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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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für Mikey und ihn, Jef, getan? Nichts, außer daß er mit seiner flinken Zunge den Leuten, die Jef und den Maolot zu bedrohen schienen, Vorsicht und Mäßigung geraten hatte. Nie und nirgends hatte er wirklich die Macht, über die er als ein John Smith verfügen mußte, eingesetzt, um ihnen direkt zu helfen.
    Wenn man zu all diesen Dingen seine schlüpfrige Art rechnete, mit der er jeder ihm von Jef gestellten Frage auswich, und dazu noch seine einem John Smith ganz und gar nicht entsprechende Erscheinung – dann mußte ein Mensch schon sehr dumm oder sehr vertrauensselig sein, wenn er ihm weiterhin glaubte. Jef hielt sich weder für dumm noch für besonders vertrauensselig.
    Sorgfältig steckte er die Ausweismappe dahin zurück, wo er sie gefunden hatte, und drückte den Bezug des Kofferdeckels an. Das Loch, das Mickeys Klaue gerissen hatte, war klein und kaum zu sehen. Wenn Jef ein bißchen Glück hatte, würde Martin es nicht bemerken, zumindest nicht sofort. Andererseits, wenn er es entdeckte, war Jef bereit, dem anderen geradeheraus zu sagen, warum er nachgeforscht, was er gefunden und welcher Verdacht sich bei ihm dadurch zur Gewißheit verstärkt hatte.
    Nun schloß er den Koffer und führte Mikey aus dem Schlafzimmer. Aber an der Tür der Suite wurde ihm bewußt, daß sein Gewissen ihm zu schaffen machte. Er zögerte. Nach einer Sekunde ging er jedoch hinaus, stellte den Riegel so, daß er hinter ihm einrasten würde, brachte Mikey auf den Flur und schloß die Tür leise, aber energisch hinter sich. Der Riegel klickte und saß fest.
    Immer noch zögerte Jef. Ganz gleich, was Martin sonst noch sein mochte, ob er aus Gewinnsucht oder Selbstschutz zu seinen Gunsten gesprochen hatte, Tatsache blieb, daß er sowohl dem Maolot als auch Jef damit einen großen Gefallen getan hatte. Und, verdammt, in keinem Fall brachte Jef es über sich, ihn zu verabscheuen. Es nagte an ihm, daß seine Schlußfolgerungen zwar brillant sein mochten, es aber an Nächstenliebe gegenüber einem, der sich zumindest durch seine Handlungen als Freund erwiesen hatte, fehlen ließen.
    Nach einem Augenblick kehrte Jef in sein eigenes Zimmer zurück, griff nach einem Schreibblock und warf impulsiv eine kurze Nachricht für Martin auf das Papier.
     
    Lieber Martin,
    Mikey und ich stehen in Ihrer Schuld für das, was Sie für uns getan haben. Wir brechen morgen früh in das Oberland und die Berge auf. Aber ich wollte Sie noch darum bitten, daß Sie es mich wissen lassen sollen, wenn wir auch Ihnen einmal helfen oder uns revanchieren können, soweit es in unserer Macht steht.
    Mit besten Grüßen
    Jef Aram Robini
     
    Er riß das Blatt ab und schob es unter der Tür der Suite hindurch. In sein Zimmer zurückgekehrt, empfand er den Frieden eines beruhigten Gewissens. Wenn Martin wirklich in eine entweder illegale oder anrüchige, anfechtbare Sache – oder beides – verwickelt war, hatte er ihm alle Hilfe angeboten, die er geben konnte, um ihm herauszuhelfen. Die Nachricht sagte nicht ausdrücklich, welche Art von Hilfe es sein sollte. Aber Jef konnte Martin genau sagen, was er tun oder nicht tun würde, sobald Martin zu ihm kam und um diese Hilfe bat. Und wenn Martin sich niemals meldete – nun, das Angebot war gemacht worden.
    Jef setzte sich auf das Bett. Was er jetzt auf der Stelle tun sollte, war, die Dinge auszusortieren, die er morgen, wenn er ins Oberland aufbrach, in seinem Rucksack mitnehmen wollte. Die schwereren Vorräte und Ausrüstungsgegenstände sowie das meiste Gepäck, das vom Schiff gebracht worden war, würde ihm mit einem der Lastwagen nachgeschickt werden müssen, die einmal im Monat die Versorgungslager in den Bergen anfuhren. Jef selbst hatte keine Lust, mehrere Wochen zu warten, nur damit er einen Teil seines Weges bis zu seinem Zielort fahren konnte. Lieber wollte er laufen. Und noch wichtiger war, daß er darauf brannte, Mikey wieder in seine angestammte Umgebung zu bringen und mit den Beobachtungen zu beginnen, derentwegen er hergekommen war.
    Im Augenblick fühlte er sich jedoch von den Ereignissen eines Tages voller Unruhe, Spannungen und unwahrscheinlicher Abenteuer überwältigt. Er merkte plötzlich, daß er wie betäubt vor Müdigkeit war. Er schleuderte die Schuhe von den Füßen, streckte sich auf dem Bett aus, faßte nach der Kontrolltafel und schaltete das Licht im Zimmer ab.
    Nur eine halbe Stunde, dann wollte er aufstehen und packen … Er erwachte schlagartig im Dunkeln. Er lag still, sich vage der

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