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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Massaker
     überlebt, weil er mit einer Sächsin verheiratet und von der Familie seiner Frau versteckt worden war. Er sah mich in dem Gasthaus
     und fragte, ob ich Uhtred von Bebbanburg sei.
    «Das bin ich.»
    |41| Er setzte sich zu mir, neigte respektvoll seinen Kopf in Hilds Richtung und bestellte dann mit einem Fingerschnippen bei einem
     Wirtsmädchen Bier für uns. Bolti war dick und kahl, sein Gesicht war von Pockennarben übersät, seine Nase war schon einmal
     gebrochen, und aus seinen Augen sprach die Angst. Seine beiden Söhne, beide Halbsachsen, drückten sich hinter seinem Rücken
     herum. Ich schätzte den einen auf etwa zwanzig Jahre und den anderen fünf Jahre jünger. Beide trugen Schwerter, und keiner
     schien sich mit den Waffen recht wohl zu fühlen. «Ich kannte Graf Ragnar den Älteren», sagte Bolti.
    «Ich kannte ihn auch», sagte ich, «aber an dich erinnere ich mich nicht.»
    «Als er das letzte Mal auf der
Windviper
gesegelt ist», sagte er, «habe ich ihm Taue und Ruderschäfte verkauft.»
    «Hast du ihn betrogen?», fragte ich höhnisch.
    «Ich habe ihn gemocht», erwiderte er heftig.
    «Und ich habe ihn geliebt», sagte ich, «weil er für mich zum Vater geworden ist.»
    «Das weiß ich», sagte er, «und ich erinnere mich an dich.» Dann verstummte er und warf einen Blick auf Hild. «Du warst sehr
     jung», sprach er dann weiter und sah wieder mich an, «und du warst mit einem schmächtigen dunkelhaarigen Mädchen zusammen.»
    «Also erinnerst du dich wirklich an mich», sagte ich und unterbrach mich, denn unser Bier wurde gebracht. Mir fiel auf, dass
     Bolti, obwohl er Däne war, ein Kreuz um den Hals trug, und er hatte meinen Blick bemerkt.
    «In Eoferwic», sagte er und berührte das Kreuz, «muss ein Mann dafür sorgen, dass er am Leben bleibt.» Er zog seinen Kragen
     auf, und ich sah, dass er darunter Thors Hammeramulett verbarg. «Am liebsten töten sie Heiden», erklärte er.
    |42| Ich zog mein eigenes Hammeramulett aus meinem Wams. «Sind viele Dänen inzwischen Christen geworden?», fragte ich.
    «Ein paar», sagte er widerwillig. «Willst du zu dem Bier etwas essen?»
    «Ich will wissen, warum du mit mir redest», sagte ich.
    Er wollte die Stadt verlassen. Er wollte seine sächsische Frau, seine beiden Söhne und zwei Töchter möglichst weit wegbringen,
     bevor die Dänen ihre blutige Rache nahmen, und er wollte, dass ihn ein erfahrener Kämpfer beschützte. Er sah mich mit jämmerlicher
     Miene und hoffnungslosem Blick an und hatte keine Ahnung, dass das, was er wollte, genau das Gleiche war, was ich wollte.
     «Und wo willst du hin?», fragte ich.
    «Nicht nach Westen», sagte er, und ein Schauer überlief ihn. «In Cumbrien stirbt man jetzt zu leicht.»
    «In Cumbrien stirbt man immer zu leicht», sagte ich. Cumbrien war der Teil Northumbriens, der auf der anderen Seite der Hügel
     an die irische See grenzte. Es wurde von Schotten aus Strath Clota, von Nordmännern aus Irland und von Britonen aus dem nördlichen
     Wales überfallen. Einige Dänen hatten sich in Cumbrien niedergelassen, aber es waren nicht genug, um die wilden Einfälle und
     die Verwüstungen aufzuhalten.
    «Ich will nach Dänemark», sagte Bolti, «aber es gibt keine Kriegsschiffe.» Die einzigen Schiffe, die noch in Eoferwic vor
     Anker lagen, gehörten sächsischen Händlern, und wenn irgendwer versuchen würde, loszusegeln, würden ihn die dänischen Schiffe
     abfangen, die bestimmt in der Mündung des Humber lagen.
    «Also?», fragte ich.
    «Also will ich Richtung Norden», sagte er, «und mich Ivarr anschließen. Ich kann dich bezahlen.»
    |43| «Und du glaubst, ich kann dich bei der Durchquerung von Kjartans Land schützen?»
    «Ich glaube, mit Ragnars Sohn an meiner Seite bin ich besser dran als ohne ihn», gab er zu, «und wenn die Leute erfahren,
     dass du mit mir unterwegs bist, werden sich uns weitere Männer anschließen.»
    Also ließ ich mich von ihm bezahlen, und ich forderte sechzehn Shilling, zwei Stuten und einen schwarzen Hengst, und als er
     den Preis des Hengstes hörte, wurde Bolti ganz blass. Ein Mann hatte den Hengst durch die Straßen geführt und ihn feilgeboten,
     und Bolti kaufte das Tier, weil seine Angst, in Eoferwic in der Falle zu sitzen, vierzig Shilling wert war. Das schwarze Pferd
     war im Kampf erprobt, was bedeutete, dass laute Geräusche es nicht schreckten und es sich mit einem Schenkeldruck lenken ließ,
     sodass ein Mann die Hände für Schild und Schwert frei

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