilige Cuthbert habe ihn herbeigeführt, hatte in Eoferwic
     die reine Tollheit ausbrechen lassen. Und Pater Hrothweard nährte sie noch mit seinen Predigten. Lauthals verkündete er, Gott,
     der Heilige Cuthbert und eine Heerschar von Engeln würden vom Himmel herabkommen und die Dänen aus Northumbrien vertreiben.
     Meine Ankunft sorgte nur dafür, dass der Wahn sich noch |35| steigerte. «Gott hat Euch gesandt», sagten die Männer, die mich vom Schiff hatten kommen sehen, immer wieder, und sie riefen
     den Leuten zu, dass ich Svein getötet habe. Während wir uns einen Weg zum Palas bahnten, folgte Hild und mir eine wachsende
     Schar Menschen. Es ging durch enge Straßen, auf denen immer noch die dunklen Flecken des dänischen Blutes zu sehen waren.
    Ich war früher schon einmal im Palas von Eoferwic gewesen. Es war ein römischer Bau aus guten, hellen Steinen. Das Ziegeldach,
     das nun an vielen Stellen mit rußgeschwärztem Stroh geflickt war, ruhte auf mächtigen Säulen. Den Boden hatten einst ebenfalls
     gebrannte Steine bedeckt, die Bilder der römischen Götter zeigten, doch nun war davon kaum noch etwas zu sehen, und die wenigen
     Stellen, die noch übrig waren, bedeckten Binsen, auf denen das Blut des Vortages erstarrt war. In der großen Halle stank es
     wie in einem Schlachthof, und die lodernden Fackeln, die den tiefen Raum erhellten, erfüllten die Luft mit beißendem Rauch.
    Der neue König Egbert entpuppte sich als der Neffe des alten Königs Egbert, und er hatte genau den gleichen verschlagenen
     Gesichtsausdruck und

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